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Tod in der Walpurgisnacht

Tod in der Walpurgisnacht

Titel: Tod in der Walpurgisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Wahlberg
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schön in Schräglage gebracht. Untreue konnte ernste Folgen haben, das war nichts Neues.
    Den größten Teil der Nachforschungen hatten die Kollegen Lerde und Berg betrieben, und zwar nach allen Regeln der Kunst. Helikopter, Suchtrupps, Hunde und Zivilpersonen, darunter auch Taucher, waren involviert gewesen.
    Sie verschwand zu einem Zeitpunkt, als Claesson selbst alle Hände voll mit dem Fall des Teppichhändlers Olsson aus Oskarshamn zu tun hatte, der in Istanbul tot aufgefunden worden war. Das war ein Fall, mit dem hauptsächlich er und Mustafa Özen betraut gewesen waren. Er musste nach Istanbul reisen, um an Ort und Stelle Ermittlungen vorzunehmen, was natürlich Spaß gemacht hatte. Mustafa Özen, als Kind türkischer Eltern in Malmö aufgewachsen, war eine große Hilfe gewesen. Inzwischen war Özen von der »Ordnung« zur Kripo befördert worden und konnte glücklicher nicht sein.
    »Die kriechen dem nur in den Arsch, weil er Einwanderer ist«, hörte er Lerde vor einer Weile murmeln.
    Claesson entschied sich, nichts darauf zu entgegnen.
    Der Fall der vermissten Tina Rosenkvist war mit anderen Worten nic ht mehr hochaktuell. Da die Zeit verging und man sie nicht gefunden hatte, hatten die Eltern gefordert, mit jemandem sprechen zu können, der größeres Gewicht hatte als Berg und vor allem als Lerde, die zusammen die Fäden in der Hand gehalten hatten. Die beiden wurden von Yvonne Almgren nur »Rotzbengel« genannt, und sie behandelte sie so unfreundlich, dass Claesson gemeinsam mit Berg und Lerde beschlossen hatte, dass er in Zukunft den persö nlichen Kontakt mit Almgren und ihrem Mann übernehmen würde. Er hatte Klartext mit den Eltern geredet, hatte ihnen erklärt, dass seine Möglichkeiten, die Ermittlungen und die Suche fortzusetzen, beschränkt waren, auch wenn er ihnen nicht direkt gesagt hatte, dass man den Fall mehr oder weniger auf Eis gelegt hatte. Vielleicht würde er einmal etwas für die Cold-Case-Gruppe werden, die sich mit ungelösten Fällen befasste, die schon mehrere Jahre auf dem Buckel hatten.
    Tinas Ehemann, die Eltern, Verwandte, Nachbarn, Freunde und Arbeitskollegen waren sämtlich verhört worden, man hatte Suchaktionen im Fernsehen und in den Zeitungen gehabt und ihr ganzes Haus auf der Suche nach Spuren durchkämmt. Doch die Ermittlungen waren zum völligen Stillstand gekommen.
    Außerdem war der Winter mit viel Schnee ungewöhnlich hart gewesen, und ein Ende war noch nicht in Sicht.
    Doch es wird tauen. Was dann wohl zutage trat?
    Es wurde in alle Richtungen spekuliert, nicht zuletzt unter Tinas Kollegen, zu denen auch Claessons Ehefrau gehörte. Tina hatte als Krankenschwester in der Chirurgischen Klinik in Oskarshamn gearbeitet, wo sie von den Kollegen »die Rose« genannt wurde.
    Es ist, wie es ist, eine traurige Geschichte, dachte er und sah im selben Augenblick Yvonne Almgren auf dem Besuchersofa im Eingangsbereich sitzen. Sie fuhr hoch und machte sich bereit, ihm wie ein eifriger Welpe zu folgen. Schweigend stiegen sie die Treppe zu seinem Zimmer hinauf. Die Tür stand offen. Auf der Schwelle sagte sie, sie müsse zur Toilette. So war es immer. Wahrscheinlich die Nerven.
    Yvonne Almgren ließ auf sich warten. Ihr Magen musste in Aufruhr sein. Er konzentrierte sich auf die beiden leeren Sessel und erwog, sich schon jetzt dort niederzulassen. Sie waren mit graublauem Stoff bezogen und nicht von der Sorte, in die man tief versank. Schließlich betrieb er hier keine Psychotherapie.
    Plötzlich wurde die Sonne von den Wolken verschlungen, der Kontrast war groß. Als Yvonne Almgren wieder auf der Schwelle stand, versank das Zimmer in einem grauen Dämmer. Sie setzten sich.
    »Wie geht es Ihnen?«, begann Claesson.
    »Haben Sie etwas Neues herausgefunden?«, fragte Yvonne Almgren ohne Umschweife und betrachtete ihn mit zwei grauen Augen, in denen die Hoffnung noch nicht verloschen war.
    »Nein, leider nicht«, antwortete er und fuhr sich, wie er es gern tat, reflexhaft mit der einen Hand innen in den Hemdenkragen. »Ich wünschte, wir könnten mit etwas Neuem aufwarten. Wir wissen, dass es schwer für Sie ist, aber wie ich schon gesagt habe, ich verspreche Ihnen, dass wir von uns hören lassen, sowie wir etwas herausbekommen.«
    »Man hofft schließlich immer«, erwiderte sie tonlos und sah auf ihre trockenen, mageren Hände, an denen der Ehering sehr locker saß. »Haben Sie aufgegeben?«
    Claesson holte tief Luft.
    »Wir machen mit der Suche nicht in dem Maße weiter wie zu

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