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Tod in der Marsch

Tod in der Marsch

Titel: Tod in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Gutsherrn schwollen
bedenklich an. Sein Gesicht verfärbte sich ins Rötliche.
    Sympathien zwischen dem Gutsherrn und der Polizei
hatten zwar nie bestanden, aber jetzt hatte sich das Verhältnis zu einem
offenen Kampf ausgeweitet. Von Dirschau war bis aufs Blut gereizt. Nicht oft im
Leben war er Situationen begegnet, in denen nicht er die Spielregeln festgelegt
hatte.
    Von Dirschau stand auf. Im Augenblick fühlte er sich
außerstande, den unsäglichen Dialog mit diesem ungehobelten, ungepflegten
Widerling von Oberkommissar in seinem verschmierten Parka, den er offenbar
nicht abzulegen pflegte, fortzusetzen.
    »Kommen Sie«, sagte er nur und ging voraus, um das
Haus durch den rückwärtigen Ausgang zu verlassen.
    Die kleine Prozession überquerte den Platz hinter dem
Wohnhaus. In der Doppelgarage sahen sie die Beamten vom Erkennungsdienst bei
der Untersuchung der Fahrzeuge.
    Sie hatten etwa den halben Weg zur Eingangstür der
Stallungen zurückgelegt, als von Dirschau zwei Finger in den Mund führte und,
ehe jemand ihn daran hindern konnte, zwei lang gezogene laute Pfiffe ausstieß.
    »Was soll das denn?«, fragte Große Jäger.
    Kurz darauf öffnete sich am anderen Ende der
Stallungen, fast einhundert Meter von ihrem Standort entfernt, eine Stahltür.
Ein Kopf kam vorsichtig um die Ecke, spähte in ihre Richtung und verschwand für
den Bruchteil einer Sekunde wieder. Die Tür wurde ganz aufgestoßen, und zwei
Männer in Jeans und mit groben Pullovern bekleidet verließen fluchtartig die
Stallungen, um sich in wilder Hast in Richtung der offenen Wiesen zu entfernen.
    Der junge Streifenbeamte, der schon von Dirschau
bewacht hatte, wollte zur Verfolgung ansetzen, aber Christoph hielt ihn zurück.
    »Lassen Sie nur, die armen Schweine kommen bei dem
Wetter in der Bekleidung nicht weit. Auf dem flachen Land werden sie sehr
schnell wieder zurückkommen, zumal ich vermute, dass sie in dieser Gegend,
insbesondere in diesem sauberen Dorf, sofort als Fremde auffallen
würden. Ich vermute einmal, die eiligen Herren stammen nicht aus Nordfriesland,
oder?« Dabei sah er von Dirschau an.
    Dieser hatte ein ganz breites Grinsen aufgesetzt und
unternahm nicht einmal den Versuch, es zu unterdrücken.
    »Ich sagte Ihnen schon, dass die Tiere sensibel sind
und nicht gestört werden dürfen. Deshalb habe ich nur unser Kommen ankündigen
wollen. Warum die Herren um diese Tageszeit noch einmal auf der Weide nach dem
Rechten sehen wollten …«
    »Mensch, erzählen Sie uns doch keine Märchen«, meinte
Große Jäger. »Los, wer waren die beiden?« Der Oberkommissar machte einen
Schritt auf den Gutsherrn zu. Es hatte den Anschein, als wolle er ihn mit
beiden Händen am Revers packen. Kurz vor ihm blieb er stehen und blies ihm mit
voller Absicht seinen Atem ins Gesicht. Auch wenn seit ihrem gemeinsamen
nächtlichen Ausflug ins Husumer Nachtleben schon einige Stunden vergangen
waren, gehörte der verbrauchte Lungeninhalt Große Jägers mit Sicherheit nicht
zu den angenehmen Düften.
    »Das sind zwei entfernte Verwandte, die zu Besuch sind
und im Stall geholfen haben«, erklärte von Dirschau.
    »Ach ja. Ich vermute einmal, Ihre Verwandten kommen
aus Polen oder einem anderen osteuropäischen Land. Habe ich Recht?«, fragte
Christoph.
    Von Dirschau zog es vor, zu schweigen.
    Mittlerweile hatten sie den Stall erreicht. In einer
schier endlos langen Reihe standen die Tiere in engen Boxen. Verglichen mit dem
Bild eines fröhlichen Bauernhofes aus Kindheitstagen machte diese Anlage auf
Christoph einen sehr sterilen Eindruck. Auf langsam dahingleitenden Förderbändern
wurde Heu transportiert, vor jeder Box war eine Art Krippe angebracht, in der
ein granulatartiges Material lag, von dem die Tiere fraßen. Saubere
Rohrleitungen mit jeweils einem Anschluss pro Box führten durch die gesamte
Anlage. Christoph vermutete, dass hierüber die Milch aus der Melkanlage zentral
gesammelt wurde. Es verblüffte die kleine Expedition auch nicht, dass in den
Stallanlagen verschiedentlich Computerbildschirme und Tastaturen auftauchten,
sogar ein kleiner Drucker war angeschlossen.
    Sie wollten gerade mit der näheren Durchsuchung eines
mit Technik voll gestopften kleinen Raumes beginnen, als Christoph den
Gutsbesitzer ansprach.
    »Herr von Dirschau, zeigen Sie uns doch bitte einmal
die Räume, in denen Ihre Verwandten wohnen.«
    »Die wohnen hier nicht, die sind nur zu Besuch, wie
ich Ihnen bereits erklärt hatte.«
    »Mensch, keiner ist vierundzwanzig Stunden am

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