Tod in Garmisch
Polizisten.«
Schwemmer verdrehte die Augen und trank seinen
lauwarmen Kaffee aus. Dann stand er auf.
»Sagen Sie mir, was Sie vorhaben?«, flötete Frau
Isenwald.
»Meinen Job machen. Damit Sie Ihren machen können.«
»Danke, das ist lieb von Ihnen«, sagte sie lächelnd.
Schwemmer ging hinaus.
Sie geht mir auf die Nerven, dachte Schwemmer. Sie ist
gut, aber sie geht mir auf die Nerven.
Erst dann fiel ihm auf, dass er sein eigenes Büro
verlassen hatte, ohne das letzte Wort gehabt zu haben. Er drehte noch einmal
um, öffnete die Tür und sagte:
»Und dann geh ich frühstücken. In Ruhe!«
Er zog die Tür schnell wieder zu und ging einigermaßen
zufrieden die Treppe hinunter.
* * *
Magdalena trug Andis Morgenmantel und ein Paar seiner
dicken Socken. Sie aßen Semmeln mit Honig und tranken Kaffee, und immer wieder
suchten sich ihre Blicke. Irgendwann legte sie ihre Füße auf seine
Oberschenkel, und er kraulte ihre Zehen. Sie lächelte.
»Dieser Herr Kant ist schon ein bemerkenswerter Typ«,
sagte Andi.
»Er ist ein arroganter Sack«, antwortete sie.
»Hey …« Andi lächelte begütigend. »Meinst du nicht,
dass wir beide ihm ein bisschen dankbar sein sollten?«
»Bin ich ja. Aber ein arroganter Sack ist er trotzdem.
Wie kommt er dazu, dich zum Friseur zu schleppen? Und zum Herrenausstatter?
Wenn das nicht arrogant ist …« Ihr Lächeln nahm dem Satz von seiner Schärfe.
»Natürlich. Er hätte höflich schweigen sollen, wie es
sich gehört. Dann würde ich immer noch beige Hemden tragen, von denen ich
denke, sie seien hellblau … Und immer noch stammeln, wenn ich mit dir rede. Hat
er dir eigentlich von seinem Hobby erzählt?«
»Nur, dass er nicht Golf spielt.«
»Er spielt Konzertharfe.«
» Was? Der?« Magdalena lachte ungläubig. »Wieso
hast du eigentlich ausgerechnet ihm erzählt, dass du farbenblind bist?«, fragte
sie dann.
»Ich hab es ihm nicht erzählt. Er hat es mir auf den
Kopf zugesagt … und dass ich in dich verknallt bin, auch.«
»Und wie will er das gemerkt haben?«
»Ich muss manchmal die Etiketten der Flaschen lesen,
weil ich halt die Farben nicht sehe. Und dann hab ich ein paar Cocktails
vertauscht …«
»Ich meinte das andere …«
Andi ließ ihre Zehen los. Er lächelte noch, aber er
wirkte dabei ernster als zuvor.
»Er meinte, ich wäre ein ganz anderer, wenn du dabei
bist. Ich würde dann zu …« Er brach den Satz ab.
»Zu was?«
Andis Lächeln verglomm. »Zu einem stammelnden
Würstchen … so hat er es formuliert.«
Sie stupste ihn mit dem Fuß gegen die Hand.
»He«, sagte sie sanft.
»Das Bittere ist ja: Er hatte recht«, sagte Andi.
»Hast du deswegen gestern so wenig gesagt am Anfang?«
Er nickte. »Ich hatte … nein, das erzähl ich nicht!«
»Doch!« Sie lachte und stupste ihn wieder.
»Nur wenn … Du hast es versprochen«, sagte Andi ernst.
»Ja«, sagte sie, auch ernst.
»Ich hatte einen Spickzettel … Siehst du: Du lachst
doch!«
Er hatte recht. Sie stand auf, kniete sich neben ihn
und legte den Kopf auf seinen Oberschenkel. »Ich lache nicht über dich«, sagte
sie. » Deshalb hattest du die Hände immer so auf dem Tisch gefaltet.«
»Mhm«, antwortete er nur.
»Und als ich was anderes gesagt habe als erwartet,
musstest du wieder stammeln.«
»Mhm.«
»Wessen Idee war das?«
»Meine. Aber Kant hat mich überredet, es wirklich zu
machen.«
»Darf ich ihn sehen?«
»Den Zettel? Bitte nicht. Später mal.«
»Wann später?«
»Wenn er im Museum hängt. Neben dem von Jens Lehmann.«
Jetzt lachten sie beide, lange und herzlich.
»Du hast recht«, sagte Magdalena und kuschelte den
Kopf an ihn. »Wir beide sollten Herrn Kant ein bisschen dankbar sein.«
Andi streichelte sanft durch ihr Haar.
»Weißt du was?«, sagte er. »Du bist schön.«
* * *
»Nehmen Sie Platz, Herr Allensteiner«, sagte
Schwemmer, aber Viggerl Allensteiner blieb stehen.
»Kann ich bitte meine Jacke wiederhaben?«, sagte er.
Schwemmer wies auf die Garderobe hinter der Tür.
»Bitte bedienen Sie sich.«
Allensteiner sah unsicher zu seiner Jacke. Er zögerte,
aber dann ging er hin und nahm sie vom Haken.
»Danke«, sagte er. Er hielt sie in der Hand, als wage
er nicht, sie überzuziehen.
»Wenn Sie irgendetwas zu sagen haben, Herr
Allensteiner«, Schwemmer machte eine einladende Geste, »jetzt wäre die
Gelegenheit.«
»Ich habe Vinz Schedlbauer –«
»Ich meinte: Wenn Sie etwas Vernünftiges zu
sagen haben.«
»Ich habe Vinz Schedlbauer
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