Tod in Wacken (German Edition)
uns. Ich habe die übrigen Abteilungen gebeten, uns jeden Mann abzustellen, der übrig ist. Je mehr Leute das Gelände durchfilzen, desto größer ist die Chance, dass wir Andreas Stobling finden. Und dann setze ich mich mit Staatsanwalt Meier in Verbindung. Bei dem Sachstand sollte es nicht allzu schwer sein, ihn für einen Durchsuchungsbeschluss für das Haus von Werner Schwedtke zu begeistern.«
»Ein Foto von Schwedtke wäre auch nicht schlecht«, sagte Hendrik. »Das könnten wir dann gleich mit verteilen. Vielleicht treibt der sich auf dem Gelände rum.«
»Eine gute Idee«, nickte Wilfried.
Die Tür des Besprechungsraumes wurde geöffnet, und Kommissariatssekretärin Birgit trat ein. »Chef, ich habe hier eine Frau Stobling«, sie deutete mit ihren lila lackierten Nägeln hinter sich.
»Willkommen«, winkte Wilfried die Schwester von Andreas Stobling herein. »Wir warten schon auf das Foto.«
Cornelia Stobling hielt drei Fotos in der Hand. »Suchen Sie sich das beste heraus«, sagte sie, während sie unsicher in die Runde blickte. »Was … was passiert denn jetzt?«
»Wir werden Ihren Bruder suchen«, klärte Lyn sie auf. »Zusätzlich zu den sowieso auf dem Gelände eingesetzten uniformierten Beamten haben wir Bereitschaftspolizisten aus Eutin angefordert, die uns helfen werden, in ziviler Festival-Kluft das Gelände in Wacken zu durchkämmen. Und ab Donnerstag werden wir ihn ausrufen lassen.« Sie zögerte kurz. »Mit dem Hinweis, sich bei uns zu melden.«
Cornelia Stoblings Wangen färbten sich rosa. »Sie haben Angst, dass der Mörder da auch rumläuft, nicht wahr? Dass er meinen Bruder da sucht. Das … das denke ich nämlich auch. Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugemacht.«
»Machen Sie sich bitte keine Sorgen«, sagte Lyn ruhig, »wir werden Ihren Bruder finden.«
»Ich soll mir keine Sorgen machen?« Die Stimme Cornelia Stoblings klang jetzt schrill. »Da draußen läuft ein Irrer rum, der meinen Bruder abknallen will! Und genau darum werde ich jetzt nach Wacken fahren und meinen Bruder suchen. Ich … ich brauche dafür ein Eintrittsbändchen. Aber das Festival ist ausverkauft. Und darum besorgen Sie mir das!«
Lyn tauschte einen besorgten Blick mit Wilfried. »Frau Stobling, das ist keine gute Idee. Sie sind – verständlicherweise – sehr aufgeregt, und das kann im Zweifelsfall mehr schaden als nutzen. Also haben Sie bitte Verständnis, dass …«
»Nein!« Cornelia Stobling unterbrach Lyn laut und deutlich. Die Hysterie war aus ihrer Stimme verschwunden. »Andreas ist die einzige Familie, die ich noch habe. Unsere Eltern sind gestorben, als er fünfzehn war. Seitdem habe ich mich um ihn gekümmert … Sie sorgen dafür, dass ich Zutritt bekomme, oder ich muss andere Wege finden. Und ob das dann der Sache dient, wage ich zu bezweifeln. Hören Sie, ich will meinen Bruder bestimmt nicht in Gefahr bringen. Ich … ich will einfach nur dahin. Und mithelfen. Bitte! Das würde Ihnen doch genauso gehen.«
»Also gut«, nickte Wilfried Knebel. »Sie kriegen Ihr Eintrittsbändchen. Aber Sie dürfen niemanden nach Ihrem Bruder fragen, da wir nicht wissen, wer Freund oder Feind ist. Halten Sie nur Ausschau nach ihm. Wenn Sie ihn finden, rufen Sie uns sofort an.« Er schrieb die Nummer auf einen Zettel. »Und jetzt warten Sie bitte draußen.«
Der Hauptkommissar rieb sich die Hände, nachdem sich die Tür hinter Cornelia Stobling geschlossen hatte. »Wir haben ein paar heiße Tage vor uns. Packen wir’s an. Hendrik und Lurchi können sich mit auf die Suche machen. Und du, Lyn, hörst dich bitte im Ort um. Wir brauchen Infos über Festival-Hasser. Anschließend kannst du dich an der Suche beteiligen. Ich werde auch noch Kollegen aus anderen Kommissariaten akquirieren.«
Lyn nickte. »Ich könnte dir den Weg zu den Veranstaltern des Festivals abnehmen. Du hast hier doch genug zu koordinieren. Vielleicht haben sie einen Tipp für uns. Und ich werde Werner Schwedtkes Nachbarin noch einmal aufsuchen und ihr das Foto von Andreas Stobling zeigen. Dann wissen wir sicher, ob er der Begleiter von Thomas Lug war.«
»In Sachen Festival-Hasser hab ich einen heißen Tipp«, hakte Thilo ein. »Meine alte Bio-Lehrerin führt seit Anbeginn einen aussichtslosen Kampf gegen das Festival. Sie wohnt quasi in direkter Nachbarschaft zum Gelände. Besuch sie doch mal, Lyn. Die wird sich schön auskotzen. Vielleicht kommt auch was Verwertbares dabei rüber.«
»Deine Lehrerin? Dann solltest du das machen«,
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