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Tod in Innsbruck

Tod in Innsbruck

Titel: Tod in Innsbruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Avanzini
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ausgesprochen stur. Sie zurückzugewinnen würde ein harter Brocken werden. Vielleicht sollte er ihr etwas schenken. Keinen Schmuck, keinen Pelzmantel, all das besaß Sonja schon zur Genüge. Etwas Persönliches. Er dachte an das Porträt, das Brigitte Nemetz vor Jahren von ihm gemalt hatte. Vielleicht konnte sie auch eines von Sonja anfertigen, nach einem Foto? Nein, er hatte eine viel bessere Idee.
    Sie soll uns beide malen, als Paar. Nach unserem Hochzeitsfoto. Das wäre ein schönes Symbol für einen Neubeginn.
    Lächelnd ging Sofronsky im Zimmer auf und ab.
    Brigitte Nemetz. Er hatte sie am Abend von Mettes Konzert gesehen. Sie sah verlebt aus, war aber noch immer eine faszinierende Person. Ob sie sich das Wildkatzentemperament von damals bewahrt hatte? Der Gedanke verursachte ein Prickeln in seiner Lendengegend. Wochenlang hatte er Modell stehen müssen für das Porträt. Und schon am allerersten Abend hatte sie mit ihm geschlafen. Von da an liebten sie sich fast täglich. Exzessiv und leidenschaftlich. Immer anders und immer bis zur Erschöpfung. Erst Monate später, kurz vor der Hochzeit mit Sonja, beendete er die Affäre. Er ging mit guten Vorsätzen in die Ehe, wollte Sonja nicht betrügen. Fast zwei Jahre hielt er durch. Bis Angelina seine Schülerin wurde, dieses gottverdammte Luder. Sie verführte ihn nach Strich und Faden. Danach gingen all seine Vorsätze den Bach hinunter. Und nach Angelina war Ricki gekommen, nach Ricki Yvonne. Dann Xenia. Dann Isabel.
    Es muss ein Ende haben.
    Vielleicht sollte er eine Therapie in Erwägung ziehen? Zumindest wäre es ein Beweis für seine guten Absichten. Es würde Sonja imponieren.
    Er erhob sich, strich das Haar zurück, ging zum Flügel. Im glänzenden Schwarz des Bösendorfers spiegelte sich das Gesicht eines aufrechten Mannes. Eines Mannes, der einen edlen Entschluss gefasst hatte.
    Mit einem zufriedenen Lächeln wandte er sich ab.
    * * *
     
    »Danke, Paul. Auf dich ist Verlass. Sonst wüsste ich gar nichts mehr über Robert. Also mach’s gut, und schönen Urlaub!«
    Brigitte beendete das Gespräch und lachte bitter. Jetzt wusste sie Bescheid. Die Kripo hatte das Piefkeweib nicht eingesperrt. Schade. Und Robert verzehrte sich noch immer aus lauter Liebeskummer. Bis auf Weiteres war er wohl geheilt von anderen Frauen. Allerdings standen Brigittes Karten bei ihm sehr schlecht. Er hatte sich maßlos über ihren Anruf bei der Polizei geärgert.
    Welcher Teufel hatte sie geritten, ihm ihre Schadenfreude ins Gesicht zu schmettern? Sie hätte sich nachträglich ohrfeigen können. Sie durfte sich nichts vormachen. Von einer Versöhnung mit Robert war sie meilenweit entfernt. Und damit auch von der ersehnten Finanzspritze.
    Sie überlegte, ob sie sich eine Flasche Whiskey kaufen sollte. Oder Wodka, der war billiger.
    Als sie sich die Schuhe anzog, zwitscherte ihr Handy erneut los. Typisch. Immer rief Paul noch ein zweites Mal an, weil er etwas Wichtiges vergessen hatte.
    »Ja, mein Lieber?«
    Einen Lidschlag lang herrschte Stille.
    »Was für eine freundliche Begrüßung!«
    Die Stimme klang viel tiefer als die von Paul und ein wenig rostig. Ein leichter Akzent schwang mit, der Brigitte bekannt vorkam.
    »Mit wem spreche ich?«
    »Sergej. Sergej Sofronsky.«
    Also doch. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Was um alles in der Welt wollte Sofronsky von ihr?
    »Was für eine Ehre«, erwiderte sie spöttisch.
    »Du fragst dich sicher, warum ich anrufe, nachdem ich mich so lange nicht gemeldet habe.«
    »Aus einer unstillbaren Sehnsucht?« Sie lachte. Und spürte förmlich, wie er sich wand.
    »Du weißt nicht, wie oft ich an dich gedacht habe. Aber außer Sehnsucht gibt es einen handfesten Grund. Du malst doch noch großformatige Porträts?«
    Ihr Herz setzte einen Schlag aus. »Natürlich«, log sie. In den letzten zwei Jahren hatte sie keinen einzigen Auftrag mehr bekommen. Ein Zittern lief durch ihren Körper. Sie packte das Handy fester. »Geht es wieder um ein Porträt von dir?«
    »Von mir und Sonja. Es geht um unser Hochzeitsbild. Kannst du es nach einem Foto malen?«
    »Wie romantisch! Ich muss mir das Foto aber zuerst ansehen, um eine endgültige Entscheidung zu treffen.« Sie schluckte. »Und noch was: Ich bin teurer geworden seit damals. Viel teurer.«
    »Freut mich, dass du so gut im Geschäft bist. Reichen zweitausend als Anzahlung?«
    Brigitte musste sich an der Wand abstützen. Zweitausend Euro würden ihr Finanzproblem für einige Wochen entschärfen.

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