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Tod in den Anden

Tod in den Anden

Titel: Tod in den Anden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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Kopfnicken, ohne die Lippen zu bewegen. Ihre üppigen mütterlichen Brüste hoben und senkten sich harmonisch, und ihre großen Augen betrachteten den einen und den anderen, ohne zu blinzeln. Es lag keine Spur von Unruhe in diesem festen Blick, der in seiner Intensität unangenehm wirkte. Aus irgendeinem Grund verursachten sie und ihr versoffener Mann bei Lituma immer ein Gefühl von Unbehagen.
    »Danke, daß Sie gekommen sind, Señora«, sagte er.
    »Sie wissen es bestimmt schon, es verschwinden noch immer Leute hier in Naccos. Jetzt sind es drei. Ziemlich viele, finden Sie nicht?«
    Sie antwortete nicht. Dick, ruhig, in einen schlotternden, geflickten Pullover gehüllt, mit einem grünlichen Rock, der von einer großen Schnalle zusammengehalten wurde, wirkte sie sehr selbstsicher oder ihrer Macht bewußt. Sie stand fest in ihren derbenMännerschuhen und wartete gelassen. Konnte sie einmal die besagte Schönheit gewesen sein? Es war schwer, sich das angesichts ihrer heutigen Erscheinung vorzustellen.
    »Wir haben Sie bestellt, damit Sie uns über den Streit berichten, den Sie neulich abend mit Demetrio Chanca hatten. Mit diesem Vorarbeiter, der ebenfalls verschwunden ist.«
    Die Frau nickte. Sie hatte ein rundes, sauertöpfisches Gesicht und einen Mund wie eine Narbe. Ihre Gesichtszüge waren leicht indianisch, aber sie hatte weiße Haut und sehr helle Augen, wie die Frauen aus den Pampas de los Morochucos, die Lituma einmal in der Provinz Ayacucho wie der Wind auf kleinen, langhaarigen Pferden hatte galoppieren sehen. Ob sie sich wohl nachts als Hure betätigte?
    »Ich hatte keinen Streit mit dem«, erklärte sie schneidend.
    »Es gibt Zeugen, Señora«, schaltete sich der Gendarm Carreño ein. »Sie wollten ihn kratzen, leugnen Sie nicht.«
    »Ich habe versucht, ihm den Hut wegzunehmen, als Bezahlung für das, was er mir schuldete«, räumte sie ein, ohne die Fassung zu verlieren. »Er hat mich für nichts arbeiten lassen, und das erlaube ich keinem.«
    Sie hatte eine schleppende Stimme, es war, als müßte ihre Zunge beim Sprechen kleine Steinchen aus der Tiefe ihres Körpers holen. Im Norden, in Piura und Talara, hatte Lituma nie an Hexen oder Hexereien geglaubt,aber hier, im Hochland, war er sich nicht mehr so sicher. Warum fühlte er sich kleinmütig vor dieser Frau? Was für Schweinereien trieben sie und Dionisio im Morgengrauen in der Kantine mit den betrunkenen Hilfsarbeitern, wenn Lituma und sein Amtshelfer schlafen gingen?
    »Es hat ihm wohl nicht gefallen, was Sie in den Kokablättern gelesen haben«, sagte Tomás.
    »In der Hand«, korrigierte ihn die Frau. »Ich bin auch Handleserin und Astrologin. Nur trauen diese Indios weder den Karten noch den Sternen, nicht einmal ihren Händen. Den Kokablättern, sonst nichts.« Sie schluckte und fügte hinzu: »Und die Blätter sprechen nicht immer klar.«
    Die Sonne traf sie in die Augen, aber sie blinzelten nicht: sie wirkten wie wahnsinnig, sie traten ihr fast aus den Höhlen. Lituma stellte sich vor, daß sie vielleicht sogar sprechen konnten. Wenn sie in den Nächten tat, was er und Tomás vermuteten, dann mußten die, die sie bestiegen, im Dunkeln diese Riesenaugen ertragen. Er könnte das nicht.
    »Und was haben Sie in seiner Hand gesehen, Señora?«
    »Was ihm zugestoßen ist«, antwortete sie unbefangen.
    »Haben Sie in seiner Hand gelesen, daß man ihn verschwinden lassen würde?« Lituma nahm sie in die Mangel, ganz sachte. Carreño, zu seiner Rechten, reckte den Hals.
    Die Frau nickte, seelenruhig.
    »Der Weg hierher hat mich ein wenig müde gemacht«, sagte sie. »Ich werde mich hinsetzen.«
    »Erzählen Sie uns, was Sie Demetrio Chanca gesagt haben«, beharrte Lituma.
    Señora Adriana schnaufte. Sie hatte sich auf einem Stein niedergelassen und fächelte sich mit dem großen Strohhut, den sie abgenommen hatte. Sie trug ihr glattes, nicht ergrautes Haar straff nach hinten und im Nacken mit einem bunten Band zusammengebunden, wie es die Indios den Lamas an die Ohren banden.
    »Ich habe ihm gesagt, was ich gesehen habe. Daß man ihn opfern würde, um die bösen Geister zu beschwichtigen, die so viel Unheil in der Gegend anrichten. Und daß man ihn ausgewählt hatte, weil er unrein war.«
    »Und darf man erfahren, warum er unrein war, Doña Adriana?«
    »Weil er seinen Namen geändert hat«, erklärte die Frau. »Den Namen zu ändern, den man bei der Geburt erhalten hat, ist ein Zeichen von Feigheit.«
    »Es wundert mich nicht, daß Demetrio Chanca Sie

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