Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod in Kreuzberg

Tod in Kreuzberg

Titel: Tod in Kreuzberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Ditfurth
Vom Netzwerk:
Löcherjeans, Unbezahlbar-T-Shirt und Riemenschühchen, deren Preis umgekehrt proportional zu ihrer Größe war. Sie war ahnungslos, jedenfalls was das Inkassobüro betraf.
    Sie tranken einen Kaffee in einer Eisdiele an der Ecke Grimmstraße/Böckhstraße. Ein Moped knatterte in Richtung Brücke. Der Touristenstrom hatte keinen Anfang und kein Ende. Ein paar junge Typen zogen vorbei, zwei mit lächerlichen Hüten. Sie schrien, es klang Dänisch. Jeder trug eine Flasche, und immer wieder tranken sie.
    Matti setzte die Tasse ab. »Die Einzigen, die was von dem Idiotentanz haben, sind die Kneipen. Aber von denen gibt es hier auch genug.«
    Eine Trompete trötete über die Straße, geblasen von einem betrunkenen Dilettanten.
    »Den zieht’s zum Maybachufer, auf diesen Musikerplatz oder wie man das nennen soll beim Türkenmarkt. Die Anwohner dort kriegen bestimmt auch zu viel. Und bei dem auch die Zuhörer.« Twiggy hatte die Hände auf den Bauch gelegt und streckte die Beine von sich.
    »Also, dieser Otto, der weiß was«, sagte Matti.
    »Ja.« Twiggy blinzelte in die Sonne. »Oder er ist hysterisch.«
    »Ob wir dem noch mal auf die Pelle rücken sollen?«, fragte Matti. »Vielleicht rennt er jetzt zu einem anderen, der mit drinhängt.«
    »Irgendwann wurde das Telefon erfunden, aber da hast du gerade gepennt«, brummte Twiggy.
    Im Nachbarhaus öffnete im Erdgeschoss eine Dame in einem grauen Kleid. Matti hätte sich nicht gewundert, wenn sie ein Krönchen getragen hätte. Er sagte den Spruch vom Bukarest-Inkasso auf.
    »Nun, junger Mann, Sie sind an der falschen Adresse. Ich habe mit dieser – wie hieß sie noch einmal? – Bulgarien-Inkasso nichts zu tun. Ich mache mit solchen Leuten keine … Geschäfte.« Matti begriff, dass sie Geschäfte überhaupt unfein fand.
    »Diese Leute da draußen« – Twiggy deutete in Richtung Admiralbrücke –, »die stören Sie gar nicht?«
    »Wie kommen Sie darauf?« Ihre Stimme hob sich. »Ich finde diese Menschen … ich weiß nicht, was ich sagen soll … so unnütz. Sitzen herum, machen Lärm, betrinken sich … Was für einen Sinn soll das haben?«
    »Und Sie haben sich nicht überlegt, wie Sie diese Belästigung loswerden können?«, fragte Twiggy.
    Sie zog die Mundwinkel nach unten. »Ich habe sooft die Polizei gerufen, Sie glauben es nicht. Die kam dann, dann war es einen Augenblick ruhig, aber als sie weggefahren war, ging es wieder los, manchmal lauter als zuvor.«
    »Sie haben nie daran gedacht, dass es vielleicht andere Möglichkeiten gibt?«, fragte Matti.
    Sie fixierte Matti durch ihre strenge Brille, dann Twiggy. »Als diese Leiche dorthin gelegt worden war, da war eine Weile Ruhe. Das hat die Leute schon beeindruckt. Aber die Wirkung war bald verpufft.«
    »Dann hat die Leiche ja nicht lang geholfen«, sagte Matti.
    »Ja, leider. So, jetzt muss ich mich wieder meinen Dingen widmen.« Sie drehte sich um und drückte die Tür leise zu.
    »Hm«, sagte Twiggy. »Ein Seelchen.«
    Hermann von Weidenfels hatte ein gegerbtes Gesicht wie ein Bauer und schwarze Haare. Der Bauch spannte ein weißes Hemd, über dem er eine braune Lederweste trug. »Ich habe doch gesagt, dass ich bezahle«, polterte er, nachdem Matti sie vorgestellt hatte, und knallte die Tür zu.
    Twiggy donnerte an die Tür. Nach einer Weile öffnete sie sich. Weidenfels hatte ein langes Messer in der Hand und stierte sie an. Er winkte sie herein und ging ein paar Schritte rückwärts, das Messer in der Hand. »Sie bleiben da stehen.«
    »Wir wollten …«
    »Ich bezahle, wenn ich es kann. Ich kann mir das Geld nicht aus den Rippen schneiden. Verstanden?«
    Matti hob beschwichtigend die Hände. »Wir wollen Ihnen nichts tun.«
    »Hahaha«, lachte er gekünstelt. »Sobald ich das hier weglege« – ein Blick aufs Messer –, »brechen Sie mir die Finger und prügeln mich halb tot.«
    »Wir prügeln nie.«
    Er lachte wieder. Es klang wie ein Hüsteln. »Ich habe Mecki gesagt, dass ich meine Schulden bezahle, obwohl ich es nicht müsste. Spielschulden sind Ehrenschulden. Aber mit Ehrenmännern hat man es ja dabei nicht zu tun.«
    Matti und Twiggy wechselten einen Blick. Matti las eine Frage.
    »Sie verwechseln uns«, sagte er. »Wir interessieren uns nicht für Ihre Spielschulden, und einen Mecki kennen wir auch nicht.«
    Der Typ glotzte.
    »Wir interessieren uns für die Leiche auf der Admiralbrücke«, schnauzte Twiggy.
    »Die Leiche …«, stammelte Weidenfels.
    »Die Leiche!«
    »Wollen Sie mir drohen?« Er

Weitere Kostenlose Bücher