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Tod in der Walpurgisnacht

Tod in der Walpurgisnacht

Titel: Tod in der Walpurgisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Wahlberg
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Bolzenschneider erhoben hatte und damit auf Lerdes Kopf zielte. Lerde duckte sich, der Bolzenschneider zischte durch die Luft und donnerte in die Wand, wo er ein Loch in der Gipsplatte hinterließ. Lerde begriff, dass er das nicht allein schaffen würde, und versuchte wegzukommen, doch jetzt kam ein Schlag nach dem anderen. Er rang nach Luft und verspürte einen stechenden Schmerz im Brustkorb. Er versuchte, sich über den Boden in die Waschküche zu schlängeln, doch Rosenkvist war groß und stark wie ein Ochse, packte ihn bei den Hosenbeinen und hielt ihn fest. Lerde wand sich heraus, trat ihm in den Schritt, landete einen Volltreffer, doch es war, als würde man eine Matratze boxen. Der Kerl war wie eine Gummipuppe, die alles Mögliche aushielt.
    Wo zum Teufel war Berg? Er konnte ihn nicht im Stich lassen!
    Da sah er Peter Berg mit einem Lampenfuß der schwereren Sorte in der Hand – schwarzer Stein und Messing. Rosenkvist hatte jetzt wieder den Bolzenschneider gepackt. Lerde war auf den Beinen und packte den Wäschekorb, während Berg sich von hinten mit dem Lampenfuß anschlich. Wenn der den auf den Kopf kriegt, kann es richtig übel ausgehen, dachte Lerde. Aber hier unten zu schießen, wäre der reine Wahnsinn, die Kugeln würden nur so von den Wänden abprallen.
    Er warf Rosenkvist ein Hemd über den Kopf. Eine Sekunde lang sah Rosenkvist nichts. Lerde merkte, dass seine Nahkampfausbildung nicht sonderlich gut war und die von Berg noch viel weniger, der jetzt mit dem Lampenfuß auf das Bündel eindrosch. Lerde versuchte, mit Rosenkvist über die Treppe zu entkommen, während Peter Berg diesem weiterhin den Lampenfuß auf den Rücken donnerte. Dann war plötzlich alles voller Lärm und Leute.
    Lerde zog sich zurück, die aus vier Beamten bestehende Kampftruppe stürmte die Treppe hinunter. Lerde konnte nicht sehen, was geschah. Er betastete vorsichtig sein Kinn, es fühlte sich taub und ganz weich an. In dem Moment, als die vier Polizisten Rosenkvist auf den Boden gepresst und ihm Handschellen angelegt hatten, stolperte er in die Waschküche zurück.
    »Wir müssen ihn rausschaffen«, sagte einer von ihnen, »wir können ihn hier nicht herumzappeln haben.«
    »Da oben sind eine Frau und zwei kleine Kinder«, erklärte Lerde.
    Pär Rosenkvist wurde widerwillig die Treppe hinaufgeschoben und dann aus dem Haus bugsiert. Lerde blieb im Keller.
    Weder die Frau noch die Kinder waren zu sehen, wahrscheinlich versteckten sie sich irgendwo oben im Haus.
    »Wir müssen den Tresor verschieben«, sagte Lerde zu den beiden, die zurückkamen und kommentarlos den Schrank verrückten. Rosenkvist hätte das wahrscheinlich allein bewältigt. Die Frage war nur, wie viel Anabolika er dafür frühstücken musste.
    Der Vorhang wurde heruntergerissen. Lerde hatte Recht, dahinter war eine Tür, und zwar ein einfaches Modell ohne Klinke, aber mit Schlüsselloch.
    »Wo zum Teufel ist der Schlüssel?«, fragte Peter Berg.
    »Scheißegal, tritt die Tür ein«, befahl Lerde dem stämmigeren der beiden Polizisten, der sofort Anlauf nahm und sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Tür warf.
    Beim dritten Versuch gab sie nach. Sie starrten in die Dunkelheit. Lerde bückte sich, die Türöffnung war niedrig genug, um sich den Kopf anzuschlagen. Er ging als Erster rein.
    Eine Zelle. Dunkel, eng und feucht. Jemand reichte ihm eine Taschenlampe, der Lichtkegel wanderte zu einer Matratze.
    »Verdammt!«, sagte er und ging auf das Bündel zu.
    Er sank in die Hocke und leuchtete in ein Gesicht mit geschlossenen Augen und verfilztem, langem Haar, das das halbe Gesicht verbarg. Sie ist tot, dachte er und verfluchte sich selbst. Warum war er nicht früher gekommen! Verdammte Scheiße!
    Dann hob er die Hand, strich vorsichtig die Haare beiseite und rieb mit den Fingerspitzen die Wange. Die Haut war nicht kalt, nicht von dieser rohen Kälte, die Tote haben.
    »Atmet sie?«, fragte Peter Berg, und Lerde machte sich nicht die Mühe zu antworten.
    »Tina!«, sagte er mit belegter Stimme. »Ich bin von der Polizei. Wir werden dich hier rausholen.«
    Immer noch keine Reaktion. Jemand rief einen Krankenwagen. Lerde fuhr fort, sie zu streicheln. Es war, als würde etwas in ihm auftauen und alle Bitterkeit von ihm abfallen.
    »Wir sind hier, um dich rauszuholen«, flüsterte er mit einer Zärtlichkeit, die ihn selbst erstaunte. Gleichzeitig versuchte er, den Geschmack von Blut im Mund zu ignorieren, der immer quälender wurde. Er hätte am liebsten

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