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Tod in der Marsch

Tod in der Marsch

Titel: Tod in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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und
die daran angrenzenden Wirtschaftsräume. Nichts.
    Im Erdgeschoss befanden sich neben einem im
friesischen Stil gehaltenen und sehr dunkel wirkenden Esszimmer noch ein
geschmackvoll eingerichtetes, repräsentatives Wohnzimmer, ein Herrenzimmer mit
Kamin und ein kleinerer Raum, der als Abstellkammer diente.
    Auch in diesen Räumen war nichts Bemerkenswertes zu
finden.
    Im Büroraum saß die junge Frau Römelt stumm hinter
ihrem Computer und betrachtete das Treiben mit Argwohn. Ihrer Mimik war
abzulesen, dass sie wohl erstmals miterleben musste, dass etwas gegen den
erklärten Willen ihres Brötchengebers geschah. Sie hatte der Kapitulation von
Dirschaus beigewohnt und verfolgte die Aktivitäten der Beamten mit großen
runden Augen.
    Stichprobenartig hatte Christoph in den Ordnern
geblättert, die sauber aufgereiht an den Wänden standen. Neben Abrechnungen,
Kontenunterlagen und anderen für einen Betrieb üblichen Papieren war ihm
aufgefallen, dass von Dirschau offensichtlich auch Aktien- und Rentendepots
besaß und aktiv am Börsengeschehen teilnahm; darüber hinaus schien er über
vermieteten Grundbesitz zu verfügen.
    Es war nicht Aufgabe dieser Aktion, die Geschäfte des
Gutsbesitzers unter steuerlichen oder wirtschaftlichen Aspekten zu durchleuchten,
bei der allenthalben oberflächlichen Durchsicht konnte aber durchaus der
Eindruck entstehen, dass es dem Herrn wirtschaftlich nicht schlecht ging.
    Von Dirschau saß in seinem großzügigen Arbeitszimmer,
und die Dogge, die neben seinem Schreibtisch lag, richtete sich knurrend auf,
als Christoph und Große Jäger den Raum betraten.
    In gebührendem Abstand zu dem Tier stand ein
Streifenbeamter mit hinter dem Körper verschränkten Händen stumm an einer
Zimmerwand. Christoph sah ihn fragend an.
    »Der Herr hat nur mit seinem Anwalt telefoniert und
von der Durchsuchung berichtet«.
    »Sie werden noch massiv von meinem Anwalt hören«,
drohte von Dirschau bei Christophs Eintreten.
    Im Obergeschoss befanden sich drei modern und
komfortabel eingerichtete Räume, jeweils einer vom Senior und vom Sohn bewohnt,
während der dritte Raum ein Gästezimmer zu sein schien.
    Von Dirschau hatte bemerkt, dass bei der Durchsuchung
seinen Papieren nur untergeordnete Aufmerksamkeit zuteil geworden war, was ihn
beruhigte. Er fand sogar wieder Kraft für Spott in der Stimme, als er
feststellte: »So ein Riesenaufstand und nichts gefunden.«
    Christoph war durchaus nicht enttäuscht, denn er hatte
keineswegs erwartet, in diesem Hause eine verwertbare Spur zu finden. Trotzdem
nahm er sich vor, auf informellem Weg einmal einen Tipp an die Kollegen vom
Finanzamt weiterzugeben. Auch wenn dies nur die Antwort auf die vielen kleinen
Boshaftigkeiten des Gutsbesitzers war, fühlte er sich nicht unwohl bei diesem
Gedanken.
    Christoph stand stumm vor dem Hausherrn, der immer
noch in seinem Sessel saß, die Beine übereinander geschlagen, und nervös an
seiner erkalteten Savinelli-Pfeife fingerte.
    »Wo ist eigentlich Ihr Sohn?«, wollte Christoph
wissen.
    »Der ist in der Stadt, was weiß ich.«
    »Ohne Auto?« Christoph war aufgefallen, dass die drei
Fahrzeuge, auf die es ihnen ankam, auf dem Anwesen standen.
    »Fragen Sie ihn selbst.« Von Dirschau war alles andere
als gesprächsbereit, geschweige denn kooperativ.
    »Wir würden uns jetzt gern die Wirtschaftsgebäude
ansehen.«
    Von Dirschau machte keine Anstalten aufzustehen.
    »Das wird sehr teuer für Sie«, meinte er nur. »Sie
bringen Unruhe in den Stall. Das führt zu einem nicht unerheblichen
wirtschaftlichen Schaden, für den ich schon jetzt Regress anmelde.«
    Der Gutsbesitzer war wieder in die Haltung verfallen,
die sie mittlerweile von ihm gewohnt waren. Eine Mischung aus Ablehnung und
Drohung, gepaart mit besserwisserischer Arroganz und der vermeintlichen
Sicherheit desjenigen, der am längeren Hebel zu sitzen glaubt.
    Nach einem stillen Übereinkommen zwischen ihnen fühlte
sich Große Jäger für die Beantwortung von Äußerungen der Art, wie von Dirschau
sie eben hervorgebracht hatte, zuständig.
    »Ich gebe Ihnen nachher die Kontonummer des
Landwirtschaftsministeriums in Kiel, da können Sie dann Ihre Forderungen direkt
abbuchen«, gab er mit einer frech vorgeschobenen Unterlippe zur Antwort. »Noch
besser wäre es allerdings, wenn Sie Ihre imaginären Forderungen mit den üppigen
Fördermitteln aus Europas Unterstützungstöpfen für notleidende Kleinbauern wie
Sie gegenrechnen würden.«
    Die Adern an der Stirn des

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