Tod in Lissabon
getönten Scheiben und den Buchstaben NT auf dem Nummernschild, gestiegen ist. Das Ganze geschah etwa eine Stunde vor ihrer Ermordung hundert Meter von ihrer Schule entfernt in der Avenida Duque de Ávila.
Offenbar hat das Mädchen alles für ihren Vater getan, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen, gleichzeitig jedoch ihre Mutter so sehr gehasst, dass sie sich mit ihrem Vater verbündet hat, um sie zu demütigen, vermutlich in dem verzweifelten Versuch, eine Beziehung zu ihrem Vater aufzubauen.
Wobei wir davon ausgehen, dass der Anwalt nicht der leibliche Vater ist«, schloss er.
»Hast du das in den Unterlagen des Krankenhauses überprüft?«, fragte ich.
»Ja, Dona Oliveira war definitiv die Mutter. Daran gibt es keinen Zweifel.«
»Ich bin beeindruckt.«
»Man muss mir schließlich nicht alles extra sagen«, meinte er. »Ich habe auch mit der Bibliothekarin in der Biblioteca Nacional gesprochen und die anderen Alibis überprüft.«
»So viel Initiative bin ich nicht gewöhnt«, sagte ich. »Weiter.«
»Das Opfer ist befreundet mit Valentim Almeida, dem Gitarristen der Band, den wir für einen Pornofilmer halten und der genug Macht über das Mädchen hatte, um sie zu überreden, an dem Mittag vor ihrem Tod in der Pensão Nuno ungewöhnlichen Sexualpraktiken nachzugehen.«
Carlos blätterte in seinem Notizblock vor und zurück.
»Bisher gibt es keine Indizien dafür, dass ihr Mörder sie von der pensão zur Schule verfolgt hat … oder genauer gesagt, zu dem Café neben der Schule.«
»Geh noch mal zurück zu den Notizen über die Befragung der Menschen an der Bushaltestelle. Vier Leute haben sie in den Wagen steigen sehen. Hat einer von ihnen gesagt, woher dieser Wagen kam?«
»Das haben wir sie gar nicht gefragt. Wir wollten bloß wissen, in was für einen Wagen sie gestiegen ist.«
»Du hast doch noch die Telefonnummern der Leute von der Bushaltestelle. Ruf sie an und stell ihnen diese Frage«, sagte ich. »Wenn es ein zufällig vorbeikommender Pkw war, ist das eine Sache, aber wenn er sie vor der Schule erwartet hat, hatte er sie bereits im Visier.«
»Der Barkeeper im Bella Italia hat gesagt, sie wäre allein gewesen, als sie ihre bica getrunken hat.«
»Ich habe neulich noch einmal versucht, mit ihm zu reden, doch er hatte frei«, sagte ich. »Ich schaue nach dem Zahnarzt noch mal bei ihm vorbei.«
»Und dann ist da noch Valentim«, sagte Carlos. »Er verheimlicht uns nach wie vor etwas. Ich weiß nicht, was, aber irgendwas ist da.«
»Ich hätte nichts dagegen, eine Verbindung zwischen ihm und Dr. Oliveira herzustellen.«
»Die gibt es bereits. Der Anwalt hat uns Valentims Telefonnummer gegeben.«
»Ich meine, wir müssten irgendeine Art von Beziehung feststellen.«
»Vielleicht eine finanzielle … die Video-Ausrüstung?«
»Vielleicht. Das ist jedenfalls eine interessante Möglichkeit. Er wird uns nichts erzählen, aber vielleicht können wir ihn auf dem falschen Fuß erwischen. Wird er immer noch in den tacos festgehalten?«
»Ich werde es überprüfen.«
Ich ließ Carlos mit den zu erledigenden Anrufen allein und sagte ihm, er solle in Alcântara weiter am Fall Xeta arbeiten, während ich zu meiner Zahnärztin am Campo Grande fuhr. Ich nahm den 38er Bus von den Docks, und es dauerte eine Ewigkeit.
Im Wartezimmer blätterte ich das Caras -Magazin durch, betrachtete all die Halbprominenten und dachte an Luísas Entsetzen über die Vorstellung eines Sex-Skandals in einer seriösen Wirtschaftszeitschrift. Ich legte die Caras beiseite und griff nach der VIP , ein weiteres Heft aus demselben Genre. Ich blätterte das Magazin von hinten durch, bis ich auf eine Reihe Fotos von diversen Wohltätigkeitsveranstaltungen stieß. Eins war im Ritz aufgenommen worden und zeigte Miguel da Costa Rodrigues und seine Frau zusammen mit anderen bedeutenden Persönlichkeiten. Rodrigues trug eine von Olivias Krawatten, dieselbe, die er am Freitagabend in Paço de Arcos getragen hatte. Seine Frau hatte ein Kostüm an, an dem ich Olivia im vergangenen Monat hatte arbeiten sehen. Ich riss die Seite heraus, faltete sie und steckte sie in meine Brieftasche, um Olivia später das Bild zu zeigen.
Die Zahnärztin spachtelte ein kleines Loch zwischen meiner Brücke und meinem Zahn zu. Es dauerte keine halbe Minute, und sie erklärte mir, dass ich wiederkommen müsste, um mir eine richtige Füllung machen zu lassen. Die Reparaturarbeiten kosteten achttausend Escudos, die Füllung würde mich weitere zwölftausend
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