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Tod in Innsbruck

Tod in Innsbruck

Titel: Tod in Innsbruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Avanzini
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nicht.« Vera schüttelte den Kopf. »Ich kann mich vom Korrepetitor der Akademie begleiten lassen, wie alle anderen Prüfungskandidaten auch.«
    »Ich will es aber.«
    »Warum eigentlich? So toll singe ich auch wieder nicht.«
    Mettes Augen verschleierten sich. »Vielleicht einfach, weil ich dich mag. Sehr sogar.« Sie legte ihre unverletzte Hand auf die von Vera.
    »Lass das!«, zischte Vera. Sie zog ihren Arm so abrupt weg, dass sie beinahe die Espressotasse vom Tisch gefegt hätte.
    Mette zuckte zurück. Ihr Lächeln blätterte ab.
    »Mach dir keine falschen Hoffnungen. Ich stehe nicht auf Frauen.«
    Die blassen Wangen des Mädchens überzogen sich mit roten Flecken. Über der Nasenwurzel trat eine v-förmige Ader blau hervor. »Entschuldige«, zischte sie. »Ich wollte dir nicht zu nahe treten.« Dann sprang sie auf und lief weg, mit kleinen, energischen Schritten.
    Vera seufzte. Herzlichen Glückwunsch! Das hast du wieder toll hingekriegt, Vera Meyring.
    Im Leute-vor-den-Kopf-Stoßen war sie wirklich unschlagbar.

NEUNZEHN
     
    Als Heisenberg am Dienstag um acht Uhr früh sein Büro betrat und aus seiner mitgebrachten Thermosflasche Fencheltee in eine Tasse goss, hörte er ein vertrautes Rattern. Der Drucker von nebenan. Seit wann war sein übereifriger Chefinspektor wohl schon da?
    Kaum hatte er seinen Tee getrunken, klopfte es.
    »Guten Morgen, Chef!« Wurz’ blonder Schopf sah zerzaust aus.
    »Haben Sie etwa hier übernachtet?«
    »Ich habe was gefunden. Das müssen Sie sich anschauen.« Seine Augen waren verquollen, aber sie strahlten. Er hielt Heisenberg einen Computerausdruck unter die Nase. Das Foto einer attraktiven Frau, vielleicht Mitte dreißig.
    »Wer ist das?«
    »Brigitte Nemetz.«
    »Die Exfrau von Dr. Nemetz?«
    »Genau. Die die Meyring in alles reingeritten hat. Wussten Sie, dass sie Medizin studiert hat?«
    »Das hat die Meyring ja auch.«
    »Aber nur vier Semester. Die Nemetz dagegen hat das Studium fast abgeschlossen.« Wurz hob den Zeigefinger. »Sie hat also echte medizinische Kenntnisse.«
    »Und weiter?«
    »Ihren Mann hat sie während des Studiums kennengelernt. Nach der Heirat hat sie sich mehr und mehr der Kunst gewidmet. Hat eine Zeit lang als Karikaturistin für den ›Standard‹ gearbeitet. Bekannt wurde sie als Malerin großformatiger Porträts von Tiroler Persönlichkeiten. Vom Landeshauptmann zum Beispiel.« Lächelnd zeigte Wurz das nächste Blatt. Ein Ölbild eines Mannes in Siegerpose, mit einem Adler auf dem angewinkelten Arm. »Mit diesen Porträts hat sie Karriere gemacht. Sie konnte von der Malerei leben, gut sogar. Hat sich scheiden lassen. Partys, Alkohol, Affären mit Promis und Geschäftsleuten folgten. Und zack!«, Wurz schnippte theatralisch mit den Fingern, »ging es bergab. Heute hört man kaum etwas von ihr.«
    »Und was hat das mit unseren Tätowierungen zu tun?«
    Wurz trat von einem Bein auf das andere. »Im letzten Sommer gab es eine kleine Ausstellung im Kunstpavillon. Damals hat sie ihre neueren Arbeiten präsentiert. Und jetzt schauen Sie, Chef.«
    Heisenberg betrachtete den nächsten Computerausdruck. Zwei kleinformatige Bilder. Eines bestand aus winzigen roten Kreisen, die von links unten nach rechts oben immer blasser wurden. Das andere zeigte feine parallele Striche unterschiedlicher Dichte, die sich zu einer gesichtsähnlichen Struktur fügten. Er stieß einen Pfiff aus. »Das ist ja hochinteressant. Gute Arbeit, Wurz. Gute Arbeit!«
    Wurz’ Wangen glänzten wie polierte Äpfel.
    »Die Frage ist nur: Was für ein Motiv hatte sie?«
    »Darüber habe ich auch schon nachgedacht, Chef. Angenommen, Brigitte Nemetz ist krankhaft eifersüchtig. Sie gönnt ihrem Exmann das Verhältnis mit Vera Meyring nicht. Daher mordet sie und versucht, den Verdacht auf ihre Rivalin zu lenken.«
    »Hm, nein«, brummte Heisenberg. »Dann hätte sie besser die Meyring ermordet. Wäre effizienter gewesen.«
    »Da haben Sie auch wieder recht. Vielleicht überzeugt Sie meine zweite Theorie: Die Nemetz ist offensichtlich kein Kind von Traurigkeit. Sie hatte viele Affären, unter anderem mit bekannten Künstlern. Warum nicht auch mit Briguglia und Sofronsky? Die beiden waren hinter jedem Rockzipfel her und hätten sie bestimmt nicht von der Bettkante gestoßen. Dann haben sie die Nemetz enttäuscht, betrogen, verlassen, was weiß ich. Und zack!« Wurz ließ seine Handkante über die Kehle gleiten.
    »Das klingt schon interessanter. Haben Sie das überprüft?«
    »Dazu bin ich

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