Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod in der Königsburg

Tod in der Königsburg

Titel: Tod in der Königsburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
alle Kirchen der Ordnung Romsunterwerfen möchte. Dazu muß er zuerst dafür sorgen, daß Imleachs Anspruch auf die führende Stellung in Muman in Zweifel gezogen wird. Aber darum geht es doch wohl nicht bei all diesen Ereignissen?«
    »Das weiß ich selber kaum, Schwester«, gestand Bruder Mochta. »Ich weiß nur, daß mein Bruder das Thema noch einmal wechselte und auf die heiligen Reliquien Ailbes zu sprechen kam. Wie schlau er das anstellte! Er machte sich meine Eitelkeit zunutze. Ich hatte ihm erzählt, daß einige der Reliquien Daten trugen, aus denen hervorging, wann Ailbe Bischof wurde. Er meinte, das würde er mir erst glauben, wenn er die Reliquien gesehen hätte. Ich sagte ihm, er solle in die Abtei kommen, doch er weigerte sich mit der Begründung, es sei nicht schicklich, wenn mein Zwillingsbruder mit römischer Tonsur in Imleach gesehen würde. Es war ein dummer Vorwand, aber ich dachte mir nichts dabei. Also schlug ich vor, er solle sich am nächsten Abend heimlich an der Tür einstellen, die in Bardáns Kräutergarten führt, und dort würde ich ihm die Reliquien zeigen. Er erklärte sich einverstanden und versicherte, das würde den Streit zwischen Armagh und Imleach entscheiden.«
    »Es war naiv von dir, ihm das zu glauben«, meinte Fidelma nachdenklich.
    »Er war mein Bruder. Selbst da durchschaute ich seine Verschlagenheit noch nicht.«
    »Was geschah dann?«
    »Am nächsten Abend ging ich zur verabredeten Zeit in die Kapelle und holte unbemerkt das Reliquiar. Ich wollte es zum Treffpunkt mitnehmen, überlegte es mir aber anders. Vielleicht war mir doch ein Verdacht gekommen, denn ich nahm nur Ailbes Kruzifix zum Beweis mit, weil auf seinerRückseite das Datum, wann Ailbe Bischof wurde, eingeritzt ist. Damit ging ich zur Tür des Kräutergartens. Draußen stand mein Bruder mit dem Bogenschützen . . . Gott vergebe Baoill! Er riß mir das Kruzifix aus der Hand und wollte wissen, wo die übrigen Reliquien wären. Als er begriff, daß ich sie nicht mitgebracht hatte, geriet er völlig außer sich. Er schlug mich so, daß ich gegen den Pfosten fiel und mir eine blutende Wunde zuzog.«
    »Das erklärt das getrocknete Blut an dem Türpfosten«, stellte Eadulf fest.
    »Da wurde mir klar, daß mein Bruder von Anfang an die Absicht gehabt hatte, die Reliquien zu stehlen.«
    »Meinst du, daß es sein eigener Plan war oder daß ihn jemand damit beauftragt hatte?« fragte Fidelma. »Ultán von Armagh zum Beispiel? Offensichtlich sollten sowohl Ailbe als auch Imleach in Verruf gebracht werden.«
    »Ich weiß nur, daß mein Leben in Gefahr war. Ich glaube, mein Bruder hätte mich getötet. Dann kam Bruder Bardán dazu. Er wollte Kräuter sammeln gehen. Er sah, daß ich angegriffen wurde, und mit seinem Stab wehrte er meinen Bruder und seinen Gefährten ab. Ailbes Kruzifix hatten sie. Als Bardán die Tür verriegelte, drohte mein Bruder, daß andere kommen und das holen würden, was ich nicht herausgeben wollte.«
    »Das deutet darauf hin, daß dein Bruder Baoill und sein Freund, der Bogenschütze, nicht aus eigenem Antrieb handelten.«
    Bruder Mochta nickte.
    »Das ist richtig. Ich war zu erschüttert, um das zu dem Zeitpunkt zu begreifen. Bardán brachte mich zurück in meine Zelle, und ich erzählte ihm die Geschichte so, wie ichsie verstand. Er drängte mich, Abt Ségdae sofort mitzuteilen, daß Ailbes Kruzifix gestohlen worden sei. Dazu konnte ich mich nicht durchringen, denn ich wollte Baoill Zeit lassen, über sein Verbrechen nachzudenken und das Kruzifix zurückzubringen. Ich wollte immer noch nicht glauben, daß mein Bruder so ein verruchter Mensch geworden sei.«
    »Offensichtlich brachte er es aber nicht zurück«, warf Eadulf ein.
    »Ein paar Tage vergingen. Er ließ sich nicht blicken. Ich beschloß, nach ihm zu suchen.«
    »War das nicht gefährlich?«
    »Ich bat Bruder Bardán, mich zu begleiten. Wir gingen zu Creds Herberge. Dort trafen wir einen der Kutscher des Kaufmanns aus Cashel, der mich merkwürdig musterte.«
    »Weil er dich einige Tage zuvor hatte in die Herberge kommen sehen«, brummte Eadulf.
    »Ich hatte ihn nicht gesehen.«
    »Er hatte dich aber gesehen.«
    »Nun, Cred kam heraus, und ich erklärte ihr, daß ich den Bogenschützen und seinen Gefährten suchte. Sie sagte, sie wüßte nichts von einem Gefährten . . .«
    »Damit hatte sie recht«, warf Fidelma ein. »Dein Zwillingsbruder konnte sich wegen seiner Ähnlichkeit mit dir nicht im Ort blicken lassen, denn er wäre

Weitere Kostenlose Bücher