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Tod in der Königsburg

Tod in der Königsburg

Titel: Tod in der Königsburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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»Natürlich stimmt das.«
    Fidelma blickte den Kleinen mit großem Ernst an. »Dein Großvater hat dir auch gesagt, daß du mit keinem Wort irgend jemandem verraten darfst, daß ich und meine Gefährten hier sind. Besonders nicht den Männern im Gasthaus?«
    Der Junge nickte feierlich. »Du hast mir aber immer noch nicht gesagt, was du auf den Wagen gesucht hast, Schwester.«
    Fidelma schlug einen verschwörerischen Ton an. »Die Männer im Gasthaus deines Großvaters sind Räuber. Deshalb habe ich in ihre Wagen geschaut. Ich suche Beweise. Dein Großvater wird dir bestätigen, daß ich nicht nur eine Schwester, sondern auch eine
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bin.«
    Der Junge machte große Augen. Wie Fidelma es sich gedacht hatte, wurde er eher zu einem Verbündeten, wenn man ihn in das Geheimnis der Erwachsenen einweihte, als wenn man ihm einfach sagte, er solle sich um seine eigenen Sachen kümmern.
    »Soll ich sie beobachten, Schwester?«
    Fidelma blieb ernst. »Ich glaube, du bist der beste Mann dafür. Aber verrate ihnen nicht, daß wir sie im Verdacht haben.«
    »Natürlich nicht«, versicherte ihr der Junge.
    »Beobachte sie nur und komm und sag mir Bescheid,wann sie das Gasthaus verlassen und welche Richtung sie einschlagen. Tu es heimlich, ohne daß sie es merken.«
    »Sobald sie aufbrechen?«
    »Ja, ganz gleich zu welcher Zeit.«
    Der Junge lächelte glücklich. »Du kannst dich auf mich verlassen, Schwester. Jetzt muß ich aber eure Pferde absatteln. Großvater macht inzwischen das Essen für dich und deine Freunde.«
    Als Fidelma Eadulf und Bruder Mochta davon berichtete, fragte Eadulf: »Ist es klug, den Jungen da hineinzuziehen?«
    Bruder Mochta fügte ängstlich hinzu: »Bist du sicher, daß er sich nicht verrät?«
    »Ja, bin ich. Er ist ein schlauer Bursche. Ich muß wissen, wann Samradán morgen mit seinen Wagen von hier wegfährt.«
    »Warum hast du dem Jungen gesagt, sie wären Räuber?« fragte Eadulf.
    »Weil es stimmt«, versicherte ihm Fidelma. »Weißt du, was ich auf den Wagen gefunden habe? Schürfwerkzeuge und Säcke mit Erz. Was sagt dir das, Eadulf?«
    Der Angelsachse schüttelte verständnislos den Kopf.
    »Steine . . . Erz . . . Bergwerksgerät!« half ihm Fidelma auf die Sprünge. Endlich begriff Eadulf.
    »Du meinst, die bauen das Silber in den Höhlen ab?«
    »Genau. Ich hatte davon gehört, daß es weiter südlich von hier Bergwerke gibt, aber ich wußte nicht, daß man in diesen Bergen hier Silber findet, bis wir es entdeckten. Wem die Silberader auch immer gehört, Samradán jedenfalls nicht. Er beutet sie unrechtmäßig aus, so lauten die Urteile im
Senchus Mór.
«
    Bruder Mochta stieß einen leisen Pfiff aus. »Hat Samradánauch etwas mit dem übrigen Teil des Rätsels zu tun?« fragte er.
    »Das weiß ich noch nicht«, gestand Fidelma. »Als erstes müssen wir jetzt etwas essen, und danach sehen wir, was sich noch machen läßt. Ich hoffe, Aona bringt uns bald unsere Mahlzeit.«
     
    Es war noch stockdunkel, da wurde Fidelma aus dem Schlaf gerüttelt. Mühsam kam sie zu sich und schaute blinzelnd in das aufgeweckte Gesicht Adags.
    »Was ist?« murmelte sie verschlafen.
    »Die Räuber«, zischte der Junge. »Sie sind weg.«
    »Die Räuber?«
    »Die Männer mit den Wagen«, erklärte er ungeduldig.
    Jetzt war Fidelma hellwach. »Ach so. Wann sind sie aufgebrochen?«
    »Vor ungefähr zehn Minuten. Ich bin nur wach geworden, weil ich ihre Wagenräder übers Steinpflaster der Straße da draußen hab rumpeln hören.«
    Fidelma blickte auf ihre friedlich schlummernden Gefährten.
    »Wenigstens du hast aufgepaßt, Adag«, lächelte sie. »Wir haben nichts mitbekommen. In welche Richtung sind sie gefahren?«
    »Sie nahmen die Straße nach Cashel.«
    »Schön. Das hast du gut gemacht, Adag, und . . .« Sie hielt inne.
    Draußen auf dem Hof war Hufschlag zu hören. »Kom men sie etwa zurück?« fragte sie Adag rasch.
    Eadulf wälzte sich im Schlaf herum, wachte aber nicht auf. In dem Moment wurde Fidelma klar, daß der Hufschlagnicht von Tragtieren oder Zugpferden kam, sondern von den beschlagenen Hufen von Streitrossen.
    Schnell erhob sie sich von ihrem Strohsack und trat zum Fenster, hielt sich aber verborgen und lüftete nur eine Ecke des Vorhangs.
    Im Hof bewegten sich die Schatten von sieben Reitern. Im schwachen, unruhigen Licht der Gasthauslaterne, die die ganze Nacht brennen mußte, erkannte sie mit stockendem Atem das spitze, vogelartige Gesicht Solams und ihren Vetter Finguine. Sie wurden von

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