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Tod in der Marsch

Tod in der Marsch

Titel: Tod in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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zu befreien.«
    Aus dem Hintergrund röhrte eine Stimme: »Ach was. Die
Todesstrafe muss wieder eingeführt werden.« Der Unbekannte hatte die anderen
natürlich sofort auf seiner Seite.
    Römelt hob die Hand. »Sie hören es selbst. Unsere
Justiz ist viel zu lasch mit solchen Verbrechern. Wer so etwas macht, gehört
für alle Ewigkeit weggesperrt.«
    Ein dicker Mann aus der vorderen Reihe nahm noch einen
herzhaften Schluck aus seinem Bierkrug und wusste dann die Lösung: »Der gehört
kastriert.«
    Christoph holte tief Luft.
    »Ich glaube«, dabei machte er einen Schritt auf Römelt
zu, »dass wir ein Rechtssystem haben, das die Forderung nach Gerechtigkeit
erfüllt. Was Sie hier betreiben, ist Hetze. Sie wiegeln Ihre Mitbürger auf,
Unrecht zu begehen. Dort hinten«, dabei wies Christoph mit der ausgestreckten
Hand in die Richtung, in der Brehms Haus stand, »sitzen eine unschuldige Frau
und zwei kleine Kinder und haben Angst. Können Sie das dulden?«
    Römelt schnaufte. »Wir haben sie nicht gerufen, sich
hier anzusiedeln.«
    »Als Bürgermeister sollten Sie für Recht und Gesetz
stehen. Und wer sich wo seinen Wohnsitz wählt, liegt nicht in Ihrem Ermessen,
sondern steht jedem Bürger in diesem Lande frei.«
    »Das ist alles theoretisch«, entgegnete der
vierschrötige Mann. »Wir wollen hier nur das, was wir seit vielen hundert
Jahren haben: unseren Frieden.«
    Augenblicklich setzte ein vielstimmiger Chor ein, der
Römelts Ausführungen bekräftigte.
    Der Bürgermeister legte noch einmal nach. »Diese Welt
ist groß. Soll sich doch solch ein Gesindel in der Gosse ansiedeln, im Sumpf
der Großstädte suhlen.«
    Ein kräftiges Gejohle der Umstehenden signalisierte
Römelt, dass er die richtigen Worte gefunden hatte.
    »Niemand hat bisher einen Beweis dafür erbracht, dass
eine ganz bestimmte Person für die grausamen Taten verantwortlich ist. Und
solange wir« – dabei zeigte Christoph mit dem Finger auf sich – »noch niemanden
der Tat sicher überführt haben, ist jede Art der Hetze, zumal gegen
Unschuldige, nicht nur eine ausgemachte Schweinerei, sondern erfüllt auch noch
einen Straftatbestand.«
    Römelt sah in die Runde seiner Mitbürger. »Sie
versuchen uns hier einen Bären aufzubinden. Jeder von uns hat es vorhin im
Radio gehört, dass Brehm, dieses Schwein, als Täter überführt ist. Wenn Sie ein
gutes Werk tun wollen, dann nehmen Sie seine Sippschaft gleich mit. Dann haben
Sie doch die Gewähr, dass diese kranken Wesen sicher verwahrt sind. Und wir
hier können wieder frei atmen.«
    Es setzte ein Begeisterungssturm unter den
Wirtshausbesuchern ein, der Christoph erschaudern ließ. Die ganze Situation
hatte etwas Unwirkliches. Er wollte in aller Schärfe etwas erwidern, als sich
Große Jäger nach vorn drängte. Der Oberkommissar stellte sich ganz dicht vor
den Bürgermeister. Sie waren etwa gleich groß.
    Römelt versuchte nach hinten auszuweichen, stieß aber
mit dem Rücken gegen den Tresen. Große Jäger folgte ihm, sodass der alte
Abstand wiederhergestellt war. Die Runde hatte nicht bemerkt, dass der Polizist
einen Fuß nach vorn gesetzt hatte und diesen jetzt auf Römelts Schuh
platzierte. Mit einem kräftigen Druck bewegte Große Jäger seinen Absatz.
Gleichzeitig bohrte er seinen Zeigefinger durch die grobe Jacke des Mannes
hindurch zwischen zwei Rippen.
    »Wenn irgendjemandem in diesem Dorf auch nur ein Haar
gekrümmt wird, dann schleife ich dich eigenhändig an deinen ungewaschenen Ohren
durch das Dorf, über die Landstraße bis nach Husum. Das verspreche ich dir.«
    Römelt war bei Große Jägers Worten rot angelaufen. Er
rang nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. Dann öffnete er den Mund,
wollte etwas entgegnen.
    »Ich weiß, was du mir jetzt erzählen willst. Du wirst
mir jetzt sagen wollen, dass ich das bitter bereuen werde, dass du dich über
mich beschwerst. Versuch es doch einfach.« Große Jäger lachte freudlos. »Mir
kannst du nichts anhaben, aber du wirst nie wieder in deinem Leben einen
Zebrastreifen überqueren können, ohne dass ein Polizist in der Nähe steht und
dir ein Strafmandat verpasst. Und das ist die harmloseste Form.«
    »Halten Sie sich zurück. Bremsen Sie Ihre Mitbürger,
damit hier nicht etwas überkocht, was ein noch größeres Unglück verursacht. Wir
bemühen uns, den Täter dieser grässlichen Morde zu überführen. Er wird seiner
gerechten Strafe zugeführt werden. Helfen Sie uns mit Informationen,
unterstützen Sie uns durch Hinweise. Aber vergreifen

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