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Tod in der Marsch

Tod in der Marsch

Titel: Tod in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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das Surren seines Mobiltelefons. Es war die
Telefonzentrale der Dienststelle. Dort war eine Nachricht für ihn angekommen.
    Eine Frau hätte sich gemeldet und speziell ihn
verlangt. Sie wollte ihr Anliegen keinem anderen offenbaren, auch nicht dem
Diensthabenden. Sie hatte ausdrücklich betont, nur mit Christoph sprechen zu
wollen.
    »Hat die Anruferin ihren Namen genannt?«, wollte
Christoph wissen und hielt sich mit der freien Hand das andere Ohr zu, um das
Stimmenwirrwarr abzuschirmen, das durch den Raum hallte.
    »Ja«, entgegnete der Beamte in der Zentrale, »sie
nannte ihren Namen: Brehm!«
    Christoph hielt die Luft an. »War das alles?«
    Der Mann am anderen Ende der Leitung raubte ihm langsam den letzten Nerv. In seiner Zeit an der Westküste hatte er die ruhige
und bedächtige Art der Einheimischen kennen und manchmal auch schätzen gelernt.
Aber Besonnenheit war nicht unbedingt gleichzusetzen mit dem Phlegma dieses
Kollegen, dem er jedes Wort einzeln entlocken musste.
    »Nein«, kam es zurück.
    »Verdammt noch mal«, entfuhr es Christoph. »Was hat
die Frau noch gesagt?«
    Wiederum war es für einen kurzen Moment still in der
Leitung.
    »Sie sagte, es wäre etwas geschehen, und fragte, ob
Sie nicht einmal bei ihr vorbeischauen könnten.«
    Mehr war dem wortkargen Kollegen nicht zu entlocken.
    Christoph informierte den Oberkommissar in zwei Sätzen
und versuchte dann seinerseits, einen telefonischen Kontakt zu Frau Brehm
herzustellen, indem er die sorgfältig in seinem kleinen Notizbuch vermerkte
Rufnummer anwählte.
    Es wurde allerdings nicht abgenommen.
    Kurz entschlossen bat Christoph Große Jäger, zur
Dienststelle zurückzueilen, um das Fahrzeug zu holen. Er selbst wollte die
wenigen Schritte bis zu Mommsens Wohnung zurücklegen, um diesen trotz der
verordneten Freizeit zu bitten, mit nach Marschenbüll zu kommen. Er stimmte mit
dem Oberkommissar ab, dass dieser die beiden anderen vor der Wohnung abholen
sollte.
    Schnellen Schrittes ging Christoph durch die Straßen
und hatte das kleine Stadtzentrum bald hinter sich gelassen. Mommsen wohnte in
einem liebevoll restaurierten Mehrfamilienhaus in der Altstadt. Die Straße war
ruhig und strahlte mit ihren wenigen Laternen eine angenehme Behaglichkeit aus,
wobei dieses Bild noch durch die elektrischen Leuchter und Kerzenbögen
unterstrichen wurde, die in den Fenstern standen.
    Kurze Zeit nachdem Christoph den Klingelknopf betätigt
hatte, hörte er den Summer und drückte die Tür auf. Rasch bewältigte er die
Stufen bis zum Obergeschoss. Die Wohnungstür am Treppenkopf war angelehnt.
    Christoph klopfte, worauf er eine unbekannte helle
Männerstimme mit einem eigenartigen Timbre vernahm.
    »Komm, Schatzi, die Tür ist offen. Warum klopfst du
denn?«
    Christoph trat in den kleinen Flur, als durch eine der
Türöffnungen ein sehr kleiner Mann mit tänzelnden Schritten heraustrat.
    Mit einer fast linkischen Geste hielt er sich das rot
karierte Geschirrtuch vor den Mund.
    »Oh!«, entfuhr es ihm. »Ich hatte eigentlich jemand
anderen erwartet.«
    Der Mann hatte eine über die Stirn laufende Glatze,
die von einem sehr kurz rasierten Haarkranz umgeben wurde. Im Kontrast zu den
wenigen Haaren stand allerdings der mit einem Gummiband zusammengehaltene
Haarzopf, der vom Nacken über den Kragen des Poloshirts hinunterhing.
    Freundliche, lustige Augen strahlten Christoph an.
Lediglich der Dreitagebart verlieh der kleinen Gestalt einen maskulinen Hauch.
    Christoph sah den Mann irritiert an.
    »Entschuldigung«, bemühte er sich, den Rückwartsgang
einlegend, »ich habe mich wohl in der Tür geirrt.«
    »Schade!« Der kleine Mann machte einen winzigen
Schritt auf Christoph zu, was diesen instinktiv veranlasste, noch ein Stück
zurückzuweichen. Dabei stieß er mit jemandem zusammen, dessen Herannahen er
nicht wahrgenommen hatte.
    Rasch drehte er sich um, und blickte Mommsen direkt in
die Augen.
    Nun war es an Christoph, »Oh!« zu sagen. Alle
Anwesenden an diesem Ort und zu dieser Stunde sagten anscheinend »Oh«.
    »Zu dir wollte ich.« Es klang wie ein Stoßseufzer.
    Mommsen errötete bis unter die Haarspitzen. »Bitte«,
sagte er und wies auf den kleinen Flur. »Hier wohnen wir.«
    Seine Stimme hatte wieder an Festigkeit gewonnen. Er
räusperte sich und fuhr fort: »Darf ich vorstellen. Das ist mein Chef,
Hauptkommissar Johannes. Und das«, er zeigte auf den kleinen Mann, der
Christoph mit großen interessierten Augen betrachtete, »das ist Karlchen,

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