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Tod in Florenz

Tod in Florenz

Titel: Tod in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Rücken, und er drehte sich um. Es war der alte Mann mit der speckigen Baskenmütze.
    »Sie meint«, flüsterte er, so daß der Maresciallo sich hinunterbeugen mußte, um ihn bei dem Radiolärm zu verstehen, »sie besucht ihre Schwester im Irrenhaus.« Er brach ab und keckerte. »Und sie ist nicht die einzige in diesem Bus … Ich selbst will auch dahin, wenn Sie’s genau wissen wollen, meinen Sohn besuchen, der nie ganz richtig im Kopf war. Seit seine Mutter nicht mehr ist, wissen Sie, hat sich keiner um ihn kümmern können, und er ist auf die schiefe Bahn geraten – na ja, besser als Gefängnis –, aber diese Signora ist die einzige, die Krankenhaus dazu sagt. Glauben Sie mir, ihre Schwester hat einen ganz schönen Sprung in der Schüssel, und wenn Sie mich fragen, sie selber ist auch nicht viel besser.«
    Der Maresciallo sah sich um, und seine Augen traten noch mehr hervor als sonst.
    »Sie meinen, alle diese Leute …?«
    »Na, nicht alle, aber ein Gutteil. Sie können’s mir ruhig glauben – aber sie geben es nicht alle zu.«
    »Und was ist mit Ihnen?«
    »Ich hab doch gesagt, mein Sohn …«
    »Nein. Ich meine, erkennen Sie das Mädchen auf dem Foto?«
    »Die erkenne ich genau. Ein hübsches Ding, nicht? Was ist mit ihr?«
    »Ich weiß es nicht. Ist sie am Montag mitgefahren?«
    »Montag war ich nicht im Bus. Ich fahre mittwochs und freitags, genau wie Ihre Hoheit hier. Warum fragen Sie nicht den Fahrer?«
    Die Leute, die am Montag im Bus gesessen hatten, waren sich immer noch nicht einig.
    »Sie hat direkt vor mir gesessen!«
    »Nein, Sie irren sich. Sie war im Bus, aber ganz vorn.«
    Der Maresciallo hangelte sich in dem schmalen Gang nach vorn und bedeutete dem Fahrer, das Radio leiser zu drehen.
    »Ich hätte gern mit Ihnen gesprochen, wenn Sie das nächste Mal halten.«
    »Alles klar.«
    Sie waren schon ein gutes Stück aus Florenz heraus und folgten dem Fluß und der sich daran entlang windenden Bahnlinie Richtung Pisa durch eine Reihe kleiner Städte, die bei dem Regen deprimierend wirkten. Im Zentrum einer der Städte hielt der Bus, und der Fahrer blickte auf.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich suche dieses Mädchen. Wissen Sie, ob sie Montag früh im Bus war?«
    »Ja, das war sie.«
    »Sind Sie ganz sicher?« Nachgerade schien das zu schön, um wahr zu sein. »Sie haben sie am Montagmorgen gesehen?«
    »Stimmt genau.«
    »Es könnte nicht letzten Freitag gewesen sein?«
    »Nein, könnte es nicht. Letzte Woche hatte ich nachmittags Dienst. Sie ist jeden Morgen mit diesem Bus gefahren, schon seit einer ganzen Weile. Und am Montag hat sie ihre übliche Masche abgezogen und ist für ihre Haltestelle zu spät aufgestanden – an der ganzen Straße ist nichts, bis man um eine langgezogene Kurve kommt, und genau da ist die Haltestelle. Sie hat sie immer verpaßt, und ich hab sie oft ein ganzes Stück danach rausgelassen, obwohl ich das nicht darf. Sonst hätte sie in der Stadt aussteigen und zurücklaufen müssen. Ein ziemliches Stück und eine gefährliche Straße ohne Gehweg.«
    »Aha. Danke. In dem Fall sagen Sie mir besser Bescheid, wenn wir zu ihrer Haltestelle kommen, sonst geht es mir noch genauso.«
    »Wird gemacht.«
    Er drehte das Radio wieder auf, und der Maresciallo torkelte zu seinem Platz zurück. Seine feuchten Hosenbeine wurden langsam heiß und juckten von dem warmen Luftstrom aus der Heizung im Bus. Er wischte sich ein großes Guckloch an dem beschlagenen Fenster frei, wie es die anderen Fahrgäste auch getan hatten.
    Die kleinen Städte lagen hinter ihnen, und sie fuhren zwischen nassen Wiesen und geisterhaften Obstplantagen. Regen und Nebel wurden immer dichter, so hatte sein heiterer Kollege vielleicht gar nicht gewitzelt, als er meinte, das Wetter hier draußen sei zehnmal so schlimm.
    Wahrscheinlich war es die Nähe des Flusses. Rechts verdeckte inzwischen eine hohe, nasse schwarze Mauer die Eisenbahnlinie, und nur die Oberleitungen waren zu sehen. Der Bus fuhr jetzt schneller, und schwere Lastwagen mit eingeschalteten Scheinwerfern aus den vor ihnen liegenden Industriestädten kamen durch den Dunst auf sie zugedonnert. Der Fahrer hatte recht, es war eine gefährliche Straße, und zweifellos forderte sie ihren Tribut an tödlichen Unfällen.
    Der Bus zischte um eine lange Kurve, wurde langsamer und hielt, anscheinend mitten im Nirgendwo.
    »Hier ist es, Chef!«
    Der Maresciallo stieg aus. »Danke.«
    »Gern geschehn.«
    Er mußte sich beinah flach gegen die nasse Mauer pressen,

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