Tod in der Königsburg
Wunde.
»Dank unserem angelsächsischen Freund verheilt sie gut. Siehst du?« Er hob den Arm über den Kopf und bewegte ihn frei. »Sie ist noch etwas hinderlich, aber nicht entzündet, und bald wird alles wieder in Ordnung sein, wie er es versprochen hat.« Dann fragte er: »Hast du Bruder Eadulf nicht mitgebracht?«
Fidelma sah Donndubháin an, der an der Tür stand.
»Ich dachte, du wolltest mich allein sprechen?«
Colgú schaute einen Moment verblüfft drein.
»Ach ja. Schon gut, Donndubháin. Wir kommen gleich zu dir.« Nachdem Donndubháin gegangen war, deutete Colgú auf einen Stuhl. »Der Tanist ist zum fanatischen Anhänger der Verschwörungstheorie geworden, wenn’s nach ihm geht, lauern überall Feinde. Ich hoffe, Eadulf ist nun nicht beleidigt. Ich vertraue ihm voll und ganz.«
Fidelma setzte sich lächelnd. »Ich bin sicher, daß er dich nicht enttäuscht.«
»Was hast du in Imleach in Erfahrung bringen können? Wir haben von dem Überfall gehört. Unser Vetter Finguine, der Fürst von Cnoc Áine, kam heute vormittag hier an. Er berichtete uns die Einzelheiten.«
»Das hat man mir schon gesagt«, antwortete Fidelma. »Dem ist anscheinend wenig hinzuzufügen. Abt Ségdae und die Zeugen aus Imleach werden in den nächsten Tagen hier eintreffen.«
»Zeugen?« fragte Colgú hoffnungsvoll.
»Ich glaube, daß die Ereignisse in Imleach – das Verschwinden der heiligen Reliquien und der Angriff auf die Stadt – alle mit dem Mordanschlag in Verbindung stehen. Wie geht es übrigens dem Fürsten der Uí Fidgente? Ich habe mich noch gar nicht nach seiner Wunde erkundigt.«
»Er hinkt noch leicht«, erwiderte Colgú spöttisch. »Seine Wunde hat sich gebessert, aber seine Laune hat sich verschlechtert. Sonst ist er bei bester Gesundheit und behauptet nach wie vor, es gebe eine Verschwörung gegen uns. Sein Leibwächter Gionga weicht kaum von seiner Seite.«
»Weißt du, daß Gionga Krieger auf der Brücke über den Suir postiert hatte, die uns nicht durchließen?«
»Das habe ich kurz darauf erfahren. Gionga oder sein Fürst, einer von beiden war schlau. Sobald bekannt wurde, daß du Imleach wohlbehalten erreicht hattest, kam Fürst Donennach zu mir und erklärte mir, Gionga habe in seinem Eifer dort eine Wache aufgestellt, um zu verhindern, daß sich die Komplizen der Attentäter aus dem Staube machen. Die Krieger hätten ihre Befehle falsch verstanden und versucht, dich an der Reise nach Imleach zu hindern. Donennach entschuldigte sich wortreich und sagte, er habe den Kriegern den Befehl zum Abzug gegeben.«
Fidelma lachte höhnisch. »Wer das wohl glauben soll! Sie hatten den ausdrücklichen Befehl,
mir
den Weg nach Imleach zu sperren. Das haben sie deutlich gesagt.«
»Aber können wir das beweisen? Donndubháin ist ja auch fest von einer Verschwörung der Uí Fidgente überzeugt, doch welche Beweise hat er dafür? Bald ist der Tag der Gerichtsverhandlung. Wie ich gehört habe, wird Brehon Rumann von Fearna mit seinem Gefolge in Kürze eintreffen, vielleicht schon morgen. Die Brehons Dathal und Fachtnasind bereits hier. Der Adel des Königreichs versammelt sich auch schon. Und unser Vetter Finguine hat Solam, den
dálaigh
der Uí Fidgente, herbegleitet.« Colgú verbarg seine Besorgnis nicht. »Ich bin beunruhigt, Fidelma, das gebe ich offen zu. Weißt du inzwischen, wer hinter dem Mordanschlag steckt?«
Fidelma wollte weder zu optimistisch sein noch ihrem Bruder die ganze Wahrheit sagen.
»Ich glaube, ich sehe verschiedene Wege, auf denen man zum Ziel gelangen kann. Aber leider kenne ich die Schuldigen noch nicht.«
»Das habe ich mir schon gedacht, denn sonst hättest du es mir gleich gesagt. Offenbar müssen wir uns darauf verlassen, daß du während der Verhandlung im Gerichtssaal die Wahrheit zu ergründen vermagst.«
Fidelma wünschte, sie könnte ihrem Bruder Mut machen, doch sie wußte nicht wie und fragte: »Hat Donennach von den Uí Fidgente immer noch die Absicht, dich der Verschwörung zu beschuldigen?«
»Soviel ich weiß, will Solam die Anklage erheben, ich sei an einer Verschwörung mit dem Ziel beteiligt, Donennach zu ermorden. Die Adligen von Muman haben zu erkennen gegeben, daß sie das nicht dulden wollen. Zu Recht oder Unrecht glauben sie an mich als an ihren König und sind der Meinung, ich hätte nichts Böses getan . . .«
»Das stimmt.«
»Aber wir müssen in der Lage sein, es zu beweisen. Wenn ich und die Eóghanacht vom Gericht verurteilt werden, fürchte ich,
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