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Tod in der Walpurgisnacht

Tod in der Walpurgisnacht

Titel: Tod in der Walpurgisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Wahlberg
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ausgespuckt, konnte sich aber noch beherrschen.
    Unter der Decke war eine Bewegung zu spüren. Ein Arm, der sich zu heben versuchte.
    »Natürlich lebt sie«, sagte er besserwisserisch und versuchte zu lächeln.
    Die Augenlider zuckten, aber sie öffneten sich nicht. Sie würden sie nicht bewegen können, ehe der Krankenwagen da war. Man würde sie so raustragen müssen, denn eine Trage passte nicht durch die schmale Tür.
    Jemand fand eine Lampe, die auf dem Fußboden stand, und schaltete sie ein. Das Versteck war wirklich eine Zelle. Die neu hochgezogene Wand hatte die Toilette zugänglich gemacht, denn wenn sie auf einen Eimer hätte gehen müssen, hätte es noch viel schlimmer gerochen. Einer der Polizisten machte das Licht in der Toilette an, dort hingen ein paar Handtücher, und auf dem Waschbeckenrand stand eine Plastikflasche mit Flüssigseife. Am Fußende der Matratze lag ein Stapel ordentlich zusammengefalteter Kleider. Das Fenster war klein und zugehängt, man konnte nicht nach draußen schauen. Auf dem Fußboden ein Teppich, bei der Lampe ein paar Zeitungen und Bücher. Einer der Polizisten hob einen Teller an und betrachtete ihn.
    »Alte Essensreste«, sagte er.
    »Wahrscheinlich hat er plötzlich das Interesse an ihr verloren«, sagte ein anderer.
    »Na, er hat ja jetzt eine neue Donna da oben«, meinte Peter Berg.
    Eine halbe Stunde später wurde Tina Rosenkvist aus ihrem Gefängnisloch befreit und ins Krankenhaus gebracht. Inzwischen war Claesson auch da. Er stand vor dem Haus und sah, wie die Trage in den Krankenwagen gehoben wurde. Aber warum hatten sie nicht schon vorher gründlicher in dem Haus gesucht? Das ärgerte ihn, dieses Gefühl, keine gute Arbeit gemacht zu haben. Das würden sie natürlich zu hören bekommen! Aber sie lebte!
    Tina hatte Wasser aus dem Hahn in der Toilette trinken können, doch man wusste nicht, wie lange sie ohne Nahrung gewesen war, es konnte sich um Wochen handeln.
    »Ist das medizinisch überhaupt möglich?«, fragte einer.
    »Ich habe von eingeschlossenen Grubenarbeitern gehört, die mehrere Monate klargekommen sind, wenn sie nur Wasser hatten«, sagte Peter Berg. »Wie lange er sie wohl da unten einsperren wollte?«
    »Er war in einer Zwickmühle«, sagte Lena Jönsson. »Früher oder später wäre er wohl gezwungen gewesen, sich ihrer zu entledigen, ganz gleich, ob er nun eine neue Frau hatte oder nicht. Denn er konnte sie ja nicht einfach bei lebendigem Leib rauslassen, dann wäre er sofort eingebuchtet worden! Und sie vorsätzlich umzubringen, war dann vielleicht doch nicht sein Ding. Da war es vielleicht einfacher, sie schlicht zu vergessen.«
    »Wenn er nie runterging, musste er das Elend ja auch nicht mitansehen«, sagte Peter Berg. »Der muss doch total krank sein!«
    »Wie die Neue das wohl aufnimmt?«
    »Sieh doch selbst!«, sagte Berg und nickte zu einem blassen und verunsicherten Wesen, das darauf wartete, zum Verhör auf die Polizeistation mitgenommen zu werden.
    Es gab viel zu sagen. Claesson stellte sich neben Martin Lerde und bemerkte, dass dieser schwieg. Hatte man Recht, dann musste darauf nicht extra hingewiesen werden, alle wussten es sowieso. Doch Lerdes Gesicht trug auch nicht die selbstzufriedene Miene, die er sonst gern mal aufsetzte und die jetzt ihre Berechtigung gehabt hätte.
    Es fiel ihm immer schwer, Lerde ein Lob auszusprechen, Claesson war sich durchaus bewusst, dass er immer Distanz hielt. Es war ungefähr so, als würde man jemandem Süßigkeiten geben, der darum bettelte.
    Doch jetzt war dieses Lob absolut berechtigt.
    »Gute Arbeit, Lerde!«, sagte er und suchte Lerdes Blick.
    Der nickte zum Dank. Stand still da, mit dröhnendem Schädel und schmerzendem Kiefer.
    »Du musst ins Krankenhaus«, sagte Claesson.
    »Ich weiß«, antwortete Lerde mit rauer Stimme.
    »Ich dachte, wir hätten das Haus gründlich durchsucht«, sagte Claesson mit zunehmendem Ärger. Wie zum Teufel hatte ihnen dieses Versteck entgehen können?, fragte er sich.
    »Damals war die Wand nicht da«, sagte Lerde, als hätte er Claessons Gedanken gelesen.
    »Ach, ehrlich?«
    »Nein«, bekräftigte Lerde mit einem Kopfschütteln.
    »Dann versteht man, warum er die Schwiegereltern plötzlich nicht mehr dahaben wollte«, sagte Claesson.
    Lerde nickte.
    »Wo meinst du, hat er sie versteckt, ehe er sie hierherbrachte? Du mit dem hellseherischen Blick weißt das ja vielleicht!«, meinte Claesson mit einem Zwinkern, das humorvoll und gutmütig gemeint war.
    Aber Lerde sah

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