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Tod in Wacken (German Edition)

Tod in Wacken (German Edition)

Titel: Tod in Wacken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Denzau
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noch mal?«
    »Andy.«
    »Okay, Andy«, sie schloss die Augen wieder, »zieh den Reißverschluss zu, wenn du verschwindest.«
    Andreas Stobling nahm noch ein paar Schlucke von dem Bier. Schließlich stopfte er seinen Zigarettenstummel in die Öffnung und ließ die Dose stehen. »Scheiß warme Brühe.«
    Nach einem letzten Blick zu der mit offenem Mund dösenden Frau nahm er seinen Rucksack und schlüpfte aus dem Zelt. Er reckte sich ausgiebig. Der Platz vor dem Zelt, das er gerade verlassen hatte, wirkte im Gegensatz zu denen der benachbarten Zelte äußerst aufgeräumt. Links neben ihm sah es aus, als wäre ein Spirituosenlager in die Luft geflogen. Leere Wodka- und Rumflaschen teilten sich den Platz mit Dutzenden Bierdosen. Wie Fremdkörper wirkten zwei plattgetrampelte Orangensaftflaschen dazwischen. Mehr oder weniger leer gegessene Papp- und Plastikteller rundeten das Bild ab.
    »Ihr habt ’ne geile Party gehabt, was?«, grinste Andreas Stobling, als aus dem Sechsmann-Zelt ein Jugendlicher auftauchte und ein zum Trocknen aufgehängtes Shirt von der Zeltleine zog.
    »Darum sind wir doch hier, oder?«, grinste der Junge ihn an.
    »Ihr habt nicht zufällig heute Nacht noch einen Platz zum Pennen frei?«
    »Boah, nicht wirklich. Wir quetschen uns selbst schon wie die Spargel im Glas.«
    Andreas Stobling winkte ab. »Kein Problem. Der Tag ist noch lang, ich werd schon noch was klarmachen. Vielleicht find ich ja auch noch meinen Kumpel. Der wollte das Zelt mitbringen. Aber der Arsch hat mich versetzt. Wir waren gestern vorm Wacken-Office verabredet, aber er ist nicht aufgetaucht. Ich versuch’s heut noch mal zur gleichen Zeit.«
    »Na, dann hau rein, Alter«, nickte der Junge, stellte sich zwischen sein Zelt und den daneben geparkten Renault und pinkelte ausgiebig auf die Grasfläche unter dem Kofferraum.
    Andreas bahnte sich seinen Weg durch das Campingareal. Länderflaggen an Zelten und Autos demonstrierten, dass eingefleischte Metalheads bereit waren, Tausende von Kilometern zurückzulegen, um bei diesem Mega-Event dabei zu sein. Es gab keinen Kontinent, der nicht vertreten war. In die Geräuschkulisse aus harten Bässen, Gelächter und Gesprächsfetzen mischte sich das Dröhnen der diversen Notstromaggregate. Er grunzte zufrieden. Das war Festivalleben live.
    Sein Ziel war eine der Grillbuden auf dem Wackinger-Gelände. Ohne Zelt und Campingkocher musste er auf das Angebot am Platz zurückgreifen. Und das ärgerte ihn, denn es kostete ihn mehr Geld, als er ausgeben wollte. Gut, dass seine Schwester ihm den Fuffi doch noch zugesteckt hatte.
    Ärger. Ein Gefühl, das ihn nicht allzu oft beschlich. Denn eigentlich war das Leben ein Honigtopf. Auch wenn Conny gern das Gegenteil behauptete. Aber was war verkehrt daran, an den Süßigkeiten des Lebens mal hier, mal dort zu naschen? Die Sonne zu suchen, die Wärme, die Lust. Er war nicht geboren für ein Leben mit festem Wohnsitz, Beruf und Familie.
    Er hatte den Rand des Campingplatzes erreicht und reihte sich auf dem Weg Richtung Wurstbude in die Schar der Leute ein. »Ich bin eine Hummel«, quatschte er grinsend ein Mädchen neben sich an und hob seine Arme zu Flatterbewegungen. »Willst du mein Blümchen sein?«
    Das Mädchen hob nur die Hand und zeigte ihm den Mittelfinger.
    »Braves Mädchen«, lachte er und begann ein Lied zu pfeifen. Der Ärger war wieder verflogen. Tommy würde schon noch auftauchen. Nichts und niemand würde seinen Kumpel dazu veranlassen, Wacken sausen zu lassen!
    * * *
    Wilfried Knebel legte das Telefon auf den Tisch des Besprechungszimmers, nachdem er das Gespräch beendet hatte. »Die Eutiner Hundertschaft ist unterwegs«, klärte er sein Team auf. »Wir brauchen jetzt das Foto von Andreas Stobling.« Fragend blickte er Lyn an.
    »Cornelia Stobling muss jeden Moment damit eintreffen«, sagte sie.
    »Okay«, nickte ihr Chef, »dann sofort damit zum Vervielfältigen und an die Bereitschaftspolizisten verteilen, sobald sie hier sind. Das kannst du übernehmen, Lurchi. Und ich will nicht einen von denen sehen, der mit dem Foto in der Hand über das Festivalgelände latscht. Bläue ihnen ein, dass sie sich das Bild einprägen müssen. Sie dürfen nicht als Polizisten zu erkennen sein.«
    »Wie kommen die Eutiner auf das Gelände?«, fragte Lukas.
    »Ich fahre jetzt direkt nach Wacken und rede mit dem Veranstalter«, antwortete Wilfried. »Wir brauchen jede Menge Otto-Normalverbraucher-Eintrittsbändchen für die Kollegen aus Eutin und für

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