Tod in der Walpurgisnacht
werden.«
»Na, dann«, sagte Peter Berg und hob ein paar Unterhosen heraus, die hauptsächlich aus Spitze bestanden.
»Er hat behauptet, er habe die Tüten in seinem Büro versteckt.«
»Das heißt, sie hat die Sachen nicht bekommen.«
»Vielleicht waren sie gar nicht für sie.«
Sie überprüften die Wände, schlugen an drei Außenwände und eine gemauerte Innenwand. Sie kamen an die Tür zu einem altmodischen Vorratskeller, doch auf den Regalen standen weder Marmeladengläser noch Saftflaschen, sondern hauptsächlich alte Videokassetten, die durchzusehen sicher interessant wäre, doch nicht jetzt.
Dann eine Waschküche. Relativ neue Waschmaschine, Kinderkleider auf dem Wäscheständer, unter der Arbeitsplatte Metallkörbe vollgepfropft mit schmutziger Wäsche. An der einen Wand eine Dusche und eine Tür an der anderen. Die Waschküche war ein Durchgangszimmer. Wenn Lerde sich richtig erinnerte, gab es, wenn man durch die nächste Tür ging, hinter der ein anderer Raum lag, noch eine kleine Toilette.
Lerde verspürte völlig unmotiviert Enttäuschung. Verdammt! Aber mit einem Scheitern zu rechnen war nur eine bequeme Methode sich zu versichern, dass es nur besser werden konnte.
Als er das letzte Mal hier gewesen war, hatte er dumpfe Geräusche gehört, ohne diese bewusst zu registrieren. Doch es war in sein Gedächtnis eingedrungen, weil es ein wenig zu laut war, als dass es von einer hustenden Heizungspumpe oder einem vorbeifahrenden Auto hätte stammen können. Sein Gefühl war, dass es von unten kam. Auch der Lärm im Folkets Hus in Hjortfors kam ohne Zweifel von unten. Da hatte er mitten im Raum gestanden und das Boxtraining gehört.
Und da waren ihm unwillkürlich all die armen Seelen eingefallen, die eingesperrt und eingemauert dasaßen, während Polizei und Nachbarn ganz in ihrer Nähe herumsuchten. Entweder hatte niemand etwas gehört, weil keiner damit rechnete, oder sie hatten gedämpftes Lärmen gehört, ohne es deuten zu können, weil sie so voreingenommen waren. Man glaubt ja, dass jemand anders, der im selben Haus wohnt oder zu Besuch ist, das auf jeden Fall schon bemerkt haben würde.
Lerde wurde klar, dass er es sich nie verzeihen würde, wenn er den Keller von Rosenkvist nicht noch einmal gründlich untersuchte. Wenn sie nichts fanden, dann hatte er zumindest alles getan, was er konnte.
Angespannt verfolgte er den gestreiften Teppichläufer aus Plastik, der den grün angestrichenen und abgenutzten Zementfußboden in der Waschküche etwas aufhübschen sollte. Er machte die nächste Tür auf, fand da aber keine Toilette, wie er erwartet hatte.
»Erinnere ich das falsch?«, murmelte er zu Peter Berg, der das Licht einschaltete, woraufhin eine Deckenlampe ihr gelbes Licht in dem fensterlosen Kellerraum verströmte.
Sie betrachteten den Fußboden. Offensichtlich war die glatte Wand an der Stelle, wo die Tür zur Toilette gewesen war, neu. Natürlich war dort eine Tür gewesen! Lerde schlug mit der Faust gegen die Wand.
»Tina!«, rief er.
Kein Laut. War die Wand an der Innenseite isoliert?
Sie fanden keine Tür. Peter Berg packte einen dicken, wahrscheinlich selbstgewebten Vorhang, der hinter einem Tresor hing, der vor der neu hochgezogenen Wand stand. Der Tresor stand auf einem Teppich, doch Kratzspuren auf dem Boden ließen erkennen, dass der Schrank nicht nur einmal, sondern wahrscheinlich viele Male bewegt worden war. Sie warfen sich einen schnellen Blick zu.
»Ruf Verstärkung«, sagte Lerde, und Berg nickte.
Sie hatten dafür gesorgt, dass ihnen ein Streifenwagen folgte, und der musste inzwischen schon in Bråbo sein. Lerde zerrte an dem dicken Stoff, doch der war nicht leicht herunterzuziehen. Offensichtlich war er aus einem besonders reißfesten Material und zudem noch an einer Leiste an der Decke angenagelt. Hinter dem Vorhang erkannte er eine Tür.
Im selben Moment, als sie den Tresor beiseiteschieben wollten, warf sich Pär Rosenkvist mit seinem ganzen Gewicht auf sie. Er musste sich die Treppe heruntergeschlichen haben und war jetzt so gereizt, dass er Peter Bergs Pullover packte und ihn festhielt, während er ihm eine Faust in den Magen rammte. Berg knickte ein, schaffte es aber noch, aus der Waschküche und in den Hobbyraum zu kommen. Dann erhielt Lerde einen Kinnhaken, er spürte das Knirschen, als sein Kiefer getroffen wurde und etwas Loses im Mund tanzte. Zähne, dachte Lerde und wollte sie gerade ausspucken, als er erkannte, dass Rosenkvist drohend einen
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