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Tod in Lissabon

Tod in Lissabon

Titel: Tod in Lissabon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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Kaffeesatz ihm die Lottozahlen vom nächsten Samstag verraten könnte. Ich baute mich vor ihm auf, und er blickte hoch.
    »Dürfen Sie Ihre Anrufe wieder selbst entgegennehmen, Inspektor?«, fragte er.
    »Gestern habe ich aufgehört, ein Halbgott zu sein.«
    »Willkommen zurück unter den Sterblichen.«
    »Wie geht’s, JoJó? Was läuft?«
    »Nichts, das Übliche.«
    »Sie haben am Ende doch keine Vermisstenanzeige für Ihren Freund Lourenço Gonçalves aufgegeben.«
    »Lourenço Gonçalves?«, fragte er. »Aber ja, Inspektor, natürlich habe ich das. Was glauben Sie, warum ich in den letzten drei Monaten immer wieder bei Ihnen angerufen und zu hören bekommen habe, dass Sie nicht zu sprechen sind? Erst gestern habe ich es noch einmal versucht.«
    »Gestern?«, fragte ich, wohl wissend, dass sein Name nicht auf der Liste mit Anrufern gestanden hatte.
    »Wollen Sie wissen, warum ich Sie ausgerechnet gestern angerufen habe?«, fragte er. »Der Mietvertrag für Lourenços Büro läuft ab. Und da er nicht in der Lage ist, ihn zu verlängern, wird der Vermieter den Laden räumen lassen und an irgendwen vermieten, der tatsächlich existiert. Und wenn das passiert, Inspektor, dann ist er wirklich verloren. Ausradiert.«
    Wir überquerten zu dritt die Avenida Almirante Reis und betraten ein gesichtsloses Bürogebäude aus den Sechzigerjahren. Carlos und ich gingen in den zweiten Stock, während JoJó beim Vermieter einen Schlüssel besorgte, was eine Weile dauerte.
    »Hast du heute Abend irgendwas vor?«, sagte ich zu Carlos und lehnte mich an die Wand vor dem leeren Büro. Ich wollte, dass mich irgendwer von dem Ungeheuer ablenkte, das in meinem Kopf heranwuchs.
    »Ich hatte vor, mit Olivia ins Kino zu gehen.«
    »Was wollt ihr euch anschauen?«
    »Stadt der Engel.«
    »Schon wieder ?«
    »Sie mag den Film eben«, meinte er achselzuckend.
    »Es ist ein romantischer Film.«
    »Es nicht der romantische Aspekt, der sie interessiert«, entgegnete er. »Sie mag die Vorstellung, dass es dort draußen etwas gibt, das größer ist als wir und unvorhersehbar handelt. Nicht immer zum Guten, nicht immer zum Schlechten. Sie sagt, es gibt ihr ein Gefühl der Sicherheit.«
    »Vielleicht muss man jung sein, um so sehr an etwas zu glauben.«
    »Gestern war schlimm, was?«
    »Ich habe bloß das Gefühl, dass uns auf der anderen Seite dieser Tür etwas Großes erwartet.«
    »Warum?«
    »Lourenço Gonçalves … dieser Name … jedes Mal, wenn ich daran gedacht habe, hatte ich das Gefühl, ich müsste etwas unternehmen, aber ich bin nie dazu gekommen. Und jetzt hielt ihn irgendjemand für so wichtig, dass er seinen Namen aus der Vermisstendatei gelöscht hat. Das passiert sonst nie, nicht einmal, wenn jemand wieder auftaucht.«
    Der Vermieter schloss das Büro auf und ließ uns allein. JoJó setzte sich auf den Stuhl seines vermissten Freundes. Das Mobiliar wirkte nicht direkt beengend. Es gab einen Schreibtisch, einen zweiten Stuhl und einen Aktenschrank, der vier Hängeakten und drei leere Schubladen enthielt. Die Akten waren allesamt alt, Fälle aus dem vergangenen Jahr. Carlos begann, den Schreibtisch auseinander zu nehmen. JoJó rührte sich nicht.
    »Hat er an etwas gearbeitet, als ihr euch das letzte Mal getroffen habt?«, fragte ich.
    »Er hat gesagt, er würde ständig arbeiten«, antwortete JoJó. »Er hat nur darüber gemurrt, dass er nicht bezahlt würde.«
    »Das hier sind alles keine aktuellen Fälle.«
    »Der Schreibtisch ist leer«, verkündete Carlos.
    Ich rückte den Aktenschrank von der Wand ab. Als ich nichts dahinter fand, klopfte ich gegen die Rückwand. Carlos ging zur Tür. Ich fummelte an der Verkleidung des Schrankes herum.
    »Etwas Großes auf der anderen Seite dieser Tür?«, meinte Carlos skeptisch und pochte dagegen.
    Auf der Tür klebte ein großes Poster, ein Filmplakat, das einen riesigen Kodiakbären im Kampf mit einem Mann zeigte.
    »Von dem Film war er regelrecht besessen«, berichtete JoJó. »Daraus stammte auch sein Lieblingsspruch.«
    »Wie ging denn der?«, fragte Carlos.
    »Ich werde diesen Bär erlegen.«
    Wir lachten.
    »Lourenço war ein witziger Typ«, sagte JoJó.
    »Klopf noch mal an die Tür, Carlos«, sagte ich.
    Das Geräusch klang hohl an den Rändern und massiv in der Mitte. Die Tür war ein Billigprodukt aus furniertem Sperrholz auf einem Rahmen und hätte eigentlich von oben bis unten hohl klingen sollen.
    »Nimm das Poster ab.«
    Unter dem Poster war die Tür paneeliert. Carlos

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