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Tod in der Marsch

Tod in der Marsch

Titel: Tod in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Tag auf
Besuch. Irgendwann muss auch jeder Verwandte einmal pennen«, mischte sich Große
Jäger ein.
    Christoph legte seinem Kollegen vorsichtig die Hand
auf den Oberarm. Bei Leuten wie von Dirschau erweckte man mit der Große
Jäger’schen Methode nur Trotz. Doch der Oberkommissar wusste sich noch zu
steigern.
    »Ich bestelle jetzt noch einhundert Kollegen«, drohte
er. »Das ist die Mannschaft, die den ganzen Tag auf den Wiesen und Weiden nach
dem kleinen Mädchen gesucht hat. Die freuen sich, wenn sie quer durch
Schleswig-Holstein fahren dürfen, um hier die Durchsuchung fortzusetzen. Und
mit diesem großen Glücksgefühl im Bauch werden die an die Arbeit gehen. Das
macht auch einen sehr guten Eindruck auf die Bevölkerung des Dorfes, wenn eine
ganze Hundertschaft über Ihr Anwesen kriecht.« Große Jäger senkte seine Stimme.
»Und so ganz nebenbei: Manchmal gehe ich mit den Kameraden von der Presse
saufen. Die freuen sich, wenn sie das Spektakel vor die Linse bekommen. Mehr
Publicity haben Sie für Ihren Hof noch nie gehabt. Haben Sie das kapiert?«
    Ob es durch die bisher abgelaufene Polizeiaktion oder
durch die massive Einschüchterung des Oberkommissars erfolgte, von Dirschau gab
nach.
    »Ich führe Sie hin«, sagte er.
    Sie verließen die Stallungen durch die hintere Tür,
die zuvor von den beiden Männern zur Flucht benutzt worden war. Von Dirschau
bog hinter dem Gebäude um die Ecke. Hier lagerten neben landwirtschaftlichen
Geräten auch in Plastikfolie eingeschweißte Materialien, die Christoph nicht
zuordnen konnte. Etwas abseits wurde offensichtlich auch der Dung
zwischengelagert, der beim Ausmisten der großen Ställe anfiel. Gepaart mit der
Abluft, die mittels großer Ventilatoren aus den Stallungen ins Freie abgelassen
wurde, ergab das Ganze eine ausgesprochen unangenehme Duftnote.
    Auf der Rückseite des lang gestreckten weißen Gebäudes
führte eine an der Außenwand angebrachte Metalltreppe zu einer kleinen offenen
Plattform im Obergeschoss.
    Sie folgten von Dirschau die schmale Treppe hinauf.
Hinter der Metalltür, die sich nach außen öffnen ließ, verbarg sich ein
kleiner, von einer trüben Glühbirne erleuchteter, etwa einen Quadratmeter
großer Flur, von dem drei weiß lackierte Türen abzweigten. Der Flur war leer –
fast leer. Neben einer Tür stand, an die Wand gelehnt, ein Golfschläger. Von
Dirschau und Christoph, der ihm direkt folgte, nahmen ihn fast gleichzeitig
wahr. Christoph konnte das Erschrecken des Gutsbesitzers deutlich registrieren.
Bevor dieser etwas sagen konnte, schob Christoph ihn zur Seite.
    »Darf ich«, sagte er und beugte sich über den
Schläger. Große Jäger drängte sich ebenfalls in den kleinen Flur und pfiff
leise durch die Zähne. In gebückter Haltung sahen sich beide an.
    »Das ist er«, sagte Christoph. Dort stand ein
Golfschläger, der haargenau zum Set in der Golftasche passte. Christoph
streifte den von Große Jäger bereitgehaltenen Latexhandschuh über die rechte
Hand und hob vorsichtig mit zwei Fingern unter dem Gummigriff den Schläger in
die Höhe. Unterhalb des Schlägerkopfes sahen sie die eingravierte Sieben.
    »Eisen sieben«, sagte Christoph.
    »Gratuliere, phantastische Kombination«, stellte Große
Jäger anerkennend fest.
    Christoph drehte sich zu von Dirschau um, der
leichenblass geworden war und sich am Türrahmen festklammerte.
    »Ist das Ihr Schläger?«
    Von Dirschau wirkte einen Augenblick wie entrückt, als
wäre er in irgendeiner anderen Welt, bevor sich sein Körper straffte und ein Ruck
ihn durchfuhr.
    »Ja, das ist mein Golfschläger«, sagte er mit
gepresster Stimme.
    »Den stellen wir vorerst sicher«, sagte Christoph,
während Mommsen bereits die Kollegen vom Erkennungsdienst, die immer noch mit
den Fahrzeugen beschäftigt waren, informierte.
    Christoph wies auf die rechte Tür im kleinen Flur.
    »Was verbirgt sich dahinter?«
    »Das ist die Nasszelle«, erklärte der Gutsbesitzer.
    Hinter der Tür befand sich ein winziger, nur von einer
Deckenleuchte erhellter Raum mit einem Toilettenbecken, einem kleinen
Waschbecken und einem halbblinden Spiegel. Im Boden war ein Loch mit einem
Gittersieb als Abfluss für die Dusche eingelassen, die aus einem Deckenauslass
in Form eines schlichten Duschkopfes bestand.
    »Gibt es denn hier keine Heizung in der Dusche?«, wollte
Christoph wissen.
    »Es gibt eine Warmwasserdusche, da erübrigt sich die
Heizung«, gab von Dirschau zurück.
    Christoph stellte im Stillen zusammen, wie

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