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Tod in den Anden

Tod in den Anden

Titel: Tod in den Anden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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rauh. »Ich hätte alles getan. Und soll ich Ihnen was noch Privateres sagen? Ich werde nie eine andere Frau flachlegen. Sie interessieren mich nicht, sie existieren nicht. Wenn nicht Mercedes, dann keine.«
    »Du lieber Himmel«, bemerkte Lituma.
    »Um offen zu dir zu sein, ich hätte eine Nummer mit dieser Mercedes geschoben, wahrhaftig«, sagte der Kommandant, sich räuspernd. »Ich hab’s ihr vorgeschlagen, als ich mit ihr im Domino getanzt habe. Auch um sie auf die Probe zu stellen, das hab ich dir schon erzählt. Weißt du, was sie gemacht hat, mein Lieber? Sie hat mich mit der größten Unverschämtheit am Hosenschlitz gepackt und gesagt: ›Mit dir nicht für das ganze Gold der Welt, auch wenn du mir eine Pistole auf die Brust setzen würdest. Du bist nicht mein Typ, Miezekater.‹«
    Er war in Uniform und saß an dem kleinen Schreibtisch seines Büros im ersten Stock des Ministeriums. Zwischen den Aktenstößen ragten eine kleine peruanische Fahne und ein Ventilator hervor, der abgestellt war. Carreño, in Zivil, stand gegenüber dem Foto des Präsidenten der Republik, der ihn von der Wand her spöttisch zu betrachten schien. Der Kommandant trug seine ewige dunkle Brille; er spielte mit einem Bleistift und einem Anspitzer.
    »Sagen Sie mir nicht solche Sachen, Pate. Es verbittert mich nur noch mehr.«
    »Ich sag dir das, damit du weißt, daß diese Frau nichts für dich ist«, sagte der Kommandant aufmunternd. »Sie hätte dir sogar noch mit Pfaffen und Schwulen Hörner aufgesetzt. Sie war eine Emanzipierte, das Gefährlichste, was eine Frau sein kann. Es ist ein Glück, daß du sie los bist, auch wenn es nicht aus freien Stücken war. Und jetzt wollen wirkeine Zeit mehr verlieren. Befassen wir uns mit deiner Situation. Du wirst wohl nicht vergessen haben, daß du in einem Riesenschlamassel steckst wegen der Sache in Tingo María, nicht?«
    »Er muß dein Vater sein, Tomasito«, sagte Lituma. »Er muß es einfach sein.«
    Der Kommandant suchte auf seinem Schreibtisch und nahm ein Schriftstück von einem der Aktenstöße. Er fuchtelte damit vor Carreño herum.
    »Es wird Mühe kosten, das zurechtzubiegen und deine Dienstakte zu säubern. Andernfalls wird dieser Fleck dich dein Leben lang verfolgen. Ich hab schon einen Weg gefunden, dank eines Anwalts, der für uns arbeitet, ein Kumpel von mir. Weißt du, was du bist? Ein reuiger Deserteur, das bist du. Du bist abgehauen, du hast deinen Irrtum eingesehen, es dir anders überlegt, und jetzt kommst du zurück und bittest um Vergebung. Zum Beweis deiner Aufrichtigkeit bietest du an, als Freiwilliger in das Notstandsgebiet zu gehen. Dort wirst du Jagd auf subversive Verbrecher machen, Junge. Unterschreib hier.«
    »Wie gern hätte ich deinen Paten kennengelernt«, unterbrach Lituma ihn voll Bewunderung. »Was für ein Kerl, Tomasito.«
    »Dein Antrag ist angenommen worden, und du hast schon einen Bestimmungsort«, fuhr der Kommandant fort, während er auf die Tinte von Carreños Unterschrift blies. »Andahuaylas, unter dem Befehl eines Offiziers mit einem ordentlichen Paar Eiernzwischen den Beinen. Leutnant Pancorvo. Er steht in meiner Schuld, er wird dich gut behandeln. Ein paar Monate, ein knappes Jahr bleibst du im Hochland. So bist du aus dem Verkehr gezogen, bis man dich vergessen hat und deine Dienstakte wieder sauber ist. Bist du erst mal geölt und gesalbt, dann such ich dir einen besseren Posten. Sagst du mir nicht dankeschön?«
    »Der dicke Iscariote hat sich auch sehr gut mir gegenüber verhalten«, sagte Tomás. »Er war wie mein Schatten, bis ich in den Bus nach Andahuaylas stieg. Er hatte Angst, ich würde mich umbringen, glaube ich. Ihm zufolge heilt man Liebeskummer durch Essen, er lebt fürs Fressen, das hab ich Ihnen ja schon erzählt.«
    »Maispasteten, gebratene Rindsleber, Speckgrieben mit Kartoffelmus, marinierter Meerrabe, gefüllte Pfefferschoten, gratinierte Muscheln, Kartoffelbrei mit Beilage a la limeña und polarkaltes Bier«, zählte der dicke Iscariote mit weit ausholender Gebärde auf. »Das ist der Anfang. Danach scharfer Hühnereintopf mit weißem Reis und mariniertes Ziegenlamm. Und als krönender Abschluß süßer Maisbrei mit Früchten und Nougat von Doña Pepa. Freu dich, Carreñito.«
    »Wenn wir die Hälfte davon essen, krepieren wir, Dicker.«
    »Du krepierst vielleicht«, sagte Iscariote. »Mich verjüngt so ein Gelage. Das ist Leben. Bevor du beim marinierten Ziegenlamm anlangst, hast du Mercedes für immer

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