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Tod in den Anden

Tod in den Anden

Titel: Tod in den Anden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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Satan also nicht so schlecht vor«, bemerkte Lituma, während er ihn forschend anblickte.
    »Wenn es ihn nicht gäbe, hätten die Menschen nicht gelernt, das Leben zu genießen.« Dionisio schaute ihn mit seinen kleinen sardonischen Augen herausfordernd an. »Oder sind Sie auch dagegen, daß die Menschen sich vergnügen, wie diese Fanatiker?«
    »Von mir aus soll die Menschheit nichts anderes tun als vögeln und sich amüsieren«, antwortete Lituma. »Das würde ich hier nur zu gerne tun. Fragt sich nur, mit wem.«
    »Worauf warten Sie, um mit Ihrem Amtshelfer eine kleine Nummer zu schieben«, sagte Dionisio lachend. »Der Junge ist nicht übel.«
    »Ich bin nicht für Schwulitäten zu haben«, sagte Lituma verärgert.
    »Nur ein Scherz, mein Herr Korporal, seien Sie nicht böse«, sagte der Kantinenwirt, während er sich erhob. »Na schön, da das Geschäft nicht zustande kommt, gucken Sie in den Mond. Besser für Sie, ich sag es Ihnen. Wenn Sie jemandem von dieser Unterhaltung erzählen, bin ich eine Leiche.«
    Er sagte es ohne den leisesten Anflug von Besorgnis, als habe er nicht den geringsten Zweifel, daß der Korporal unfähig war, ihn zu verraten.
    »Ich werde schweigen wie ein Grab«, sagte Lituma. »Schade, daß wir uns nicht geeinigt haben. Aber es hängt nicht von mir ab. Ich kann noch so uniformiert sein, ich existiere einfach nicht.«
    »Ich gebe Ihnen einen Rat«, sagte Dionisio. »Saufen Sie sich einen schönen Rausch an und vergessen Sie die ganze Sache. Wenn die Gedanken verschwinden, ist man glücklich. Ich bin in der Kantine, zu Ihren Diensten. Bis dann, mein Herr Korporal.«
    Er machte eine vage Abschiedsgeste mit der Hand und entfernte sich, nicht auf der Piste, die zum Lager hinunterführte, sondern indem er um den Stollen herumging. Lituma setzte sich wieder auf den Stein und zündete sich mit schwitzenden Händen die zweite Zigarette des Morgens an. Was der Wirt ihm erzählt hatte, flatterte in seinem Kopf wie die dunklen Vögel, die in Richtung der Schneegipfel aufgetaucht waren. Die Terroristen hatten viele Verbündete im Lager, kein Zweifel. Deshalb war Dionisio verängstigt und wollte fortgehen, müßte er dazu auch für Geld einige seiner Kunden verraten. Hatten sie sich geweigert, mit irgendwas, mit irgendwem zusammenzuarbeiten, hatte man sie deshalb dort hinuntergeworfen? Wenn die Terroristen in einer dieser Nächte den Posten in Brand steckten, um ihn und seinen Amtshelfer zu braten, dann würde die Obrigkeit den Familien ihr Beileidbekunden, und ihre Namen würden auf dem Tagesbefehl erscheinen. Ein schwacher Trost.
    Er sog hastig an seiner Zigarette, seine Stimmung wechselte von Zorn zu Mutlosigkeit und von dieser zu Traurigkeit. Nein, Sendero konnte es nicht gewesen sein. Eher irgendeine Hexerei oder Dummheit der Indios. Er stand auf und tat ein paar Schritte auf den halb von den Steinen versperrten Bergwerkseingang zu. Waren sie da drin? Oder hatte er es mit dem Lügenmärchen eines Säufers zu tun, der egal wie zu ein paar Sol kommen wollte, um aus Naccos zu fliehen? Er und Tomasito würden ihre Nase hier reinstecken müssen, um zu sehen, was da zu finden war.
    Er warf die Kippe weg und begann den Abstieg. Carreño war sicher schon dabei, das Frühstück zuzubereiten. Auch Tomasito hatte sein Geheimnis. Plötzlich mitten in der Nacht zu weinen. Ob das nur wegen der Piuranerin war? Ein Witz, im Grunde genommen. Die Welt brach zusammen, Hinrichtungen, Menschen verschwanden, Teufel, mukis, pishtacos. Und der Gendarm Tomás Carreño weinte, weil eine Frau ihn sitzengelassen hatte. Na ja, es war die erste, die er aufs Kreuz gelegt hatte, sie hatte ihn entjungfert. Und offenbar die einzige, die dieses Unschuldslamm vernascht hatte.
    An diesem Morgen, wie an anderen Reise- oder Exkursionsstagen, stand Señora d’Harcourt noch im Dunkeln auf, Sekunden bevor der Wecker klingelte. Undsie tat es mit dem gleichen Kitzel neugieriger Erwartung wie jedesmal, wenn sie ihrer Arbeit wegen oder zum Vergnügen (beides war für sie nicht voneinander zu trennen) aufs Land fuhr, obwohl sie es bereits seit dreißig Jahren tat. Sie kleidete sich rasch an, ging auf Zehenspitzen, um ihren Mann nicht zu wecken, in die Küche hinunter und machte sich einen Kaffee. Am Vorabend hatte sie die fertig gepackte Reisetasche neben die Haustür gestellt. Als sie die Tasse ausspülte, erschien Marcelo in der Küchentür, im Bademantel und barfuß, mit zerwühltem Haar, gähnend.
    »So sehr ich mich auch bemühe, immer

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