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Tod in der Walpurgisnacht

Tod in der Walpurgisnacht

Titel: Tod in der Walpurgisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Wahlberg
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ihn nur todernst an und schien sich zu fragen, was das sollte.
    »Ich wollte nicht ironisch sein«, entschuldigte sich Claesson, der einsah, dass sein Tonfall im Eifer des Gefechts etwas ungehalten und distanziert geraten war. »Dass du Tina gefunden hast, das ist ja fast so, als könntest du durch Wände sehen …«
    »Bei seinem Betrieb in Kristdala ist eine Baracke«, sagte Lerde trocken. »Vielleicht da. Tina wird uns das selbst erzählen.«
    Claesson nickte. Dann gab er Martin Lerde einen kameradschaftlichen Schlag auf den Rücken, stieg ins Auto und ließ sich von Peter Berg nach Hause fahren.
    Lerdes Schmerzen waren jetzt heftiger geworden, aber er konnte den Mund sowohl öffnen als auch schließen. Vielleicht war es doch nicht so schlimm.
    Mit zusammengekniffenen Augen sah er in ein rosafarbenes Abendlicht. Das war schön. Wie Tauwetter in ihm.

Kapitel 60
    M ona Lundin nahm den Zuckerkuchen aus dem Ofen. Bald würden sie sich zu den Halb-acht-Nachrichten vor den Fernseher setzen, allerdings ohne Zuckerkuchen, denn der war für morgen bestimmt, wenn ihre alten Freundinnen vom Nähkreis nach einem Besuch im Glas-Shop in der Kate vorbeikämen. Danach wollten sie zur nächsten Glashütte in Björkshult und dann nach Nybrohållet weiterfahren. Der Tag war streng durchgeplant, es würde also keinen langen Kaffeeklatsch geben, das hatten sie schon gesagt.
    Janne hatte den Fernseher bereits eingeschaltet. Nach dem langen Arbeitstag hatte er keine Lust mehr, aufmerksam zu sein, zuzuhören und ihnen Informationen aus der Nase zu ziehen. Er wollte jetzt nur noch schweigen und glotzen.
    Sie hatten Fischpudding mit zerlassener Butter gegessen und dazu Bier getrunken. Besser ging es nicht. Im Moment liefen die Lokalnachrichten. Es gab auch einen kurzen Bericht über den Scheiterhaufenmord in Hjortfors, doch wurde nichts gesagt, worüber er sich geärgert hätte. Lundin saß seelenruhig da, bis er von der verschwundenen Tina hörte – da machte sein Herz einen Freudensprung, und er rief nach Mona, damit sie sich das ansah.
    »Wie schön, wenn unser Beruf nicht sinnlos ist«, sagte er.
    Er war auf dem Nachhauseweg noch kurz in Knähult vorbeigefahren, hatte ein paar Worte mit dem Schmelzer Hedman gewechselt und aus ihm herauszukriegen versucht, ob er in der Nacht zu Walpurgis etwas gesehen oder gehört hatte. Nachdem Lundin aber selbst die Hütte besucht hatte, war ihm klar, dass man dort keine Geräusche von außen hören konnte. Zudem trugen alle Gehörschutz, und manch einer hatte sicher noch Musik aufgeschaltet.
    Nach vielen »vielleicht« und »eventuell« hatte er Karl-Ove Hedman zumindest entlocken können, dass er »wahrscheinlich« während der Nacht einmal rausgegangen war, um frische Luft zu schnappen. Und nach weiterem Fragen und Nachbohren und Herumdrucksen meinte Hedman, dass es so um drei Uhr herum gewesen sein könnte, denn da ist die Wahrscheinlichkeit am größten, dass die Aufmerksamkeit bei der Arbeit nachlässt. All diese »wahrscheinlich« und »vielleicht« und »ich weiß nicht genau«. Aber Lundin gab nicht auf. Am Ende konnte er eine relativ exakte Zeitangabe einkreisen: Hedman hatte kurz nach drei Uhr draußen die frühe Dämmerung am Himmel betrachtet. Dann schaffte es Lundin noch, aus ihm herauszulocken, dass Hedman, als er dort stand, ein Auto gesehen und gehört hatte. Die Pause hatte ungefähr fünfzehn Minuten gedauert.
    »Das war mit anderen Worten zwischen zwanzig nach drei und fünf vor halb vier. Kann das sein?«, fragte Lundin.
    »Ja«, bestätigte Hedman.
    Und warum hat er das nicht gleich gesagt?, dachte Lundin verärgert, wenngleich er natürlich wusste, dass es so aus dem Wald herausschallte, wie man hineinrief. Niemand hatte Karl-Ove Hedman danach gefragt, das war Lundin klar geworden, als er in seinem Fernsehsessel saß. Und es wäre wirklich sehr optimistisch gewesen anzunehmen, dass er das von selbst preisgab.
    Zumindest hatte Lundin noch ein wenig über das Auto herausbekommen, das vorbeigefahren war. Die Frage war natürlich, ob das ausreichte.
    »Aus welcher Richtung kam das Auto?«, hatte er Hedman gefragt.
    »Von der anderen Seite, es fuhr südwärts auf der Bruksgatan«, antwortete Hedman.
    Allerdings hatte er nicht sehen können, wohin es fuhr. »Die Straße macht am Folkets Hus eine kleine Kurve«, erklärte Hedman, »oder besser gesagt, kurz danach.«
    Lundin versuchte, sich den Verlauf der Bruksgatan ins Gedächtnis zu rufen. Er würde das morgen überprüfen, sich

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