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Tod in der Walpurgisnacht

Tod in der Walpurgisnacht

Titel: Tod in der Walpurgisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Wahlberg
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bewahrt. Claesson stand vor der Haustür, vor ihm die Betontreppe. Das war nicht gerade ein Rollator-freundlicher Eingang, aber in solchen Kategorien hatte man nicht gedacht, als das Haus in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gebaut worden war. Immerhin war es Johannes Skoglund nicht so schlecht gegangen, dass er diese Eingangstreppe nicht noch bewältigt hätte.
    Der Tag war immer noch seltsam ruhig und schön. Doch er konnte schon ein neues Unwetter sich zusammenbrauen sehen: Auf der anderen Straßenseite stand, allerdings ein wenig vom Haus entfernt, eine Gruppe von ungefähr fünf Personen und starrte zum Haus. Es hat sich schon herumgesprochen, dachte er und ging wieder hinein.
    »Ihr Mann ist getötet worden«, sagte Claesson zu Mariana Skoglund, als er wieder in der Küche war. »Da hat gerade der Gerichtsmediziner angerufen. Es war kein Selbstmord.«
    Mariana Skoglund starrte ihn mit großen Augen an. Claesson hatte schon alle möglichen Formulierungen ausprobiert: »gewalttätig ums Leben gekommen«, »zum Sterben gebracht«, »des Lebens beraubt«. Es war ganz gleich, was man sagte, denn die Wirklichkeit war es, die brutal war.
    »Ein Mord also«, sagte sie hilflos.
    »Ja, möglicherweise, oder Totschlag oder wie auch immer wir das bezeichnen werden, wenn wir herausgefunden haben, was geschehen ist. Sie werden eine Tasche packen und woanders wohnen müssen, während wir das Haus durchsuchen.«
    »Sie werden eine Haus…«
    »Eine Hausdurchsuchung, ja, das müssen wir machen. Doch jetzt wüsste ich gern, wann Sie das letzte Mal mit Ihrem Mann gesprochen haben, als er noch in … lebendiger Form … war, also nicht über eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter.«
    Es wurde wieder ganz still. »Als er noch am Leben war«, hätte er natürlich sagen sollen, aber er hatte sich verheddert. Claesson merkte, dass in Mariana Skoglund die Gefühle Achterbahn fuhren, dass ihr Herz raste und dass sie die Kontrolle bewahren wollte, indem sie sich so neutral wie möglich gab.
    Außerdem waren für die tote Schwester in der Einsamkeit in Växjö wahrscheinlich viele Tränen vergossen worden, und vielleicht waren für den Ehemann einfach keine mehr übrig. Die Witwe war wie ausgeschaltet, aber so verhielten sich manche Menschen in Krisensituationen.
    Jetzt saß der verlängerte Arm des Gesetzes vor der Frau und machte das Traurige, was ihr widerfahren war, zur Wirklichkeit. Wünschte korrekte und ehrliche Antworten. Und unter alldem wuchs das Misstrauen, das nicht wegzuwischen war.
    »Wann hatten Sie zuletzt Kontakt mit Ihrem Mann?«, wiederholte Claesson seine Frage.
    »Ich weiß es nicht. Es dauerte einfach so lange, wie es mit meiner Schwester brauchte. Johannes musste warten … ausnahmsweise!«, sagte sie.
    »Ja, das haben Sie ja schon gesagt«, erinnerte er sie.
    Er sagte nicht: »Sie wissen sehr wohl, wann Sie ihn das letzte Mal gesehen haben«, obwohl ihm das auf der Zunge lag. Er wartete. Unter dem Küchentisch lag ein blau-weiß gestreifter Teppich, dessen Ecken sich hochbogen. Was wohl daruntergekehrt worden war, fragte er sich.
    »Das muss gewesen sein, bevor ich zu meiner Schwester nach Växjö gefahren bin«, sagte sie schließlich. »Am Freitag nach drei Uhr, vielleicht eher gegen vier.«
    Ihr Blick flackerte nervös. Sie hielt den Atem an. Würde man ihr glauben?
    »Danke«, sagte Claesson.

Kapitel 30
    A ls Claesson zurückkam, hatte die Pfarrerin Linda Forsell das Folkets Hus längst verlassen. Aber das frühlingshafte Gefühl, das sie hinterlassen hatte, war noch da.
    Claesson hatte Lundin schon vom Sodavägen aus angerufen und kurz über die Einschätzung des Gerichtsmediziners in Kenntnis gesetzt. Jetzt berichtete er, was die Ehefrau gesagt hatte, nämlich dass sie bei ihrer sterbenden Schwester in Växjö gewesen sei.
    »Ein Unglück kommt selten allein«, war Claessons trockener Kommentar.
    »Wie hat sie es aufgenommen?«, fragte Lundin. »Ich meine, die Sache mit ihrem Mann.«
    »Schwer zu sagen.« Claesson suchte nach Worten. »Ich würde es gefasst nennen. Kein tiefes Versinken in Gedanken und auch kein chaotisches Geplapper. Und sie hat auch nicht gefleht, dass wir den Mörder ihres Mannes unbedingt ergreifen müssten. Sie hat meine Fragen beantwortet, mehr nicht.«
    Lundin nickte.
    »Aber natürlich gibt es in Mariana Skoglunds Zeugenaussage noch viel nachzuprüfen und zu diskutieren«, fuhr Claesson fort. »Wir sind noch nicht fertig mit ihr. Erst müssen wir mal sehen, ob es in Växjö

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