Tod in Seide
Flynn-Schwestern schon über den neuesten Inselklatsch informiert. »Wir haben gehört, dass Sie da einen wahren Adonis übers Wochenende bei sich haben. Ist es wirklich der von den Abendnachrichten?«, fragte Karen.
»Er hat noch nicht einmal mein Haus verlassen. Woher wissen Sie das?«
Sie deutete auf ihre Schwester. »Jackies beste Freundin arbeitet am Cape-Air-Schalter. Sie hat sofort angerufen, als Sie ihn abgeholt haben. Bringen Sie ihn morgen zum Mittagessen mit?«
»Was, damit ihn sich eine von euch schnappt? Bis bald.«
Ein paar Hundert Meter weiter parkte ich vor Larsen’s Fish Market. Der Service, den Betsy und Chris anboten, war einer der besten der Insel. Man konnte am Vormittag anrufen und eine Bestellung für Hummer aufgeben und sie dann zur vereinbarten Zeit gekocht, aufgebrochen und fertig zum Essen abholen. Ich konnte die Zweipfünder zum Warmhalten in den Ofen schieben und sie dann, wann immer ich wollte, servieren. Nebenan bei Poole’s kaufte ich einige frische Austern vom Tisbury Great Pond. Als Letztes fuhr ich am Homeport Restaurant direkt am Hafen vor, wo ich mir am Hintereingang von Will zum Nachtisch einen Limonenkuchen geben ließ.
Als ich nach Hause kam, schälte ich den Mais, setzte Wasser zum Kochen auf, goss die Clam Chowder in einen Topf, um sie später darin aufzuwärmen, und stellte den Kuchen in den Kühlschrank.
Es war fast acht Uhr, als Jake aufwachte, sich rasierte, duschte und zum Abendessen anzog. Die Sonne ging gerade blutrot im Westen unter, als wir es uns mit unseren Drinks auf der Terrasse bequem machten. Ich ließ mir von Jake alle Einzelheiten der Chinareise und der Meetings, an denen er teilgenommen hatte, erzählen und fragte ihn auch nach seinen Eindrücken von Land und Leuten. Mich faszinierte diese Welt, die so anders war als die meine, und es war spannend, die alltäglichen Probleme, mit denen sich meine Zeuginnen herumschlagen mussten, mit den Weltproblemen zu vergleichen, mit denen er es täglich zu tun hatte.
Ich verschwand in der Küche, um die Chowder umzurühren, zündete im Esszimmer die Kerzen an und öffnete eine Flasche 91er Puligny-Montrachet. »Das Essen ist fertig. Komm rein und setz dich«, rief ich, während ich die cremige Chowder servierte.
Mit einer Smokey-Robinson-CD im Hintergrund genossen wir plaudernd und lachend das Essen und den herrlichen Sommerabend in Chilmark. Ich versuchte, Jake so gut ich konnte der Reihe nach die Ereignisse der letzten Woche zu schildern und ihm die einzelnen Ermittlungsschritte zu erklären. »Das reicht für heute oder du wirst Albträume haben«, sagte ich, während ich uns den Kuchen servierte und entkoffeinierten Kaffee einschenkte.
»Hast du irgendwelche Pläne gemacht? Werde ich am Wochenende irgendwelchen von deinen Freunden vorgestellt?«
»Allen, Jake. Es ist August auf dem Vineyard – es bleibt mir gar nichts anderes übrig, oder?« Die Bevölkerung der normalerweise sehr ruhigen Insel wuchs im Sommer auf das Vierfache an, und ein Wochenende oder ein Urlaub auf Martha’s Vineyard war für mich auch eine Gelegenheit, weit verstreut wohnende Freunde wieder zu sehen – darunter auch einige, die ich den Winter über nur selten sah.
»Wie sieht der Plan aus?«
»Morgen früh um acht treffen wir uns mit Janice und Richard am Farm Neck zum Golfen. Louise Liberman und Maureen White geben am Abend eine Cocktailparty und haben uns eingeladen, zum Abendessen zu bleiben.« Als Jake und ich uns kennen gelernt hatten, war ich überrascht, das wir viele gemeinsame Freunde und Bekannte hatten – durch seine Arbeit als Journalist. Diese Tatsache verband uns stärker miteinander, als es sonst die kurze Zeit unserer Beziehung vermuten hätte lassen. Ich freute mich darauf, allen zu zeigen, wie glücklich ich mit Jake war.
»Werden der Präsident und Mrs. Clinton auch dort sein?«
»Ich bin mir nicht sicher, aber ich hoffe es. Ich weiß, dass sie eingeladen sind.«
»Lass uns aufräumen und ins Bett gehen.«
Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und küsste ihn auf die Stirn. »Geh schon mal vor. Im Aufräumen bin ich wirklich gut. Es dauert nur zehn Minuten.«
Als ich den Tisch abgeräumt, die Geschirrspülmaschine beladen und in der Küche Ordnung gemacht hatte, lag Jake schon ausgestreckt und bäuchlings auf dem Bett. Ich zog mich schnell aus, schlüpfte neben ihn ins Bett und deckte uns zum Schutz gegen das laue Nachtlüftchen, das mein Haus auf dem Hügel zu so einem angenehmen Schlafplatz machte,
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