Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod in Florenz

Tod in Florenz

Titel: Tod in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
Vom Netzwerk:
Telefon?«
    »Nein,sonsthätteichgleichangerufen,alssie Montagnachmittag nicht nach Hause kam. Genaugenommen …«
    »Ja?«
    »Nachdem ich heute vormittag hier war, bin ich hingefahren.«
    »So, so. Ganz schön weit draußen. Haben Sie ein Auto?«
    »Nein. Ich habe den Bus genommen, mit dem Monika immer fährt. Ich wußte nicht genau, wo ich aussteigen muß, und bin vorbeigefahren, so daß ich zurücklaufen mußte …«
    »Und? Ist sie bei der Arbeit gewesen?«
    »Er sagt nein. Er hätte sie seit Freitagmittag, als sie nach der Mittagspause gegangen sei, nicht gesehen.«
    »Sie ist zum Mittagessen dortgeblieben?«
    »Er hat ihr das Essen in einem Lokal im nächsten Ort bezahlt. Es stimmt, daß es keine richtige Arbeit war – ich meine, er hat ihr das Essen bezahlt und die Fahrtkosten und manchmal, wenn er eine ihrer Arbeiten verkauft hat, dann –«
    »Darauf müssen wir jetzt nicht näher eingehen. Wenn er Ihre Freundin seit Freitag nicht gesehen hat, glauben Sie dann nicht, daß sie wahrscheinlich irgendwohin gefahren ist und bald wiederkommt?«
    »Sie hatte ihre Arbeitskleidung an«, beharrte das Mädchen.
    »Gut.« Er holte eine kleine Karte aus einer Schublade seines Schreibtischs. »Hier ist meine Telefonnummer. Rufen Sie mich an, wenn Ihre Freundin auftaucht.«
    Er stand auf. Das Mädchen rührte sich nicht.
    »Wollen Sie nichts tun?«
    »Ich schicke meine Kollegen hin, um festzustellen, ob sie gestern bei der Arbeit gesehen wurde, und ich lasse eine Beschreibung von ihr in Umlauf bringen. Viel mehr kann ich nicht tun, Signorina.« Er hielt ihr die Tür auf. Sie ging mit gesenktem Kopf an ihm vorbei und murmelte leise: »Danke.«
    Der Maresciallo fühlte Mitleid mit diesem seltsamen, eigensinnigen Wesen und legte ihm an der Tür väterlich die Hand auf die Schulter.
    »Machen Sie sich nicht allzu viele Sorgen. Ich bin sicher, daß sie wieder auftaucht.«
    Doch alles andere als dankbar für seine Geste, zuckte das Mädchen zurück und lief eilig und ohne ein weiteres Wort die Treppe hinunter.
    Wieder in seinem Büro, plumpste der Maresciallo auf seinen Stuhl und überlegte einen Moment, bevor er die Nummer des Hauptquartiers am Borgo Ognissanti wählte und seinen Vorgesetzten, Capitano Maestrangelo, verlangte. Maestrangelo nahm die Personalien des Mädchens auf, gab aber zu bedenken: »Sie ist über achtzehn.«
    »Ja. Aber offenbar ist sie in ihrer Arbeitskleidung weggegangen und hat nichts sonst mitgenommen, deshalb …«
    »Ich verstehe …« Der Capitano zögerte nicht lange; im Lauf der Jahre hatte er Guarnaccia so gut kennengelernt, daß er den Instinkten seines Wachtmeisters mehr vertraute als seinen eigenen. »Also gut, wenn Sie es für nötig halten, könnten Sie ja mal rausfahren und sich die Sache ansehen, vielleicht mit dem dortigen Kollegen reden.«
    »Pieri, nicht wahr?«
    »Pieri? Nein, der ist doch gestorben, wußten Sie das nicht?«
    »Nein …«
    »Herzattacke, vor etwa einem Jahr. Sie haben einen neuen Maresciallo, ein guter Mann. Reden Sie mit ihm. Wahrscheinlich kann er Ihnen etwas über diesen Töpfer sagen, für den sie gearbeitet hat – wie hieß er noch?«
    »Berti! Allerdings kenne ich den. Welch eine Type!«
    »Sie meinen, er ist vorbestraft?«
    »Nein, nein!« Der Kollege röhrte so genüßlich ins Telefon, daß Guarnaccia den Hörer ein ganzes Stück vom Ohr weghalten mußte. Dem Akzent nach war der neue Maresciallo ein Römer und sicherlich der fröhlichste Mensch, dem er je begegnet war. Was in aller Welt war denn da so komisch?
    »Ein Schürzenjäger – und das in seinem Alter! Aber manche geben nie auf. Er ist bei uns hier wohlbekannt.«
    »So? Also, das gefällt mir gar nicht, denn der Grund meines Anrufs ist eine junge Schweizerin, die für ihn gearbeitet hat, illegal wahrscheinlich, und die offenbar verschwunden ist.«
    »Blondes Mädchen? Hübsch?«
    »Stimmt. Sie kennen sie?«
    »Natürlich kenne ich sie! Sie hat sich da einen schlechten Arbeitgeber ausgesucht – nicht, daß er wirklich Schlimmes anrichten würde, aber trotzdem, ich habe ihr geraten, auf der Hut zu sein. Sie sagt, sie kann auf sich aufpassen, nur sind diese Ausländerinnen manchmal ein bißchen naiv. Aber hübsch, sehr hübsch!«
    »Wie haben Sie das Mädchen überhaupt kennengelernt?«
    »Beim Essen. Im Restaurant. Alle essen dort, wir auch, da wir keine Kantine haben. Sie werden es sehen, wenn Sie uns besuchen – wollen Sie herauskommen?«
    »Ich weiß nicht recht … es ist außerhalb meines Bezirks.

Weitere Kostenlose Bücher