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Tod in Seide

Tod in Seide

Titel: Tod in Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Ihrer Ehemänner trennen. Komm jetzt, Blondie, wir haben noch zu tun.«
    »Wir sind mit meiner Freundin Joan Stafford zum Essen verabredet. Sie behauptet, sie hätte ein paar Insider-Informationen über die Ermordete. Bis morgen früh.«
    Wir verabschiedeten uns von Sarah und den anderen in der Nähe des Säuglingszimmers. Es war nur eine kurze Fahrt hinauf zur Forty-sixth Street, wo sich das gediegene und elegante Patroon, das beste Steakhaus in Manhattan, befand.
    Mercer und Joan saßen schon an einem der vorderen Tische, als wir ankamen. Ich küsste Joan auf die Haare, bevor ich auf den Sitz rutschte, und sagte ihr, wie sehr ich sie vermisse, seit sie jetzt fast nur noch bei ihrem Verlobten in Washington war. Ken Aretsky, der Besitzer des Steakhauses, schickte uns eine Runde Drinks an den Tisch.
    Mike hatte sich schon in die Speisekarte vergraben und rechnete mit Joans wirklich unschlagbarer Großzügigkeit. »Für mich zuerst ein Dutzend Austern und dann das Kalbskotelett mit dem Knoblauchkartoffelpüree. Lasst uns bestellen, damit wir zum Geschäftlichen kommen können.« Er hob sein Glas in Joans Richtung. »Auf dein Wohl. Also – was weißt du, was wir nicht wissen?«
    »Nun, ich habe Deni nie persönlich kennen gelernt, aber viele meiner Freunde kannten sie. Lowell habe ich oft getroffen – in seiner Galerie, auf Auktionen und bei Abendgesellschaften. Aber man erzählte sich da seit Jahren schon so ein paar Dinge.«
    »Du hast Mike am Telefon die Namen zweier Liebhaber von Denise Caxton genannt. Hat es was damit zu tun?«, fragte ich.
    »Ich habe mir deren Strafregister angeschaut«, sagte Mike. »Lupenrein. Scheinen saubere Geschäftsmänner zu sein.«
    »Der eine ist Preston Mattox, ein Architekt«, sagte Joan. »Über ihn hört man nicht viel. Aus dem anderen wird niemand schlau. Frank Wrenley, ein Antiquitätenexperte und -händler. Ich bin mir nicht sicher, was er für ein Typ ist, wenn man mal ein bisschen an seinem Lack kratzt. Vielleicht ist es aber auch nur, weil er neureich ist. Er kam plötzlich aus dem Nichts und spielte in derselben Liga mit den Großen, an der Seite von Denise Caxton.«
    »Ich sag’s dir, Coop. Dieser Fall hat alle Zutaten für einen Kunstkrimi, fehlen nur noch die Nazis«, sagte Mike, während er die zierliche Austerngabel ignorierte und stattdessen eine Auster ausschlürfte.
    Joan Stafford stocherte in ihrer warmen Gänseleberpastete herum. »Sie wollen also Nazis, Herr Chapman? Dann sollen Sie sie auch bekommen.«

13
    »Habt ihr schon mal von dem Bernsteinzimmer gehört?«
    Wir schüttelten alle drei den Kopf.
    »Ich muss euch sicherlich nicht erst daran erinnern, wie viele Kunstschätze die Nazis während des Zweiten Weltkrieges konfisziert und gestohlen haben«, sagte Joan.
    Mein Vater hatte darauf bestanden, dass meine Brüder und ich von klein auf über den Holocaust Bescheid wussten, damit wir zum einen das Ausmaß und zum anderen den historischen und kulturellen Stellenwert dieser Gräuel richtig verstehen würden. Als Jude und als Kunstsammler hatte er aufmerksam die Schicksale sowohl der Familien, die noch vor dem Krieg aus Europa geflüchtet waren, als auch derer, die in die Konzentrationslager kamen und deren Schätze sich die Nazis unter den Nagel rissen, verfolgt. In den letzten Jahren hatte es eine Reihe von gerichtlichen Auseinandersetzungen gegeben, um den Überlebenden beziehungsweise deren rechtmäßigen Erben die gestohlenen Kunstwerke zurückzugeben. Ich wusste von vielen Fällen, in denen bei Auktionen, in Museen oder anderswo Bilder aufgetaucht waren, die ein halbes Jahrhundert lang irgendwo versteckt gehalten worden waren, aber von einem Zimmer hatte ich noch nie gehört.
    »1717 machte der preußische König Wilhelm I. dem Zaren Peter dem Großen ein einzigartiges Geschenk. Es war ein Satz von vergoldeten Eichenpaneelen, die mit über sechs Tonnen Bernstein, kunstvollen Schnitzereien, florentinischen Mosaiken und venezianischen Glasspiegeln verziert waren. Die Wandverkleidung wurde im Katharinenpalast in Zarskoje Selo eingebaut, der britische Botschafter nannte sie gar ›das achte Weltwunder‹. So viel ich weiß, existiert von diesem atemberaubenden Werk nur ein einziges Foto. Als die Nazis 1941 in Russland einmarschierten, hatten sie Kunstexperten dabei, die beim Ausplündern der Sowjets behilflich sein sollten. Das unbezahlbare Bernsteinzimmer wurde zerlegt und in eine Stadt namens Königsberg an der baltischen Küste gebracht. Obwohl nach Ende

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