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Tod in Garmisch

Titel: Tod in Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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wissen, wer der
Tote in der Klamm ist.«
    Das Blättern hörte auf. Sie starrte in den Ordner.
»Und wos geht des mi o?«
    »Der Tote«, sagte Schwemmer, »ist der Vinz.«
    Mirls Augen fuhren hin und her, suchten etwas zum
Fixieren und blieben schließlich an dem Kruzifix über der Tür hängen.
    Wie passend, dachte Schwemmer.
    »Da Vinz«, sagte Mirl beherrscht, »da Vinz is in
Ecuador.«
    »Das hat die Nanni mir auch erzählt«, sagte Schwemmer.
»Aber es stimmt nicht …«
    Mirl starrte das Kruzifix an.
    »Da Vinz is in Ecuador«, sagte sie.
    »Der Vinz liegt in München in der Rechtsmedizin. Er
ist tot.«
    Schwemmer zog eine Fotokopie aus der Tasche, faltete
sie auseinander und begann vorzulesen.
    »›offenes gespr. mit mirl; großer fehler. m
hysterisch. droht mir den schädel einzuschl. bis das ding in meinem kopf
platzt. wieso weiß sie davon? c. strobl!‹«
    Mirls Blick fuhr zu ihm herum. »Wos is des ?«
    »Vinz’ Tagebuch.«
    »Er hod a Tagebuch?«, schrillte sie.
    »Das habt ihr übersehen bei euerm Einbruch.«
    »Was für a Einbruch? Wos mechst eigentlich von mia? Mi wollt oana umbringa! Guck dir mein Haxn o! Was unternehmts es da ?«
Sie zeigte wütend auf ihren fest verschraubten Unterschenkel.
    »Die Idee mit deinem Auto war nicht richtig durchdacht
vom Berni«, sagte Schwemmer. »Er hätte dir vorher Bescheid sagen müssen. Aber
richtig denken ist seine Sache nun mal nicht, das weißt du ja.«
    »Wie kommts es auf des? Wieso grad da Berni?«
    »Berni hat versucht, den Verdacht auf Maiche Meixner
zu lenken. Nachdem der schon auf den Vinz geschossen hatte.«
    »Ja sigst! Sagst ‘s doch selber. Der Meixner war’s!«
    »Aber der Berni hat auch auf Vinz geschossen. Vorher.
Er hat ihn nur nicht getroffen. Und das hat er dir alles erzählt, als er aus
dem Wald wieder daheim war.«
    »Wos mechst von mia? Wos glabst eigentlich?«
    »Sechzehn Millionen sind sehr viel Geld«, sagte
Schwemmer.
    »Sechzehn Millionen? Wer redt von sechzehn Millionen.«
    »Der Vinz hat von sechzehn Millionen geredet. Und
jetzt ist er tot.«
    »Mechst sogn, i hätt mein eigner Sohn daschlogn,
Stoiratz, drecketer!«, kreischte Mirl.
    »Nein. Nicht deinen Sohn.«
    Mirl fuhr sich hektisch durch die Haare, dabei wischte
sie die Brille weg, die dort steckte. Sie fiel mit einem leisen Klappern zu
Boden, und Mirl starrte ihr mit zitternden Lippen hinterher.
    Schwemmer stand auf, hob die Brille auf und reichte
sie Mirl, die ihn nicht ansah. Ihr Gesicht war verzerrt vor Wut und Hass,
vielleicht auch vor Schmerz.
    »Es wird gleich ein Kollege zu dir kommen und eine
Speichelprobe nehmen«, sagte er. »Für einen DNS -Abgleich.«
    »Schleich di«, sagte Mirl tonlos. »I sog gar nix
mehr.«
    »Das ist auch nicht mehr nötig«, sagte Schwemmer und
ging hinaus.
    Es war wieder der Kollege mit dem Ohrring, der vor der
Tür saß.
    »Gut aufpassen«, sagte Schwemmer. »Ab jetzt darf nicht
nur keiner rein, es darf auch keiner mehr raus. Obwohl … wegrennen, wird sie ja
eher nicht.«
    Schwemmer ging zu den Fahrstühlen und drückte den
Knopf. Als die Tür aufging, trat Leopold Allensteiner heraus. Er zuckte zurück,
als er Schwemmer erkannte, und hob den Knotenstock, nicht aggressiv, eher als
Schutz.
    »Grüß Gott«, sagte Schwemmer. »Unterwegs zu Frau
Schedlbauer?«
    Allensteiner nickte nur.
    »Falls Sie sie immer noch vernichten wollen: Ich
fürchte, man ist Ihnen zuvorgekommen«, sagte Schwemmer und zog ihn sanft zurück
in den Lift zum Ausgang.
    * * *
    Frau Schimunek öffnete ihnen die Tür.
    »Ach, Sie wieder«, sagte sie, als sie Schafmann
erkannte. »Mirl ist im Krankenhaus.«
    »Wir wollen nicht zu Frau Schedlbauer«, sagte
Schafmann. »Wir möchten zu Ihnen .«
    »Zu mir?« Frau Schimunek war von der Vorstellung
sichtlich überfordert, dass jemand etwas von ihr wollte.
    Schwemmer stellte sich vor. »Dürfen wir reinkommen?«,
fragte er.
    »Ja … bitte.« Mit einer ratlosen Geste bat sie die
beiden Männer ins Haus.
    Ein rundes, bleiverglastes Fenster ließ nur wenig
Tageslicht in die quadratische Diele. An den Wänden oberhalb der Türen hingen
Jagdtrophäen dicht an dicht, ausgestopfte Tiere verschiedenster Arten. Es waren
viele Dutzend, und sie verbreiteten eine düstere Atmosphäre.
    »Wenn Sie ablegen möchten …« Sie trat hinter Schwemmer
und nahm ihm den Mantel ab. Schafmann beeilte sich aus seiner Jacke, um der
Hilfe der Frau zuvorzukommen. Sie hängte beide Kleidungsstücke umständlich auf
Bügeln an die Garderobe. Dann

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