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Tod in den Anden

Tod in den Anden

Titel: Tod in den Anden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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diesem Stollen?«
    Dionisio nickte nicht, noch schüttelte er den Kopf. Seine rundliche Hand kehrte zu ihrer vorherigen Position zurück, und das Stöckchen begann abermals, mit einer gewissen Ungeduld, im Geröll herumzukratzen.
    »Ich würde Ihnen nicht raten, sie da drinnen zu suchen«, sagte er, in einer Art, die Lituma eher vieldeutig als freundlich erschien. »Diese Stollen halten sich nur wie durch ein Wunder aufrecht. Beim geringsten falschen Schritt kommt es zum Einsturz. Außerdem sind die Gänge voller Gase. Ja, da müssen sie noch immer sein, in diesem Labyrinth, wenn nicht der muki sie gefressen hat. Sie wissen, wer das ist, oder? Der Bergwerksteufel, der Rächer der von der Gier der Menschen ausgebeuteten Berge. Er bringt nur die Bergleute um. Besser, ich erzähle Ihnen nichts mehr, mein Herr Korporal. Sobald Sie wissen, sind Sie ein toter Mann. Sie würden nicht eine Stunde länger leben. Ich wollte es Ihnen für Geld sagen, obwohl ich wußte, daß ich Sie damit auf die Schlachtbank schicke. Wir brauchen es, um von hier wegzugehen. Sie haben es ja gemerkt. Der Belagerungsring schließt sich, sie werden jeden Augenblick kommen. Nach Ihnen und Ihrem Amtshelfer sind meine Frau und ich die nächsten auf ihrer Liste. Vielleicht sogar die ersten.Sie hassen nicht nur die Uniformierten. Auch die, die trinken und vögeln und andere zum Trinken und Vögeln bringen. Die, die sich trotz allem Unglück amüsieren. Auch wir sind dazu verurteilt, gesteinigt zu werden. Man muß weggehen. Aber womit? Es ist ein Glück, daß Sie nichts haben, womit Sie mein Geheimnis kaufen können. Das hat Ihr Leben gerettet, mein Herr Korporal.«
    Lituma trat mit dem Fuß die Kippe aus. Vielleicht hatte der Wirt recht, vielleicht verdankte er es seiner Unwissenheit, daß er am Leben war. Er versuchte sich vorzustellen, wie sie zerstückelt in der Tiefe dieser feuchten, in ewige Finsternis getauchten Stollen lagen, in diesen Gängen mit ihren explosiven Gasen und schwefeligen Giften. Es konnte wahr sein, was Doña Adriana gesagt hatte. Vielleicht hatte man sie wegen abergläubischer Vorstellungen umgebracht. Sendero warf die Leute nicht in Bergwerksstollen, die Guerrilleros ließen die Leichen im hellen Tageslicht liegen, damit alle Welt es erfuhr. Der Wirt wußte bis in kleinste Einzelheiten, was geschehen war. Wer hatte so etwas getan? Und wenn er ihm die Smith and Wesson in den Mund steckte und ihm einen gewaltigen Schrecken einjagte? »Spuck aus, oder du leistest denen im Stollen Gesellschaft.« Das hätte Leutnant Silva in Talara getan. Er mußte kichern.
    »Erzählen Sie mir den Witz, Korporal.«
    »Ich lache, weil ich nervös bin. Vergessen Sie nicht, daß ich einen von den dreien sehr gut gekannt habe.Pedrito Tinoco hat uns geholfen, den Posten einzurichten, und er hat bei uns gelebt, seit mein Amtshelfer ihn nach Naccos mitgebracht hatte. Er war einer, der niemandem etwas zuleide tat.«
    Er stand auf und machte ein paar Schritte, tief atmend. Wie in anderen Augenblicken fühlte er die erdrückende, beklemmende Gegenwart der massiven Berge, des hohen Himmels der Sierra. Alles strebte hier in die Höhe. Mit allen Fasern seines Körpers sehnte er sich nach den Wüsten, den endlosen Ebenen Piuras mit ihren Johannisbrotbäumen, Ziegenherden und weißen Dünen, die hier und da Abwechslung in sie brachten. Was machst du hier, Lituma? Und einmal mehr, wie so oft in den letzten Monaten, hatte er die Gewißheit, daß er Naccos nicht lebend verlassen würde. Er würde in der Tiefe eines Tunnels enden, wie diese drei.
    »Sie verlieren nur Ihre Zeit, wenn Sie diese Geschichte aufklären wollen, mein Herr Korporal«, sagte der Kantinenwirt. Er hatte sich auf den flachen Stein gesetzt, auf dem zuvor Lituma gesessen hatte. »Die Leute machen sich den Kopf heiß wegen der Ereignisse. Und wenn sie das machen, dann kann alles mögliche passieren.«
    »Ihr seid sehr leichtgläubig, sehr naiv«, erwiderte Lituma. »Ihr schluckt jeden Schwindel, wie das mit dem pishtaco oder dem muki. So was glaubt doch niemand mehr in der zivilisierten Welt.«
    »Dagegen sind die Leute von der Küste sehr gelehrt, nicht?« spottete Dionisio.
    »Es ist sehr einfach, Satan die Schuld an diesem Verschwinden zu geben, wie Ihre Frau das getan hat.«
    »Armer Satan«, sagte Dionisio lachend. »Adriana schwimmt nur mit dem Strom. Hat man ihm denn nicht seit jeher die Schuld an allem Bösen in der Welt gegeben? Worüber wundern Sie sich also.«
    »Sieh an, Ihnen kommt

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