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Tod in Kreuzberg

Tod in Kreuzberg

Titel: Tod in Kreuzberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Ditfurth
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dachte Matti.
    Twiggy fuhr auf die Bundesstraße. Es begann zu regnen. Er schaltete den Scheibenwischer ein. Die Straße glänzte. Vor ihnen fuhr ein Tanklaster mit grellen Rücklichtern. Ein Sportwagen überholte sie auf der linken Spur, er lag so flach auf der Fahrbahn, dass Matti sich fragte, wie es darin einer hinters Steuer schaffte.
    Die Typen hinter ihnen tuschelten etwas auf Türkisch, und Matti hätte alles darum gegeben, Fremdsprachengenie zu sein, einer, der eine andere Sprache im Vorübergehen aufschnappte.
    »Erste Ausfahrt raus«, sagte Ali.
    Matti las auf einem Schild etwas von einem Gewerbepark Alter Flugplatz oder so ähnlich . Die Ausfahrt wurde angezeigt. Der Regen schluckte Licht. Sie kamen auf eine zweispurige Straße. Birkenallee .
    Sie fuhren am Gewerbegebiet entlang in Richtung Oranienburg.
    »Vor der Brücke rechts und am Kanal entlang«, sagte Ali.
    Ein Holperweg. Links glänzte das Wasser im spärlichen Licht, das vom anderen Ufer schien.
    »Aussteigen.«
    Alles spannte sich in Matti, Muskeln, Nerven, Hirn. Eine kleine Chance nur. Er stieg aus und stand neben der Beifahrertür. Hinter ihm war einer von Alis Komplizen. Der Typ benutzte ein aufdringliches Deo oder Rasierwasser. Auf der Fahrerseite stieg Twiggy gemächlich aus, niemand drängte zur Eile. Dann rutschte Dornröschen vom Sitz. Sie ging zwei Schritte nach vorn und hatte nun beide Genossen im Blick. Sie schüttelte kaum sichtbar den Kopf. Es wäre ohnehin nicht möglich gewesen. Den einen Typen hätte ich vielleicht überrascht, aber dann hätten die anderen losgeballert, dachte Matti. Sie hatten nicht den Hauch einer Chance.
    »Los geht’s«, sagte Ali vergnügt. »Immer am Kanal entlang.«
    Twiggy hatte es nicht eilig zu sterben. Dornröschen trottete ihm nach. Sie war geistig woanders, vielleicht versöhnte sie sich gerade mit dem Tod.
    Matti überlegte, ob sie den drei Typen einfach davonlaufen könnten, aber sie hätten auf jeden Fall Twiggy erwischt, sie waren jünger und schneller.
    »Kann ich mir eine drehen?«, fragte Matti.
    »Klar«, sagte Ali.
    Matti drehte zwei Zigaretten und ging zu Twiggy. Er reichte ihm eine und flüsterte: »Hast du eine Idee?«
    Twiggy schüttelte nur leicht den Kopf. Er zündete sich die Zigarette an. Sie gingen nebeneinander, Dornröschen lief ein paar Schritte vor ihnen. Ali hatte sich auch eine angezündet.
    Matti wischte sich Regenwasser aus dem Gesicht. Das Wasser schmeckte salzig.
    Vor ihnen tauchten rechts, an einem sanften Abhang, Umrisse auf. Eine starke Taschenlampe zitterte ihren Lichtkegel vorweg. Er blieb an einer bewachsenen Klinkermauer hängen, ein halb heruntergerutschtes Dach hing mit einer Ecke fast auf dem Boden. Nasses Moos glänzte auf zerbrochenen Ziegeln. Das Lampenlicht deutete auf eine Tür, ein Vorhängeschloss baumelte an einem offenen Bügel aus rostigem Stahl.
    »Rein da.«
    Twiggy stapfte über Zweige zu der Tür und zog sie auf. Sie knarrte, schliff am Boden und hing nach ein paar Zentimetern fest. »Streng dich an, du bist stark.« Ali schnippte seine Zigarette weg. Twiggy zog kräftiger oder tat so, er kriegte die Tür nicht auf.
    »So groß, so fett, so schwach.«
    Ein Komplize trat ins Licht. Er war groß und durchtrainiert, Typ Boxer. Er hatte halb lange, gegelte Haare und trug ein helles Jackett mit aufgekrempelten Ärmeln. Darunter ein schwarzes T-Shirt. Er packte die Tür am oberen Rahmen und riss sie auf. Dann rieb er sich grinsend die Hände.
    Die Taschenlampe winkte in das Schwarze. »Nur hinein, meine Dame, meine Herren.« Ein Singsang. Morden machte ihm Spaß, klar. Da hatte Schmelzer recht gehabt. Sadisten.
    Sie werden uns foltern, dachte Matti, und der Schrecken presste seine Brust zusammen. Er konnte kaum atmen. Er schlich zur Tür, die drei Türken hatten sich daneben aufgebaut. Der dritte hatte einen Bürstenschnitt, eine Gangstervisage und einen Dreitagebart. Er grinste dreckig, die Pistole lässig in der Hand, der Lauf zeigte auf die Wiese. Es war ein feuchter großer Raum mit Lücken im Dach. Es stank nach Schimmel. Es regnete herein, dünne Fäden im Schein der Taschenlampe.
    »An die Wand!« Die Lampe leuchtete an eine Klinkermauer, darüber war der Himmel. Sie standen im Regen und im Licht, die drei Typen tuschelten in zwei Meter Abstand vor ihnen. Der Bürstenkopf rauchte nervös.
    Der hat noch nie einen erschossen, dachte Matti.
    Der Boxertyp tat obercool.
    Der auch noch nicht, dachte Matti. Zu cool. Aber Ali, der ist ein Mörder. Und die

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