Tod in Seide
sehen.« Während ich meiner Liste noch einen Punkt hinzufügte, nickte ich Mike zu. »Vielleicht können wir sie auch dazu bringen, uns etwas über die Bernsteinfigur zu erzählen. Womöglich haben Marco und sie unter vier Augen miteinander darüber gesprochen.«
»Ich werde sie heute Abend anrufen, und vielleicht kann ich morgen Vormittag bei ihr vorbeischauen und das Buch und die Statue abholen, in Ordnung, Coop?«
Don Cannon antwortete an meiner Stelle. »Morgen wird nicht gehen, Detective. Ungefähr zwei Stunden vor der Beerdigung, die für letzten Freitag angesetzt war, erhielt Gina einen Anruf vom Bürgermeister von Florenz. Marco ist dort geboren. Die italienische Regierung bot an, den Leichnam für ein Begräbnis in der Familiengruft, irgendwo im Norden in den Bergen, heimzubringen – so als ob er eine Art Volksheld sei. Da sieht man, welche Achtung die Italiener ihren Künstlern erweisen. Gina Varelli ist gestern Abend nach Italien geflogen. Irgendeine kleine Stadt in der Toskana. Nicht einmal ich weiß, wo sie zu erreichen ist.«
26
»Deine Liste wird immer länger«, sagte Chapman, während wir, nachdem Don Cannon gegangen war, am Schreibtisch des Lieutenants unsere Sandwiches aßen.
»Ich werde im Büro anrufen und meine Hilfskraft bitten, die Nummer des Bürgermeisters in Florenz herauszubekommen. Du sprichst noch einmal mit der Spurensicherung und findest heraus, ob sie irgendein Buch aus Varellis Studio mitgenommen haben.«
»Aber ich hab’ dir doch gesagt, dass Mercer und ich dabei waren. Da war kein Buch. Das einzige Beweisstück, das wir sichergestellt haben, war die Sonnenbrille. Dieser Terminplan oder Kalender ist wahrscheinlich in seiner Wohnung, nicht im Studio.«
»Falls wir Gina Varellis Nichte, die sie an dem Abend heimgebracht hat, ausfindig machen können, können wir sie vielleicht überreden, uns die Zustimmung zu einer Hausdurchsuchung zu geben. Falls nicht, setze ich morgen Vormittag einen Durchsuchungsbefehl auf.« Ich sah auf meine Uhr. »Es ist schon fast vier Uhr.«
Es war Schichtwechsel, und die Detectives der Tagschicht trugen sich aus, während die Vier-bis-Mitternacht-Schicht gerade eintrudelte. Sogar die Teams, deren Schicht offiziell beendet war, machten wegen Mercer unbezahlte Überstunden.
Jimmy Halloran öffnete die Tür. »Ihre Sekretärin auf der Zwei. Wollen Sie das Gespräch annehmen?«
»Natürlich. Laura? Alles in Ordnung?«
»Nur ein paar Dinge, die Sie wissen sollten. Pat McKinney hat für morgen Vormittag um zehn Uhr ein Treffen einiger der dienstälteren Prozessanwälte anberaumt. Catherine sagte, dass er ihnen noch keine Tagesordnung gegeben hat, aber sie nimmt an, dass er jemanden von ihnen auf Mercers Fall ansetzen will.«
»Danke für die Information. Ich werde dort sein.«
»Sie sind nicht eingeladen, Alex. Genau das wollte Catherine ja damit sagen.«
Verdammt. McKinney würde alles tun, was als stellvertretender Leiter der Prozessabteilung in seiner Macht stand, um es mir als Zeugin des Anschlags auf Mercer ungemütlich zu machen. Ich wollte mitbestimmen können, wer den Täter vor Gericht anklagen würde, wenn man ihn geschnappt hatte. »Können Sie mir die Nummer von Rod Squires besorgen? Treiben Sie sie bitte irgendwie für mich auf, ja? Danke.« Der Leiter der Abteilung, mit dem ich befreundet war und der auf meiner Seite stand, war im Urlaub. Falls ich mich bis morgen Vormittag seiner Unterstützung vergewissern konnte, würde ich mir wenigstens etwas Mitsprache bei der Auswahl sichern können.
»Ich werde Rose Malone anrufen. Ich bin mir sicher, dass sie weiß, wo er steckt. Und noch was – der Mann, der Sie letzte Woche überfahren wollte, Wakim Wakefield. Er war heute wieder hier und wollte sich bei Battaglia über Sie beschweren.«
»Hat ihn der Sicherheitsdienst reingelassen?« Wakims Aufdringlichkeit ging mir doch ein bisschen zu weit.
»Nein. Sein Name stand auf der Liste.« Der Sicherheitsdienst am Eingang der Staatsanwaltschaft führte eine ständig wachsende Liste der Leute, die in unserem Haus nicht willkommen waren – Geistesgestörte, Nörgler und Spinner, die sich gut darauf verstanden, Unruhe zu stiften, sobald man sie vorließ.
»Hat man ihn festgenommen?«, fragte ich zögernd.
»Nein. Der Wachmann bat einige unserer Polizisten nach unten, aber da heute nur ein Aufzug funktioniert, war Wakefield verschwunden, bevor sie unten ankamen. Mr. Battaglia hat deswegen höchstpersönlich hier angerufen. Ich musste ihm
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