Tod in Seide
versprechen, Sie zu fragen, ob Sie von Ihren Leibwächtern Gebrauch machten.«
»Sagen Sie ihm nicht, dass ich gestöhnt habe, als ich Ja gesagt habe. Ich befinde mich momentan in einer Polizeiwache, und außer Chapman dreht durch, weil ich ihm sage, er soll sich den Senf vom Mund abwischen, bin ich hier so sicher wie in Abrahams Schoß. Ich bleibe noch ein paar Stunden hier, und dann wird er mich wieder in die Obhut meiner Leibwächter übergeben. Sagen Sie dem Chef, dass ich ganz brav bin, in Ordnung? Und bitte versuchen Sie, die Nummer von irgendwelchen Regierungsstellen in Florenz herauszufinden. Wir müssen Marco Varellis Witwe finden.«
»Alex, dort drüben ist es zehn Uhr nachts. Ich sehe, was ich tun kann, aber ich bezweifle, dass ich vor morgen etwas erreichen werde. Und noch etwas.«
»Eine gute Nachricht, hab’ ich Recht?«
»Nicht direkt. Pat McKinney war da. Ich soll Sie daran erinnern, dass Sie sich vom Krankenhaus fern halten sollen. Keine Besuche bei Mercer, keine Gespräche über den Fall. Er will nicht, dass Sie sich absprechen. Es tut mir Leid, Alex.«
»Schon gut, Laura. Ich weiß, dass Sie nur der Bote sind.«
Ich legte auf und erzählte Chapman die Sache mit Wakefield.
»Herrje, Blondie, wenn du mich nicht hättest, hättest du gar keine Freunde. Los, gehen wir. Preston Mattox erwartet uns in seinem Büro, wann immer wir dort aufkreuzen.«
»Ich dachte, du hast gesagt, wir würden alle hier vernehmen?«
»Wo ist dein Sinn für Humor geblieben, Mädel? Ist er dir gestern abhanden gekommen? Der Kerl hat ein Büro in einer Penthouse Suite auf der Fifth Avenue, mit Blick auf Saint Patrick’s Cathedral und ungefähr fünfzig Angestellten drumherum. Ich sorge schon dafür, dass du heute Abend wohlbehalten nach Hause kommst.«
Mike rief im Krankenhaus an und sprach mit Mercers Vater, der ihm sagte, dass Mercer am frühen Nachmittag ein paar Stunden aufgesessen hatte und jetzt wieder schlief. Wir suchten unsere Sachen zusammen, um das Revier verlassen zu können. Jimmy Halloran fuhr eine Doppelschicht, um das Telefon und die Hotline besetzt zu halten, da der Bürgermeister für jede Information, die zur Verhaftung des Täters führte, eine Belohnung ausgesetzt hatte.
»Hey, K. D. piep mich an, falls du irgendetwas über Bailey rauskriegst, bevor deine Schicht zu Ende ist. Wir müssen noch einen Zeugen vernehmen, bevor wir ins Krankenhaus fahren.«
Wir machten uns auf den Weg zu Mattox Partners, um Preston Mattox, einen weiteren von Denis Liebhabern, kennen zu lernen. Seine Sekretärin kündigte uns an und führte uns in das kahle, verglaste Büro des prominenten Architekten, das gen Süden den Blick auf die Türme der darunter liegenden Kathedrale freigab.
Meine erste Reaktion war Überraschung. Er schien etwa fünfzig Jahre alt und sehr fit zu sein. Er trug einen marineblauen Anzug und war viel mehr Geschäftsmann als die Leute aus der Kunstszene, mit denen wir es bisher zu tun gehabt hatten. Aber am auffälligsten war, dass Mattox tiefe Schatten unter seinen leblos wirkenden Augen hatte und wirklich den Eindruck machte, als ob er tagelang geweint hätte. Damit traf er bei mir auf einen Punkt, da ich mir wünschte, dass jemand um Denise Caxton trauerte.
Mike und ich stellten uns vor.
»Setzen Sie sich bitte.« Er kam hinter seinem Schreibtisch hervor und stellte drei Stühle im Kreis auf. »Es tut mir Leid, dass ich mich nicht schon früher bei Ihnen gemeldet habe. Ich konnte einfach nicht hier bleiben, nachdem Deni ermordet worden war. Lowell machte es deutlich, dass ich bei der Trauerfeier unerwünscht war, und ich musste einfach raus aus der Stadt.«
Mattox war freundlich, aber er schien mit seinen Gedanken woanders zu sein und konnte sich nicht mal ein Lächeln abringen.
»Haben Sie irgendwelche Fortschritte bei der Suche nach Denis Mörder gemacht?«
»Nicht so viele, wie uns lieb wäre«, antwortete ich.
»Ich habe aufgehört, die Zeitungsberichte zu lesen, also weiß ich nicht, was der Stand der Dinge ist. Deni kam darin ständig als eine so geistlose, unangenehme Person rüber. Aber sie war etwas ganz Besonderes – klug, humorvoll, warmherzig. Sie sehnte sich nach Zuneigung, und ich genoss es, sie ihr zu geben.« Mike legte ungewöhnlich viel Zurückhaltung an den Tag, indem er Denis andere Liaisonen nicht erwähnte. Er wartete, bis es Mattox selbst tat. »Sie haben wahrscheinlich schon mit einigen anderen Freunden von Deni gesprochen. Offenkundig war ich nicht der
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