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Tod in den Anden

Tod in den Anden

Titel: Tod in den Anden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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nähert sich den Geistern. Die Terroristen haben ihn damals in Pampa Galeras nicht umgebracht, weil die in den Bergen ihn bestimmt schützen. Oder vielleicht haben sie ihn für etwas Höheres bestimmt. Ihn würden sie, die in den Grabstätten schlafen, mit offenen Armen empfangen, genau wie die Festvorsteher der alten Zeiten, die ihnen von den Frauen überbracht wurden. Aber ihr bescheißt euch vor Angst, trotz eurer Männerhosen und der Eier, mit denen ihr so viel herumprahlt. Lieber verliert ihr eure Arbeit, lieber laßt ihr euch von den pishtacos ausdörren und in Scheiben schneiden, von den Terroristen in ihre Milizstecken, totsteinigen, alles, nur nicht eine Verantwortung übernehmen. Man braucht sich nicht zu wundern, daß es in Naccos keine Frauen mehr gibt. Sie hielten einst dem Ansturm der bösen Geister stand, sie bewahrten das Leben und den Wohlstand des Dorfes. Mit ihrem Fortgang begann der Absturz, und ihr habt keinen Mut, ihn aufzuhalten. Ihr laßt zu, daß das Leben verrinnt und der Tod die leeren Orte besetzt. Es sei denn . . .«
    »Das mit den Dollars hat mir nichts ausgemacht, sie gehörten ihr«, erklärte Tomasito im Brustton der Überzeugung. »Aber daß sie fortging, der Gedanke, daß ich Mercedes nie wiedersehen würde, daß sie die Frau eines anderen oder anderer sein würde und niemals meine, das war ein furchtbarer Schlag. Das hat mich am Boden zerstört, Herr Korporal. Ich habe sogar daran gedacht, mich umzubringen, muß ich Ihnen sagen. Aber nicht einmal dazu konnte ich mich aufraffen.«
    »Kein Wunder«, bemerkte Lituma. »Jetzt verstehe ich dich besser, Tomasito. Dein Geschluchze im Schlaf zum Beispiel. Jetzt versteh ich es. Und auch, daß du nur ein Thema hast und von nichts anderem sprichst. Aber es fällt mir schwer zu verstehen, daß du sie nach einer solchen Gemeinheit, nachdem Mercedes abgehauen ist, trotz allem, was du für sie getan hast, noch immer liebst. Du müßtest sie doch eher von ganzer Seele hassen.«
    »Ich bin aus dem Hochland, Herr Korporal, vergessen Sie das nicht«, scherzte der Junge. »Behauptet man nicht, für uns gebe es keine Liebe ohne Hiebe? Behauptet man nicht, wir würden sagen ›Was sich liebt, das schlägt sich‹? In meinem Fall stimmt das Sprichwort.«
    »Dann legt man eben ein neues Pflaster auf die Wunde«, versuchte ihn Lituma zu ermuntern. »Statt die Piuranerin so viel zu beweinen, hättest du dir auf der Stelle ein anderes Mädchen suchen müssen. Auf diese Weise hättest du die Undankbare vergessen.«
    »Das war auch das Rezept meines Paten«, sagte Tomasito.
    »Kein Schwanzkummer dauert ewig, kein Körper hält das aus«, versicherte der Kommandant. Und er gab ihm einen Befehl: »Du gehst jetzt sofort ins Domino und legst die kesse kleine Lira oder Titten-Celestina flach. Und wenn dir danach ist, dann legst du beide gleichzeitig flach. Ich werde anrufen, damit man dir Rabatt gibt. Wenn diese beiden Ärsche mit ihrem Gewippe Mercedes nicht aus deinem Kopf vertreiben, dann soll man mich degradieren.«
    »Ich hab versucht, auf ihn zu hören, und bin hingegangen«, erinnerte sich der Junge mit einem gezwungenen Kichern. »Ich war willenlos, ein Stück Lumpen, ich tat, was man mir befahl. Ich bin hingegangen und hab mir ein Mädchen ins Hotel gegenüber vom Domino mitgenommen, vielleicht würde ich ja so anfangen, sie zu vergessen. Aber es wurde nur nochschlimmer. Während das Mädchen mit mir herumschäkerte, dachte ich an Mercedes und verglich das, was ich vor mir hatte, mit dem Körper meiner Liebsten. Ich kriegte ihn nicht mal hoch, Herr Korporal.«
    »Du gestehst mir da Intimitäten, daß ich gar nicht weiß, wie ich reagieren soll«, sagte Lituma. »Schämst du dich nicht, mir so private Dinge zu erzählen, Tomasito?«
    »Ich würde sie nicht irgendwem erzählen«, antwortete sein Amtshelfer. »Aber zu Ihnen habe ich noch mehr Vertrauen als zum dicken Iscariote. Sie sind für mich wie der Vater, den ich nicht gekannt habe, Herr Korporal.«
    »Diese Mercedes war ein paar Nummern zu groß für dich, mein Junge«, erklärte der Kommandant. »Du hättest ständig Stunk mit ihr gehabt. Sie gehört zu denen, die hoch hinauswollen, selbst der Chancho war zu klein für sie. Hast du nicht gesehen, was sie sich mir gegenüber rausgenommen hat, an dem Abend, als du sie mir vorgestellt hast? Sie hat mich Miezekater genannt, das Aas.«
    »Ich hätte für sie gestohlen und wieder getötet, nur um sie immer an meiner Seite zu haben.« Carreños Stimme wurde

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