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Tod in der Walpurgisnacht

Tod in der Walpurgisnacht

Titel: Tod in der Walpurgisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Wahlberg
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herauszukriegen, kam sie nicht weiter. Die Wahrheit war nötig, damit sie sich versöhnen konnte. Stimmte es, dass ihre Mutter getötet worden war?
    Endloser Wald zog an ihr vorbei. Der Bus hielt in Ålem, wo einige Leute zustiegen. Damals, als das alles passiert war, trieb ihr Bruder sich herum. Deshalb musste er von zu Hause weg, sie kam nicht mit ihm klar. Oder vielleicht doch, aber Skogis wollte alles übernehmen und steuern. Jetzt trieb Sam sich nicht mehr herum, dachte sie.
    Weiter kam sie nicht. Sie wandte ihre Gedanken von Sam ab und dachte stattdessen an die Arbeit. Das tat sie sehr oft, und sie hatte sich auch schon überlegt, dass es kein Problem war, ein ganzes Leben damit zu füllen, Ärztin zu sein. Sie konnte die Arbeit zu ihrer Lebensaufgabe machen, schließlich war sie spannend und sinnvoll. Sie hatte schon ältere Ärzte kennengelernt, die im späteren Leben erstaunt und verwirrt dastanden und das betrachteten, was man Freizeit nannte. Was sollten sie denn damit anfangen? Nach Afrika reisen oder sich in einer Klinik in Norwegen einrichten?
    So wollte sie nicht werden.
    Die Landschaft draußen war jetzt eben und flach. Sie waren nach Kåremo gekommen und näherten sich Kalmar. Sie hoffte sehr, dass Sam sie abholen würde, stellte sich aber schon mal darauf ein, dass sie andernfalls ein bisschen bummeln und einkaufen würde. Da war die Auswahl in Kalmar größer als in Oskarshamn.
    Der Bus fuhr an Ryssbylund vorbei und weiter nach Rockneby. Sie musste an die frisch operierte Patientin denken, die sie mit der Frage, ob sie aus Hjortfors stammte, völlig überrumpelt hatte. Erst hatte die Frau sie wie eine Fata Morgana aus den Kissen heraus angestarrt, dann hatte sie um ihre Brille gebeten. »Woher kommen Sie, Frau Doktor?«, hatte sie gefragt, sowie sie die auf der Nase hatte. Die Stimme war von der Narkose und der Intubation belegt.
    Sofort begann Hildas Herz wie wild zu klopfen. Das Gefühl war sogar jetzt im Bus noch spürbar. Sie hatte sich gewunden und gedacht, dass sie es doch war, die die Fragen stellte, nicht die Patientin. Darauf musste sie nun wirklich nicht antworten.
    Und als sie eben »Oskarshamn« stammeln wollte, fragte die Frau, ob sie vielleicht aus Hjortfors stammte. Das geht dich gar nichts an, dachte Hilda grimmig.
    »Mein liebes Mädchen, du bist deiner Mutter sehr ähnlich«, sagte die Frau mit sanfter Stimme.
    In diesem Moment nahm das Gespräch eine völlig andere Wendung. Die Rollen wurden vertauscht, Hilda hatte einen dicken Kloß im Hals. Stumm stand sie am Krankenbett und ließ alle Bemühungen fahren, eine souveräne Ärztin zu sein.
    Was der Familie Glas geschehen war, saß in der Erinnerung der Leute fest, das wurde ihr jetzt klar. Es war nicht nur ein unausgesprochenes Ereignis in ihrem Körper. Die Schlinge zog sich unbarmherzig zu, und vielleicht wussten andere viel mehr, als sie ahnte.
    Sie wollte mehr über ihre Mutter erfahren, und so stand sie da und stockte, während die Worte sich aufstauten.
    »Deine Mutter war ein sehr lebendiger und wunderbarer Mensch«, sagte die Frau spontan.
    Hilda nickte. Mehr war ihr nicht möglich.
    »Übrigens ging mein Junge in dieselbe Klasse wie du«, fuhr die Frau fort. »Tobias heißt er«, sagte die Frau und suchte Hildas Blick.
    Hilda sah einen untersetzten Klassenkameraden mit krausem Haar vor sich, der genauso gut in der Schule war wie sie. Die Erinnerung erfüllte sie mit Wärme, und sie lächelte. Manchmal hatten sie darum gestritten, wer Recht hatte.
    »Was macht Tobias denn jetzt?«, fragte sie.
    »Er hatte einen Tauchunfall, weißt du das nicht?«, sagte die Mutter.
    Sie schüttelte den Kopf und begriff im selben Moment, dass es nicht gut ausgegangen war. Vielleicht ein Querschnitt und für den Rest des Lebens vom Hals ab gelähmt?
    Tobias hatte an der Technischen Hochschule in Göteborg angefangen, erzählte seine Mutter. Der Unfall war dort an der Westküste passiert. Sie wussten nicht wirklich, wie es passiert war. Er starb, berichtete sie mit beherrschter Stimme, obwohl er gesund und kräftig war und zudem noch ein routinierter Taucher.
    Man konnte hören, dass sie geübt hatte, von dem tragischen Tod des Sohnes zu erzählen, ohne zusammenzubrechen. Hilda entspannte sich.
    Die Sonne brach wieder durch. Der Bus hielt in Snurrom, und zwei Teenager stiegen ein. Da klingelte Hildas Handy. Sie wühlte in ihrem Rucksack danach, während der Bus wieder auf die Straße bog und sich der Nordstadt von Kalmar näherte.
    Der Anruf

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