Tod in der Walpurgisnacht
und Viertel vor zehn. Das ist gut da … also das Frühstück«, sagte er mit einem schiefen Lächeln.
»Und dann?«
»Mittag ist zwischen eins und Viertel vor zwei ungefähr«, antwortete er gehorsam und fixierte dabei die Lampe an der Decke. »Mein Vater hat gesagt, so seien die Arbeitszeiten schon immer gewesen, auch als er jung war. Später wurde dann neu eingeführt, dass wir uns nachmittags aufteilen sollten, so dass die Touristen nach der Schicht noch zusehen können, wie man Glas bläst. Da gab es am Anfang ein Mordstheater.«
Er verstummte.
»Und wie ist es jetzt damit?«, fragte Lundin.
»Ganz in Ordnung. Sogar die Älteren haben sich daran gewöhnt. Auf jeden Fall war die Schicht aufgeteilt, damit es ein Schaublasen geben konnte, denn es war ja Feiertag und so.«
»Was haben Sie dann noch am Walpurgisabend gemacht? Als die Arbeit beendet war?«, fragte Lundin.
»Hab mich mit ein paar Freunden getroffen, wir haben ein paar Sixpacks dabeigehabt und haben bei einem von ihnen ein bisschen was gegessen. Bei Madelaines Bruder übrigens, er heißt Petter. Wir waren zu viert.«
Claesson notierte alle Namen.
»Das heißt, Sie waren den ganzen Abend bei diesem Petter Gunnarsson?«, fragte Lundin.
»Ja, also bis wir zum Feuer gegangen sind.«
Er verstummte abrupt.
»Das ist so schrecklich«, brach es aus ihm hervor. »Wir waren nicht wirklich nüchtern und haben nicht zu denen gehört, die ganz vorne rumhingen. Und als uns gesagt wurde, man sollte gehen, als das Feuer gelöscht worden war, sind wir nach Hause, also wir sind mit dem Rad zu Petter, er wohnt nicht weit weg.«
»Haben Sie nicht rauszukriegen versucht, wer da im Feuer lag?«
»Erst wollten wir warten, um zu sehen, wer es war, aber das ging ja nicht, das ist uns dann klar geworden, der musste ja ganz schwarz sein, also die Leiche.«
Lundin starrte Claesson an, und sie schwiegen eine Weile. Beiden war bewusst, dass Mattias Skoglund durchaus gewusst haben könnte, wer im Feuer lag. Er hatte kein Alibi für die Nacht vor Walpurgis.
Claesson sah Vater und Sohn zusammen am Küchentisch sitzen, tagein und tagaus. Eine zähe Kommunikation. Oder herrschte Schweigen?
»Haben Sie eine Idee, was passiert sein könnte?«, fragte Lundin dann mit seiner ruhigen Bassstimme.
»Nee«, sagte Mattias Skoglund und schüttelte den Kopf.
»Wissen Sie, ob Ihr Vater Feinde hatte?«
Das war eine von den sinnlosen Fragen, die Polizisten gern stellten. Schließlich war klar, dass jeder Mensch in seiner Umgebung Personen hatte, die ihn nicht besonders liebten, doch gehörte es nicht zum normalen Verhalten, jemanden zu ermorden. Und noch unwahrscheinlicher war, dass man von seinen Freunden ermordet wurde.
»Nee, Papa war so einer, auf den die Leute hörten, irgendwie.«
»Hatte er Ausstrahlung?«, fragte Lundin und erntete einen verständnislosen Blick. »Respekt?«
»Ja, das hatte er. Zumindest früher, als er noch arbeitete und nicht krank war. Aber jetzt war ihm das nicht mehr so wichtig.«
Als er das sagte, klang Mattias Skoglund traurig. Traurig für den Vater.
»Aber er hatte keine Feinde, also Leute, mit denen er im Streit lag?«
»Nee.«
Mattias Skoglund schüttelte den Kopf.
»Wie würden Sie Ihre Beziehung zu Ihrem Vater beschreiben?«
»Normal«, sagte er.
»Kennen Sie die Nachbarn Ihres Vaters?«
»Schon, aber da ist ja jetzt alles leer. Es gibt viele leer stehende Häuser hier. Aber die Sargfabrik wird sicher Leute einstellen, dann ziehen vielleicht wieder welche her«, sagte er hoffnungsvoll.
Der Fluch der ländlichen Gegenden, dachte Claesson. Die Dörfer bluteten aus, und die jungen Leute zogen in die Großstädte.
»Das heißt, unter den Nachbarn war niemand, mit dem Sie Kontakt hatten.«
Mattias Skoglund schüttelte den Kopf und sah zu Boden. Jetzt antworte ja oder nein, dachte Claesson.
»Nein«, erwiderte Skoglund.
»Wir haben Ihren Vater im Maifeuer gefunden. Haben Sie eine Idee, wie er dorthin gekommen sein könnte?«, fragte Lundin.
»Ich frage mich das auch«, sagte Mattias Skoglund, richtete sich auf und sah zum ersten Mal neugierig aus und so, als ob er wirklich herausfinden wollte, wie diese makabre Geschichte vor sich gegangen war.
»Noch eine Frage – besitzen Sie ein Auto?«
»Nee, zurzeit nicht. Ich wollte mir zum Sommer eins anschaffen.«
Die beiden Polizisten verabschiedeten sich und baten den jungen Mann wie üblich sich zu melden, wenn ihm noch etwas einfiele.
»Wir werden wahrscheinlich noch mal kommen«,
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