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Tod in den Anden

Tod in den Anden

Titel: Tod in den Anden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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Baracke. Mit dem ganzen Schnaps im Körper wird mir alles wie ein Himmelbett erscheinen. Wir sehenuns morgen. Komm, begrüß deinen Besuch, Tomasito.«
    »Was für eine Überraschung, mein Herr Korporal«, sagte Dionisio, als er ihn hereinkommen sah. »Sie haben Naccos noch nicht verlassen?«
    »Ich bin geblieben, um mich von Ihnen und Doña Adriana zu verabschieden«, sagte Lituma spöttisch. »Gibt es etwas zu essen?«
    »Trockene Kekse mit Mortadella«, erwiderte der Wirt. »Schnaps gibt’s dagegen en gros. Ich bin dabei, die Vorräte zu liquidieren.«
    »Um so besser«, antwortete Lituma. »Ich werde den ganzen Abend mit Ihnen verbringen und mich bis an den Rand vollaufen lassen.«
    »Na, na«, sagte Dionisio lächelnd von der Theke her, überrascht und zufrieden, während er ihn mit seinen kleinen wäßrigen Augen durchbohrte. »Ich hab Sie schon mal beschwipst gesehen, neulich abend, aber das war wegen des Schreckens mit dem huayco. Und jetzt kommen Sie, um sich richtig mit Vorsatz zu betrinken. Es ist nie zu spät, um mit dem Leben zu beginnen.«
    Er füllte ihm ein Glas mit Pisco und stellte es auf die Theke, neben einen kleinen Blechteller mit löchrigen Cräckern und Mortadellascheiben.
    Señora Adriana war näher gekommen, lehnte sich gegen die dicken Bretter und schaute den Korporal mit der üblichen Ungeniertheit und Kälte aus nächsterNähe an. In dem kleinen halbleeren Lokal befanden sich nur drei Gäste, die aus derselben Flasche Bier tranken; sie unterhielten sich stehend an der hinteren Wand. Lituma murmelte »Prost«, hob das Glas an die Lippen und trank es in einem Zug aus. Die Feuerzunge, die seine Eingeweide leckte, ließ ihn erschauern.
    »Guter Pisco, was?« prahlte Dionisio und beeilte sich, ihm das Glas erneut zu füllen. »Riechen Sie, nehmen Sie den Duft in sich auf. Ein reines Träubchen, mein Herr Korporal.«
    Lituma atmete ein. In der Tat, in dem scharfen Aroma war so etwas wie ein Anflug frischer Trauben zu erkennen, von gerade geschnittenen und in den Keller gebrachten Weinbeeren, die gleich von den erfahrenen Füßen der Weinleser aus Ica gestampft werden würden.
    »Ich werde immer an diese Spelunke denken«, murmelte Lituma vor sich hin. »Auch in der Selva werde ich mir dauernd vorzustellen versuchen, was hier passiert ist, als es schon tiefe Nacht war und das Besäufnis seinen Höhepunkt erreicht hatte.«
    »Kommen Sie schon wieder mit dem Thema der Verschwundenen?« unterbrach ihn Doña Adriana. »Lassen Sie das doch endlich, Korporal. Die meisten Arbeiter sind schon fort aus Naccos. Und nach dem huayco und der Einstellung der Arbeiten haben die wenigen Leute, die noch da sind, andere Sachen im Kopf. Niemand denkt an sie. Sie sollten auch vergessen und sich ein bißchen freuen, auch wenn’s nur dieses eine Mal ist.«
    »Es ist traurig, allein zu trinken, Doña Adriana«, sagte der Korporal. »Wollen Sie beide mir nicht Gesellschaft leisten?«
    »Aber ja doch«, antwortete Dionisio.
    Er schenkte sich ein Glas ein und stieß mit dem Korporal an.
    »Man hat Sie hier immer nur mit finsterem Gesicht gesehen«, erklärte Señora Adriana. »Und kaum waren Sie da, sind Sie auch schon wieder davongeeilt, als wär Ihnen der Teufel auf den Fersen.«
    »Als hätten Sie Angst vor uns gehabt«, schloß sich Dionisio an und klopfte ihm auf den Arm.
    »Hatte ich auch«, gab Lituma zu. »Hab ich immer noch. Weil Sie irgendwie mysteriös sind und ich Sie nicht verstehe. Mir sagen eher Leute zu, die durchschaubar sind. Apropos, Doña Adriana, warum haben Sie mir nie diese Geschichten mit den pishtacos erzählt, die Sie allen erzählen?«
    »Wenn Sie öfter in die Kantine gekommen wären, hätten Sie sie gehört. Sie wissen nicht, was Sie versäumt haben durch Ihre förmliche Art!« Und die Frau brach in lautes Lachen aus.
    »Ich ärgere mich nicht, denn ich weiß ja, daß Sie uns nicht beleidigen wollen, wenn Sie solche Dinge über uns sagen«, sagte Dionisio schulterzuckend. »Ein bißchen Musik, bringen wir etwas Fröhlichkeit in diesen Friedhof hier.«
    »Friedhof ist das Wort«, nickte Lituma. »Naccos! Bei diesem Namen werden mir jedesmal die Haare zu Berge stehen, Himmelarsch! Pardon, Señora.«
    »Sie können alles sagen, was Sie wollen, wenn das Ihre Laune hebt«, sagte die Frau des Wirts. »Ich laß alles durchgehen, wenn die Leute nur zufrieden sind.«
    Sie gab erneut ein unverschämtes Kichern von sich, aber die Musik von Radio Junín, die in ebendiesem Augenblick in voller

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