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Tod in Innsbruck

Tod in Innsbruck

Titel: Tod in Innsbruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Avanzini
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ihn kannte. Sie hat ja im Blue Note gearbeitet. Irgendetwas musste ich sagen, und mir ist nichts anderes eingefallen.«
    »Wann war das?«
    »Kurz vor Briguglias Tod.«
    Heisenbergs Herz schlug schneller. Da hatte er es. Das Motiv. Er begann zu schwitzen und nahm den Hörer in die andere Hand. »Und wann hast du ihr die Wahrheit gesagt?«
    »Das war am Tag nach seiner Ermordung. Natürlich wusste ich damals nichts davon. Von Briguglias Tod hab ich erst später in der Zeitung gelesen. Und jetzt, jetzt ist Sofronsky auch tot.« Wieder schluchzte sie. »Und wenn Vera es getan hat, dann bin ich schuld. Dann sind meinetwegen zwei Menschen umgekommen.« Sie heulte los.
    »Aber nein! Bernadette, hör mir zu. Ich möchte, dass du zu mir ins Büro kommst. Dann unterschreibst du deine Aussage, und wir beide unterhalten uns.« Heisenberg räusperte sich. »Ich bin stolz auf dich. Du hast uns sehr geholfen. Das mit deiner Lüge war vielleicht nicht schön. Aber am Tod dieser beiden Menschen ist einzig und allein derjenige schuld, der sie ermordet hat. Oder besser gesagt, diejenige. Hast du das verstanden?«
    »Ja.«
    »Komm am besten gleich vorbei. Ich schreibe dir natürlich eine Entschuldigung für die Schule.«
    Er legte auf und hieb seine Faust auf den Tisch.
    Wurz zuckte zusammen.
    »Wieder ein Schritt in die richtige Richtung. Das Motiv für den Mord an Briguglia hätten wir. Bald haben wir auch unser Geständnis, Sie werden schon sehen.«
    Plötzlich wurde die Tür aufgerissen. Mitterhofer stand im Türrahmen. Er war bleich wie Milchreis.
    »Können Sie nicht klopfen?«
    »Wir haben wieder eine Leiche. Einen Torso diesmal.«
    »Was?« Heisenberg sprang auf. »Wo?«
    »Das glauben Sie nie, Chef.« Mitterhofers Adamsapfel hüpfte mehrfach auf und ab. »Beim Goldenen Dachl. Eine ganze Busladung Touristen ist mitten hineingerannt in den Koffer. Dann haben Sie sich gewundert, wem der gehört. Und dann haben Sie das Blut gesehen und hineingeschaut.«
    Ein Anflug von Schwindel erfasste Heisenberg. »Das gibt’s ja nicht. Wer entsorgt denn am helllichten Tag eine Leiche? Mitten in der Stadt!«
    Mitterhofer stand so verloren da, als hätte er etwas angestellt.
    »Ist noch was?«
    »Es ist eine Frauenleiche.«
    »Das ist nur gerecht. Die letzten beiden waren Männer.«
    »Anscheinend ist der ganze Oberkörper tätowiert.«
    Heisenbergs Magen krampfte sich zusammen. Ein Gedanke schwamm in sein Bewusstsein, den er mit einem lauten »Nein!« von sich wies. »Nein, das kann nicht sein.«
    Spielte da ein spöttisches Grinsen um Wurz’ Mundwinkel, oder täuschte er sich?
    »Los, los, worauf warten S’ noch? Auf geht’s, Männer!«
     
    Kurz darauf kniete Heisenberg am Boden vor dem Goldenen Dachl. Die feuchte Kühle des Katzenkopfpflasters drang durch den Stoff seiner Hose. Er beugte sich über den Koffer, ein edles Markenprodukt mit Rollen und einem ausziehbaren Haltegriff. Der Torso passte genau hinein. Kopf und Gliedmaßen waren glatt abgetrennt. Die Brüste hoben sich wie zwei weiße, unberührte Hügel von der sie umgebenden tätowierten Haut ab. Die Ähnlichkeit zu den vorangegangenen Fällen ließ sich nicht leugnen.
    Heisenberg seufzte. In seiner Nase triumphierte Vanilleduft. Prantls Spezialcreme tat also ihre Wirkung, weshalb er den Gerichtsmediziner beinahe liebevoll ansah.
    »Ich weiß, Sie können nur schätzen. Aber ich flehe Sie an, Prantl, verraten S’ mir die Todeszeit.«
    »Mehr als vierundzwanzig, weniger als achtundvierzig Stunden.«
    Er musste nicht erst nachrechnen, um zu wissen, dass Vera Meyring für den Mord nicht in Frage kam. »Kruzifixsakrament. Sind Sie sicher?«
    »Das tut mir aber leid, dass Ihnen das so schlecht in den Kram passt, mein Lieber.«
    Wieder diese gute Laune. Der Mensch war zum Haareraufen. Und Wurz, dieser Hund, gab sich nicht einmal mehr Mühe, sein Grinsen zu verbergen. Seine Serienmördertheorie schien sich zu bestätigen.
    »Kann es ein Nachahmungstäter sein?«, fragte Mitterhofer.
    »Schön wär’s«, brummte Heisenberg. »Aber dann müsste es einer von uns oder von der Spusi gewesen sein. Oder unser Herr Professor Prantl hier.«
    »Die Presse wusste ja nichts von den Tätowierungen«, erklärte Wurz seinem jüngeren Kollegen.
    Heisenberg schnäuzte sich kräftig. Ein Fehler, wie er wenige Augenblicke später feststellte. Denn seine Nase war zwar wieder frei, aber auch frei vom Vanilleduft und ungeschützt den Attacken der Fäulnisgase ausgesetzt.
    »Verdammtes Wirtshaus!

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