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Tod in Seide

Tod in Seide

Titel: Tod in Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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indem er Bryan mit dem Vornamen anredete, wollte er ihn noch mehr verunsichern –, »erzählen Sie uns von ihr. «
    Daughtry schien erleichtert, das Thema wechseln zu können. »Ja, Deni. Sie ist der einzige Grund, warum ich heute noch im Geschäft bin, nachdem …«
    »Nein, nein, nein, Bryan. Nicht Deni. Ich möchte etwas über das Mädchen hören – Ilse Lunen.«
    Wieder sammelte sich der Schweiß auf Daughtrys teigiger Haut. Er sah abwechselnd zu Mercer und mir, in der Hoffnung, dass einer von uns etwas sagen und Chapman von diesem Thema wegbringen würde.
    »Ich habe nichts, gar nichts mit diesem Mädchen zu tun gehabt, Detective. Man hat mich nie irgendeines Verbrechens beschuldigen können. Man hätte diesen kranken kleinen Bastard aufhängen und …«
    »Wenn man Sie aufgehängt hätte, hätte Sie das wahrscheinlich mehr aufgegeilt, als so einem Perversling wie Ihnen zusteht, Bryan. Denken Sie immer daran, dass es bei Mord keine Verjährung gibt. Wenn Sie uns an der Nase herumführen, wenn Sie uns auch nur die kleinste Notlüge über sich oder Denise Caxton oder Omar Sheffield erzählen, dann …«
    »Omar? Was hat der denn mit der ganzen Sache zu tun?«
    Der Kragen seines jagdgrünen Sporthemds war völlig durchgeschwitzt, ebenso die Stellen unter den Achseln. Seine Überraschung, was Sheffield anging, schien mir echt zu sein.
    Chapman fuhr fort. »Der kleinste Fehltritt, und ich werde nicht Ruhe geben, bis ich Sie festgenagelt und die Beweise gefunden habe, damit Sie sich mit Bertrand Gloster die Zelle teilen können. Also – nun erzählen Sie, Bryan. Um was geht’s hier? Und halten Sie ihre Hände ruhig – Sie machen mich ganz verrückt mit ihrem Wischen und Tupfen. Am besten gehen Sie unter die Dusche, wenn wir weg sind – würde Ihnen nicht schaden.«
    Bryan reagierte folgsam wie ein kleines Kind und klemmte in der Tat seine Hände unter die Oberschenkel. Er erzählte uns, wie er und Deni sich 1990, als sie beide Galerien im Fuller Building besaßen, kennen gelernt hatten. Sie entdeckten ziemlich schnell, dass sie sich sehr ähnlich waren – beide aus ärmlichen Verhältnissen, die sie mit einer erfundenen Biografie kaschierten, beide mit ungeschultem Blick, aber großartigen Instinkten. Sowohl für Deni als auch für ihn gab es nichts Aufregenderes, als einem berühmten Kunden für viel Geld ein Bild zu verkaufen, und sie würden praktisch alles tun, was im Rahmen dieser relativ gesetzten Branche möglich und erlaubt war, um ein verschollenes Meisterwerk, das plötzlich wieder auf dem Markt aufgetaucht war, aufzuspüren und es dann an jemanden wie Streisand oder Nicholson zu verkaufen.
    »Vergessen Sie den Zucker nicht, Bryan. Koksen Sie immer noch?«
    »Nicht wirklich.«
    »Bei Kokainsucht gibt es kein ›Nicht wirklich‹. Auch das hatten Sie und Deni gemeinsam, oder?«
    »Darf ich meinen Mund abwischen, Detective?« Chapman nickte und Daughtry wischte sich mit einem Hemdsärmel das Gesicht und den Nacken ab. »Wir sind manchmal zusammen high gewesen.«
    »Woher kriegen Sie den Stoff?«
    »Nun ja, eigentlich von Deni. Wegen meiner Vorstrafen konnte ich es nicht riskieren, auf der Straße zu kaufen. Ich verließ mich auf meine Freunde. Künstler, Kunsthändler, sogar die Jungs, die im Lagerhaus arbeiten. Von dem weißen Stoff gibt es genug da draußen. Das brauche ich Ihnen ja nicht zu sagen.«
    Chapman stand auf und sah durch die Glasfront von Daughtrys Büro hinunter zu den Fadengebilden im Erdgeschoss. »Hat Denise dieser Schrott wirklich gefallen? Ich meine, Sie wissen doch, welche Bilder bei ihr zu Hause und in Lowells Galerie hängen, oder? Eine beeindruckende Sammlung.«
    »Detective, van Gogh hat zu seinen Lebzeiten nur fünf seiner Bilder verkauft. Die Künstler, die von ihren Zeitgenossen geschätzt werden, kann man an einer Hand abzählen. Deni wollte auf der nächsten Welle reiten, die zukünftigen Stars machen, etwas riskieren. Was Lowell mit seiner Sammlung an alten Meisterwerken macht – dafür braucht es weder Verstand noch Fantasie. Dafür braucht man nur Geld.«
    »Reden wir über Ihr Geschäft.«
    »Es ist Denis Geschäft, nicht meins. Ich habe etwas Geld hineingesteckt, aber sie konnte es sich nicht leisten, dass mein Name damit in Verbindung gebracht wurde. Es gibt zu viele Leute mit einem zu guten Gedächtnis.«
    »Wussten Sie, dass sie in Schwierigkeiten war? Schwierigkeiten mit dem Gesetz?«
    »Natürlich wusste ich das.« Daughtry starrte auf den Schreibtisch. »Ich

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