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Tod in Wacken (German Edition)

Tod in Wacken (German Edition)

Titel: Tod in Wacken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Denzau
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kaum wahr, dass er nach dem Rucksack griff und schnell fand, was er suchte. Noch während sie die Autotür wie im Wahn immer wieder das winzige mögliche Stück auf- und zuzog, spürte sie einen Einstich an ihrem linken Oberarm.
    Abrupt ließ sie die Tür los und fuhr mit ihrer rechten Hand über den Arm. »Was haben Sie da gemacht?« Ihre Stimme überschlug sich. »Was haben Sie mir da …?« Hysterisch krallte sie die Fingernägel in sein Gesicht, das er nicht schnell genug wegzog.
    Bereits als er wütend ihre Handgelenke packte, wurde ihr schwummerig. Todesangst überfiel sie. Die Gewissheit zu sterben begleitete sie in die Dunkelheit.
    * * *
    Lyn steckte grinsend den Kopf in Hendriks Büro. »Rate mal, wer jetzt Feierabend hat und nach Hause fährt?«
    »Du Glückliche«, brummte Hendrik und fletschte die Zähne. »Ich würde ja auch gern gehen, aber ich erreiche diesen verdammten Pastor nicht. Ich will die vollständige Liste.«
    »Jetzt fluch nicht auf den armen Pastor.« Lyn stellte sich hinter Hendrik, schlang die Arme um seinen Oberkörper und küsste seinen Hals. »Wer weiß, wo der steckt. Der macht sich vielleicht ein schönes Wochenende mit seinem Irmchen.« Sie blickte auf ihre Armbanduhr. »Wann triffst du dich mit deinen Handballern?«
    »Um zwanzig Uhr. Also versuche ich mein Glück noch ein Weilchen.« Hendrik zog Lyn zu sich herum auf seinen Schoß. Sein Finger strich von ihren Lippen den Hals hinab zum Dekolleté. »Ich könnte das Treffen auch absagen. Weil ich gerade sehr viel mehr Lust auf …«
    »Heute Abend nicht«, fiel Lyn ihm lächelnd ins Wort. »Du weißt doch: Weiberabend mit Lotte.«
    Hendrik seufzte. »Versuchen musste ich es. Was wollt ihr machen?«
    »Lotte darf entscheiden. Ich muss noch ein paar Pluspunkte einfahren. Aber ich hoffe, sie guckt mit mir Jane Austens ›Stolz und Vorurteil‹. Wir lieben diese Schnulze.«
    Als sie nach einem langen Kuss aufstand und zur Tür ging, sagte Hendrik: »Ich weiß, wie du Pluspunkte bei Lotte sammeln kannst.«
    »Wie?«
    »Nimm sie mit nach Wacken. Du hast dein Eintrittsbändchen, und sie hat Carmens Karte.«
    »Spinnst du?«
    »Schwedtke ist tot, Lyn. Und sogar Andy Stobling ist wieder auf dem Festival. Meiner Meinung nach der Einzige, der noch einen Grund hätte, sich ab und zu einmal umzudrehen. Du weißt ja, meine Theorie des zweiten Täters. Aber es ist nur eine Theorie.« Er griente. »Das wären auf Jahre gesicherte Pluspunkte.«
    »Cool, Mama! Jetzt hast du’s aber echt rausgerissen!« Charlotte schmatzte einen Kuss auf Lyns Wange und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Geschehen auf der »Black Stage« zu. »Cradle of Filth« spielten um ihr Leben, und die schwarze Menge tobte. Lyn sah auf ihre Uhr. Noch eine halbe Stunde, dann kamen die »Scorpions«. Der einzige Lichtblick in dieser visuellen und akustischen Schlammhölle.
    Zum Glück hatte Charlotte nicht darauf bestanden, in vorderster Front zu verweilen. Hier am Rand des Infields ließ es sich aushalten. Und was war schon ein irreparabler Trommelfellschaden gegen das Leuchten in Lottes Augen?
    »Mega!«, schrie Charlotte, als der vampirische Leadsänger einen letzten hohen Schrei ausstieß. »Nächstes Jahr hol ich mir auf jeden Fall eine Karte. Du auch?«
    »Mein größter Wunsch.« Im nächsten Leben.
    Im übernächsten.
    Lyn zuckte zusammen, als neben ihr jemand grunzte. Ein langmähniger Rockertyp warf seinen Kopf im Takt hin und her, während er mit geschlossenen Augen vom Grunzen ins Schreien wechselte. Die Spitzen seiner langen Mähne streiften dabei Lyns Schultern. Schnell trat sie einen Schritt zur Seite und starrte ihn an.
    »Was ist?«, rief Charlotte ihr zu. »Kennst du den?«
    »Nein«, winkte Lyn ab, »aber ich weiß, was er von Beruf ist. Herzchirurg.«
    Charlotte zeigte ihrer Mutter einen Vogel.
    Lyns Blick wanderte weiter über die Menschenmasse. Ob Andreas Stobling mittendrin war? Zusammen mit seiner Schwester? Oder waren die beiden zurück nach Hamburg gefahren? Cornelia verspürte bestimmt kein Bedürfnis nach einem weiteren Aufenthalt hier.
    »Geht ihr morgen Eis essen, wenn Krümel wieder da ist?«, fragte Charlotte und nahm einen Schluck von dem Met, den Lyn ihr spendiert hatte. »Ich bin auf jeden Fall nicht dabei. Max kommt.«
    »Das habe ich ihr versprochen«, nickte Lyn.
    »Mit oder ohne Hendrik?«
    Lyn seufzte. Diese Frage hatte sie sich auch schon gestellt. Hendrik ging selbstverständlich davon aus, dass er dabei wäre. Aber Sophie würde

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