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Tod in der Königsburg

Tod in der Königsburg

Titel: Tod in der Königsburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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als zu reiten, denn Fidelma meinte, so würde ihr Ausflug wenigerAufmerksamkeit erregen. Eadulf nahm einen kräftigen Knüttel mit, einen Pilgerstab, den jemand in der Abtei vergessen hatte. Es war gut, etwas bei sich zu haben, womit man sich wehren konnte, wenn man so spät noch ausging. Nachts streiften Wolfsrudel umher und griffen manchmal einsame Wanderer an. In manchen Gegenden waren sie so zahlreich in den Wäldern und Bergen, daß sie, vom Hunger getrieben, ganzen Gemeinschaften gefährlich werden konnten, von den Bewohnern einsamer Höfe ganz zu schweigen.
    Als sie den Weg entlanggingen, zerriß ein Heulen nicht weit entfernt die Stille. Eadulf packte seinen Knüttel fester und spähte in die Richtung, aus der der klagende Schrei gekommen war.
    »Jetzt verstehe ich, weshalb das irische Wort für Wolfsrudel
glademain
heißt«, bemerkte er mit besorgtem Blick. Es war von
glaid,
»Schrei«, abgeleitet, also Wolfsgeheul.
    »Sie stoßen seltsame, irgendwie verlockende Laute aus«, gab Fidelma zu. »Manchmal sind Menschen davon so fasziniert, daß sie die Gefahr vergessen. Sie sind die einzigen Tiere in diesem Land, die den Menschen gefährlich werden können. Viele Edelleute halten jährlich Wolfsjagden ab, um ihre Zahl zu verringern.«
    Ein Hund bellte zur Antwort auf das Wolfsgeheul.
    »Das ist eine andere Gefahr«, bemerkte Fidelma. »Nach Gewohnheit und Gesetz werden die Wachhunde der Bauernhöfe morgens angebunden, aber nach dem abendlichen Hereintreiben der Rinder freigelassen, damit sie die Hofstätten beschützen. Manchmal greifen sie ebenso wütend an wie der ›Sohn des Landes‹, den du gerade gehört hast.«
    Eadulf wollte antworten, als der Wolf wieder seinen unheimlichen Ruf ertönen ließ. Er wartete, bis er verklang.
    »Ich habe schon viele Bezeichnungen für den Wolf gehört, aber ›Sohn des Landes‹ – wieso das?« Er erschauerte leicht.
    »Mir fallen vier Namen für den Wolf ein, dazu noch ein Sammelname. Wir nennen ihn
mac-tíre,
›Sohn des Landes‹, weil er die wilden Wälder und Bergzüge bewohnt.«
    Plötzlich blieb sie stehen und bedeutete ihm mit einer Geste, es ihr gleichzutun.
    »Da vorn«, sagte sie leise. »Ich glaube, das ist das bestellte Feld, das Samradáns Kutscher meinte. Der Brunnen muß in der Nähe sein.«
    Zwielicht und Bodennebel hatten das Feld noch nicht ganz in Dunkelheit gehüllt. Der Nebel blieb dicht über dem Boden und wirbelte um ihre Beine, als wateten sie durch flaches weißes Wasser. Eadulfs Blick folgte ihrem ausgestreckten Arm, und er sah im Dämmerlicht eine rechteckige Einfriedung, die sich deutlich gegen die sie umstehenden Bäume abzeichnete.
    »Das muß es sein«, stimmte er ihr zu und wies auf eine Ecke, in der er den fast drei Meter langen Brunnenschwengel erkannt hatte, an dem an einem Seil der Holzeimer hing.
    Fidelma ging voran, stieg über die niedrige Steinmauer auf das Feld und schritt über den feuchten, gepflügten Acker auf den Brunnen zu.
    »Es scheint noch niemand hier zu sein«, brummte Eadulf und sah sich im Halbdunkel um.
    Fast im selben Moment bewegte sich etwas auf der anderen Seite der kleinen Steinmauer, die den Brunnen umgab; sie war ohne Mörtel aus Feldsteinen verschiedener Größe aufgeschichtet worden.
    »Wer ist da?« fragte Fidelma.
    Als Antwort ertönte ein schwaches Husten und die Stimme von Samradáns Kutscher.
    Sie gingen um den Brunnenschacht herum und sahen den Mann mit dem Rücken an die Mauer gelehnt sitzen, die Beine lang ausgestreckt, die Arme locker an der Seite. Sein Gesicht war im Dunkeln nicht zu erkennen.
    »Ich . . . ich hab gehofft, daß ihr bald kommt«, sagte er und hob den Kopf.
    Fidelma schaute stirnrunzelnd auf ihn hinunter. »Ist dir nicht gut?« fragte sie, denn sie wunderte sich, daß er nicht aufstand.
    »Ich hab nicht viel Zeit«, unterbrach er sie ungeduldig. »Sprecht nicht, hört mir zu.«
    Fidelma und Eadulf tauschten erstaunte Blicke.
    In der Nähe erklang wieder das klagende Geheul eines Wolfs. Diesmal fielen mehrere andere ein, von überallher schien Wolfsgeheul zu kommen.
    »Dann sprich«, forderte ihn Fidelma auf und setzte sich auf die niedrige Mauer. »Was hast du uns zu sagen?«
    Eadulf blieb stehen, die Hände am Knüttel, und starrte besorgt in die Dunkelheit. »Ein schöner Ort für ein Treffen«, murmelte er. »Könnten wir nicht von hier weggehen und uns einen geschützteren Platz suchen?«
    Der Mann blieb sitzen und beachtete Eadulf nicht. »Schwester Fidelma . . . ich bin aus

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