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Tod in der Walpurgisnacht

Tod in der Walpurgisnacht

Titel: Tod in der Walpurgisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Wahlberg
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Glashütte.
    Claesson wurde noch müder, wenn er sich all die Brände und Zerstörungsversuche auf der anderen Seeseite ins Gedächtnis rief. Nicht nur, weil er sich fragte, wie man so etwas aushielt, anstatt abzuhauen und sich woanders ein Leben aufzubauen, sondern auch, weil ein Zusammenhang zwischen den Ereignissen möglich war. Da würde man so viel berücksichtigen müssen. Morgen, wenn er ausgeschlafen hatte, würde alles schon viel besser aussehen.
    Mariana Skoglund mussten sie noch einmal eingehender befragen.
    »Eine Frage noch, ehe wir gehen«, sagte Claesson. »Wissen Sie, ob Ihr Mann irgendwelche Feinde hatte?«
    »Feinde? Nein, absolut nicht!«, rief sie aus. »Wer sollte das sein?«
    Das weiß ich nicht, wollte Claesson gerade sagen, da klingelte sein Handy. Er entschuldigte sich und ging nach draußen auf die Veranda.
    »Hier Kroona.«
    »Hallo Knut«, sagte Claesson zu dem Gerichtsmediziner, der in Polizeikreisen allgemein nur »Knutte« genannt wurde.
    »Also, es ist ziemlich offensichtlich, dass dieser Mann Verletzungen erlitten hat«, begann der Mediziner. »Magen und Gedärme sehen aus wie ein Rattennest, er ist am Bauch operiert worden und hat einen neuen Darmausgang bekommen, ein Stoma also, mit einer Tüte auf dem Bauch, die mehr oder weniger in der Haut festgebrannt ist. Der Rest sieht auch nicht besser aus, das kann ich dir versichern, es ist noch ziemlich viel Tumormasse da, würde ich sagen. Aber nicht nur das, er hat ein großes Loch mitten im Bauch, die Haut ist rechts kurz über dem Nabel durchstoßen. Das Stoma aber sitzt auf der linken Seite, an der lateralen Kante des Rectummuskels, wohin normalerweise ein künstlicher Darmausgang gelegt wird. Also an der Außenkante der geraden Bauchmuskeln. Oder aber an der rechten Seite, die Muskeln werden dabei nämlich als stabilisierendes Element benötigt.«
    Claesson hatte nicht übel Lust, Knutte zu unterbrechen, ließ ihn aber gewähren.
    »Also, das Loch mitten im Bauch sieht aus wie ein sternförmiger Eingang, drei, vier Zentimeter breit«, fuhr Knut Kroona fort. »Es sieht aber nicht aus wie die Einstichstelle von einer Messerklinge, ich habe nicht die geringste Ahnung, was das sein könnte, hab sowas noch nicht gesehen. Na ja, die Gedärme sind durchstoßen, ebenso wie die Blutgefäße zur Leber. Und mit sowas ist nicht zu spaßen, vor allem nicht, weil auch die Leber ziemlich kaputt ist und sich die übrigen Schäden weiter zum rechten Lungenflügel fortsetzen, der recht stark perforiert ist. Aber das Herz scheint unbeschädigt zu sein.«
    Lungen- und Lebermus, dachte Claesson und spürte ganz deutlich, dass er nicht noch mehr hören wollte. Das hier war nicht seine starke Seite, und er war froh, dass Peter Berg in Linköping war und nicht er selbst.
    »Du meinst also, es war kein Selbstmord?«, fragte er.
    »Würde eher sagen, dass er einen Speer in den Leib bekommen hat«, erwiderte Kroona. »Fällt mir schwer zu sehen, was für ein Selbstmord das gewesen sein sollte, wenn er nicht sehr mutig war und sich das Ding, was auch immer es war, also lang muss es auf jeden Fall gewesen sein, selbst reingerammt hat oder sich reingestürzt hat, aber das scheint unwahrscheinlich. Auf jeden Fall war er schon tot, als die Leiche auf den Scheiterhaufen kam, er hat keinen Ruß in den Atemwegen.«
    »Vielen Dank!«, sagte Claesson.
    »Du«, fuhr Kroona fort, »er ist aber grundsätzlich ziemlich übel beieinander. Das Feuer hat eigentlich nur eine verbrannte Oberfläche erzeugt, soweit ich weiß, habt ihr ziemlich schnell gelöscht. Das hier ist keine verkohlte Leiche.«
    Kroona holte Luft.
    »Er hatte Darmkrebs, soweit ich sehe Colonkrebs, Dickdarmkrebs«, sagte Knutte. »Aber da scheint noch was anderes zu sein, das Gewebe wirkt so porös. Ich kann nicht sagen, ob das die allgemeine Kachexie ist …«
    »Die was?«
    »Die Abmagerung aufgrund der Krankheit, also wegen dem Krebs. Die Patienten werden ja zum reinsten Skelett, wenn die Tumormasse sich durchgesetzt hat, das hat mit den Stoffwechselprodukten des Tumors zu tun.«
    »Das genügt mir schon«, unterbrach ihn Claesson.
    »Aber wir schicken auf jeden Fall ein paar Proben in die Forensik, dann werden wir ja sehen. Weißt du, in welchem Krankenhaus er behandelt worden ist?«
    »Oskarshamn, nehme ich mal an«, meinte Claesson und hoffte, dass, wenn da nun etwas nicht stimmte, Veronika nicht in die Sache verwickelt war.
    Der Himmel hatte sich seinen klarblauen Farbton über den Tannenspitzen

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