Tod in Seide
es nur ein Katzensprung zum Hinterausgang des riesigen Criminal Courts Building. Mike nahm seine Durchschläge der Papiere an sich und ging mit Armando zum Ausgang, während ich den Weg zurück in mein Büro einschlug.
»Ich ruf dich an, sobald wir mit dem Kombi fertig sind. Willst du dich mit Mercer und mir zum Abendessen treffen?«
»Klar. Cocktails und Jeopardy! bei mir, und dann gehen wir irgendwo in der Nähe essen.«
Im achten Stock empfing mich Laura mit der Nachricht, dass mich Patrick McKinney, der stellvertretende Leiter der Prozessabteilung, sehen wollte. Der Leiter, Rod Squires, war im Urlaub, und McKinney würde nichts unversucht lassen, um meinen Fall bis ins Detail zu kontrollieren und von mir Rechenschaft einzufordern. Ich dankte Laura für die Nachricht und tat dann mein Bestes, um zu vergessen, dass sie sie mir weitergeleitet hatte. Ich wusste, dass ich mit einem so bedeutenden Fall wie dem Caxton-Mord direkt zu Battaglia gehen konnte.
Ich rief meine Freundin Rose Malone im Vorzimmer des Bezirksstaatsanwalts an und sagte ihr, dass ich Zeit hätte, den Chef, wann immer es ihm passte, über die neuesten Entwicklungen zu unterrichten. Ich versicherte ihr, dass es gut aussah, da die Polizei bereits eine wichtige Entdeckung im Zusammenhang mit dem Verschwinden der Toten gemacht hatte. Ich war optimistisch genug zu denken, dass dieser schnelle Fund eine zügige Lösung des Falls mit sich bringen würde. Da Battaglia auf dem Weg nach Albany war, um sich mit dem Gouverneur über die justizpolitische Agenda zu unterhalten, war ich für den Rest des Tages aus dem Schneider.
Die Gegensprechanlage summte. Laura teilte mir mit, dass eine Frau in der Leitung war, die nur mit mir sprechen, aber ihren Namen nicht nennen wollte. Angeblich könne sie mir einiges über Denise Caxton erzählen.
»Stellen Sie den Anruf auf meine Privatleitung durch und schließen Sie die Tür, damit ich nicht gestört werde.« Ich drückte die blinkende Taste auf meinem Telefon. »Alexandra Cooper am Apparat.«
»Vielen Dank, dass Sie das Gespräch annehmen. Ich dachte mir, Sie könnten an einigen persönlichen Informationen über Deni Caxton interessiert sein.«
»Sicher, aber es würde mir auch helfen, wenn Sie mir sagen, wer Sie sind.«
Auf meine Bitte folgte Schweigen.
»Hallo?« Wieder erhielt ich keine Antwort. Immerhin hatte sie nicht aufgelegt, also wollte ich nicht zu forsch sein. »Ich hoffe, Sie verstehen, dass wir jedes Mal, wenn unsere Namen in Zusammenhang mit einem reißerischen Fall in der Presse auftauchen, eine Menge Anrufe von Spinnern bekommen. Es hilft mir einfach zu wissen, dass ich es mit jemandem zu tun habe, der wirklich etwas Hilfreiches zu sagen hat.«
Noch immer keine Antwort. Dann: »Ich sage Ihnen meinen Namen, aber zuerst hätte ich von Ihnen gerne ein paar Zusicherungen.«
»Gut, das verstehe ich. Darf ich fragen, welcher Art?«
»Mein Name darf im Zusammenhang mit diesem Fall nicht in der Presse auftauchen. In keinster Weise. Können Sie mir das versprechen?«
Das war unmöglich. »Alles, was ich Ihnen versprechen kann ist, dass niemand Ihren Namen von uns erfahren wird. Sie haben mein Wort, dass wir derartige Informationen niemals an die Presse weitergeben würden. Aber da ich offensichtlich keine Ahnung habe, in welcher Beziehung Sie zu Denise oder den Ermittlungen stehen, weiß ich nicht, wie ich Sie in der Angelegenheit generell einschätzen soll. Vielleicht wissen die Journalisten ja schon, wer Sie sind.«
Ich war jetzt ganz offenkundig auf Informationen aus, und sie wurde spürbar nervös. »Ich habe mit dem Fall nichts zu tun. Ich bin eine Freundin von Deni, das ist alles. Eine ihrer ältesten Freundinnen. Ich weiß Dinge über sie, die wahrscheinlich niemand anderer weiß. Sehr intime Dinge. Vielleicht nützen Sie ihnen, vielleicht aber auch nicht. Aber ich dachte mir, es würde mir leichter fallen, mit Ihnen zu reden als mit einer Horde Detectives.«
»Und Ihre anderen Wünsche?«
»Genau gesagt nur noch einer. Lowell Caxton darf nicht erfahren, dass ich mit Ihnen gesprochen habe.«
»Das ist einfach. Er ist ein Zeuge in dieser Angelegenheit. Es ist nicht unsere Sache, ihm zu sagen, woher oder von wem wir unsere Informationen bekommen.«
»Er hat unheimlich viele Beziehungen, Miss Cooper. Ich befürchte, etwas vor ihm geheim zu halten ist schwieriger, als Sie denken. Das war eins von Denis größten Problemen.«
»Wären Sie bereit, sich heute Nachmittag mit mir zu treffen?«
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