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Tod in Innsbruck

Tod in Innsbruck

Titel: Tod in Innsbruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Avanzini
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zusammen, aber er sagte nichts.
    Die Abreibung, die Gittis Freundinnen ihr heute Morgen nach dem Duschen verpasst hatten, war schmerzhaft, aber heilsam gewesen. Sie hatte gelernt, dass ihre Kenntnisse der Kampfkunst gegen eine Überzahl nutzlos waren. Sie würde hart trainieren müssen oder Schwierigkeiten dieser Art in Zukunft aus dem Weg gehen.
    »Bitte nehmen Sie Platz, Frau Meyring.«
    Langsam ließ sich Vera in den Sessel gleiten. Sie konnte noch nicht glauben, dass sie wirklich frei war, auch wenn es schwarz auf weiß in ihren Entlassungspapieren stand. Eine Falle? Was wollte Heisenberg noch von ihr?
    Sie weiter demütigen? Sie erinnerte sich lebhaft an die beiden Polizistinnen, die ihr die Handschellen angelegt hatten. Danach musste sie sich mit dem Gesicht an die Wand stellen, die Beine gespreizt. Sie hatten ihren Körper abgetastet und dabei keinen Quadratzentimeter ausgelassen.
    »Warum werde ich plötzlich entlassen? Hat der DNA-Test ergeben, dass ich unschuldig bin?«
    »Nein, wir haben noch längst nicht alle Spuren ausgewertet. Die abschließenden Ergebnisse erwarten wir erst in einer Woche.«
    »Dann ist meine Entlassung nur eine Finte, um mich zu zermürben? Was kommt als Nächstes? Ein stundenlanges Verhör? Tauchen Sie mich mit dem Kopf unter Wasser?«
    Endlich löste sich die Spannung in seinem Gesicht, und er schmunzelte. »Was denken Sie von uns! Wir sind ja nicht in Guantánamo.«
    Nein, aber in Österreich. Wo Menschen sterben, weil sie bei ihrer Festnahme ersticken. Weil Polizisten sie in Bauchlage fixieren und sich mit beiden Beinen auf sie stellen. Und im Nachhinein findet ein netter Arzt einen Herzfehler, und niemand ist schuld.
    »Erstens möchte ich mich bei Ihnen entschuldigen«, sagte der Alte in freundlichem Tonfall oder was er dafür hielt. »Ich habe einen Fehler gemacht. Sie sind ab sofort ein freier Mensch und können nach Hause gehen.«
    »Und zweitens?«
    »Möchte ich Sie bitten, mir noch ein paar Fragen zu beantworten.«
    »Also doch noch ein Verhör. Na gut, fragen Sie.«
    »Es hat einen weiteren Mord gegeben, während Sie im Gefängnis saßen.«
    Vera schluckte. »Wen hat es diesmal erwischt?«
    »Das wissen wir noch nicht.« Heisenberg zündete sich eine Zigarette an. »Da wir davon ausgehen, dass es derselbe Täter war, der auch Briguglia und Sofronsky ermordet hat, sind Sie natürlich entlastet. Dennoch bleibt die Tatsache bestehen, dass Sie zumindest zwei der Opfer kannten und damit vielleicht auch den Täter.«
    »Das habe ich mir auch schon überlegt.«
    »Ich möchte Ihnen gern ein paar Fotos zeigen. Es geht mir speziell um die Tätowierungen. Vielleicht fällt Ihnen irgendetwas dazu ein.«
    »Aber die haben Sie mir doch schon gezeigt.«
    »Die Bilder des letzten Opfers kennen Sie noch nicht. Schauen Sie sich bitte nochmals alle Aufnahmen an und überlegen Sie genau, ob Sie schon einmal etwas Ähnliches gesehen haben.«
    Heisenberg nahm ein Kuvert vom Schreibtisch, zog einen Stapel DIN-A4-Fotos heraus und hielt sie Vera hin. »Wir haben die Bilder vergrößert. Bitte schauen Sie genau. Kommt Ihnen irgendein Motiv bekannt vor?«
    Die Hochglanzfotos waren so scharf, dass Vera jede Pore und jedes Härchen darauf erkennen konnte. Das eintätowierte Muster sah bei jedem Opfer anders aus. Bei Briguglia wirkte es verspielt, beinahe fröhlich. Bei Sofronsky herrschte Ordnung, die Zeichen waren streng und klar. Sparsam. Die Tätowierung auf dem Torso glich dagegen einer wild hingeworfenen Skizze, die etwas Impulsives, Zorniges an sich hatte.
    »Beachten Sie auch die horizontalen Schnitte auf allen drei Bildern. Wir haben sie dunkel eingefärbt, um sie besser sichtbar zu machen. Sie wurden vermutlich mit einem hauchdünnen Skalpell ausgeführt. Bei Briguglia haben wir einen Schnitt, bei Sofronsky sind es drei, bei der Unbekannten zwei.«
    »Parallele Linien«, murmelte Vera. Einen Lidschlag lang flackerte ein Bild vor ihrem inneren Auge auf. Doch es verschwamm im Dunkel, ehe sie es einordnen konnte. Sie schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht weiterhelfen.« Sie legte die Fotos auf den Schreibtisch zurück.
    Heisenberg erhob sich und reichte Vera eine Visitenkarte.
    »Rufen Sie mich an, wenn Ihnen doch noch was einfallen sollte.«
    Vera nickte und steckte das Kärtchen ein.
    Er geleitete sie zur Tür. Sein Händedruck fühlte sich warm und fest an. Seine Augen tränten, und die dunklen Ringe darunter kündeten von zu wenig Schlaf.
    »Auf Wiedersehen, Frau

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