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Tod in Seide

Tod in Seide

Titel: Tod in Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Reaktion.«
    Ich schloss den Antrag mit den üblichen Floskeln ab, indem ich das Gericht hochachtungsvoll um einen Durchsuchungs- und Beschlagnahmungsbefehl bat. »Sobald die Mittagspause vorbei ist, gehen wir hinunter und holen uns die Unterschrift des zuständigen Richters, okay? Soll ich uns was zu essen bestellen?«
    »Nein, schon gut, wir schnappen uns was auf der Fahrt in die Bronx.«
    »In Ordnung. Ich werde heute Nachmittag die Eröffnung des Verfahrens vor der Grand Jury beantragen, damit ich die Telefonunterlagen von der Wohnung und den Galerien der Caxtons anfordern kann.« Entgegen der gängigen Meinung sind Ankläger nicht befugt, Personen vorzuladen oder Beweismittel anzufordern. In New York konnte allein auf Grund eines von der Grand Jury verfügten Ersuchens ein Zeuge aufgefordert werden, urkundliche Beweise beizubringen. »Wer kümmert sich um Omar?«
    »Ich«, sagte Mercer. »Da die Galerie heute geschlossen ist, tut sich da nichts. Laut den Unterlagen des Motor Vehicle Bureaus wohnt Omar in Brooklyn.«
    »Bevor ich in den Gerichtssaal kam«, fuhr Mike fort, »rief ich im 84. Revier an und bat den dortigen Boss, bei Omars Adresse vorbeizufahren. Der Dienst habende Sergeant piepte mich an und sagte mir, dass es sich dabei um ein ausgebranntes Gebäude handelt. Mercer wird sich heute Nachmittag drum kümmern.«
    Maxine, meine juristische Hilfskraft, kam ins Zimmer und begrüßte die drei Polizisten. »Es scheint nicht die beste Zeit zu sein, um Sie zu fragen, aber was mache ich mit der Frau, die erst jetzt zu ihrem 10-Uhr-30-Termin erschienen ist?«
    »Wer ist es?« Ich sah auf die Uhr. Die Frau war über drei Stunden zu spät.
    »Ihr Name ist Unique Matthews. Sie sagt, sie hat einen Termin mit Janice O’Riley, aber Janice ist den ganzen Nachmittag im Gerichtssaal.«
    »Matthews – ist das die Prostituierte, die auf der Houston Street von einem Fernlastfahrer mit vorgehaltener Waffe vergewaltigt worden ist?«
    »Ja.« Maxine lächelte und bedeutete mir mit einer Bewegung ihres Daumens, einen Blick durch die Tür zu Lauras Schreibtisch zu werfen. Dort hatte sich eine junge Frau auf zehn Zentimeter hohen Plattformsandalen, die bis zu den Knien geschnürt waren, vor meiner Sekretärin aufgebaut. Die Shorts verbargen ihre Hinterbacken nur dürftig, und das fuchsienfarbige Baumwoll-T-Shirt hatte auch so seine liebe Mühe, ihre Brüste im Zaum zu halten. Auf ihrer linken Brust konnte man innen ein Micky-Maus-Tattoo sehen, das sich deutlich gegen ihre dunkle Haut abhob. Unique kaute Kaugummi und trank mit dem Strohhalm aus einer großen Flasche Kakao.
    Ich rief der Zeugin zu, wohlwissend, dass sie uns für ihre Verspätung keinen guten Grund nennen könnte. »Unique, wie kommt es, dass Sie so spät dran sind? Sie hätten heute Vormittag aussagen sollen.«
    Sie nahm den Strohhalm aus dem Mund und grinste mich spöttisch an; sicher würde ich nicht verstehen können, wie schwer es für sie gewesen war, sich für etwas so Unwichtiges wie ihren Gerichtstermin aus dem Bett zu wälzen. »Ich habe verschlafen.«
    »Warum bringen Sie sie nicht über die Straße hinüber in Catherines Büro?«, sagte ich zu Max. Die hier bedurfte größerer Erfahrung und einer stärkeren Hand, als sie Janice besaß. »Lassen Sie sie einige Stunden mit Unique arbeiten.«
    Chapman klopfte Max auf den Rücken. »Erinnern Sie O’Riley an Coopers Grundregeln. Mache nie mit einer Nutte einen Vormittagstermin aus. Nutten und Vampire fühlen sich bei Tageslicht nicht wohl. Komm schon, Blondie. Lass Mercer gehen. Ich und Armando werden mit dir hinunter gehen, um den Durchsuchungsbefehl unterschreiben zu lassen.«
    »Armando und ich.«
    »Hast du in deiner Freizeit nichts besseres zu tun, als Benimmlektionen zu erteilen? Wellesley College trifft auf die New Yorker Polizei. Das ist wirklich eine sinnlose Übung.«
    Ich blieb vor Lauras Schreibtisch stehen und bat sie, den Dienstplan des Gerichts zu checken. »Wer hat diese Woche in der Anklageerhebung Dienst?«
    »Roger Hayes in Trakt 1 und John Reich in Trakt 2.«
    Mercer tadelte mich. »Richtervergleich, Alex? Ich bin für Trakt 1. Ich melde mich bei euch, sobald ich aus Brooklyn zurück bin.«
    Mike, Armando und ich nahmen den Umweg zu den Anklageerhebungstrakten im Erdgeschoss. Wir gingen ein Stockwerk die Treppe hinunter und dann hinüber zu den Aufzügen, die zu den Gerichtssälen führten und aus Sicherheitsgründen nur auf einem einzigen Stockwerk der Staatsanwaltschaft anhielten.

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