Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod in Wolfsburg (German Edition)

Tod in Wolfsburg (German Edition)

Titel: Tod in Wolfsburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Kuck
Vom Netzwerk:
Teich existierte schon seit einigen
Jahrhunderten, wie Rabeas Vater erzählt hatte, als sie mal vor einer halben
Ewigkeit – oder auch einer ganzen – einen langen Spaziergang zusammen
unternommen hatten. Seine Entstehung ging zurück auf die Zeit, als man hier in
der Gegend Ton gewonnen und sich in der ursprünglichen Entnahmestelle später
Wasser gesammelt hatte. Dreihundert Meter nördlich des Teichs hatte es bis um
1970 eine Ziegelei und weitere Tonentnahmestellen gegeben, die später mit Müll
aufgefüllt worden waren. Rabea war erstaunt, dass sie sich noch so genau an die
Schilderungen ihres Vaters erinnerte. Ihr Erdkundelehrer wäre noch erstaunter.
    Sie waren an der östlichen Uferseite verabredet. Wald und Schilf
wuchsen hier besonders dicht und undurchdringlich. Modriger Geruch stieg auf.
Enten schnatterten. Rabea schob ihr Rad in ein Gebüsch und folgte einem
Wildpfad, während sie nach allen Seiten Ausschau hielt und die Ohren spitzte.
Vor den Schwänen musste man sich in Acht nehmen. Die verstanden keinen Spaß,
insbesondere wenn sie Junge hatten. Rabea bewunderte ihre Eleganz und
kompromisslose Angriffswut, wenn man ihre Grenze überschritt.
    Plötzlich hörte sie eine leise Stimme, dann eine zweite: Nelli und
Philippa. Lola war entweder still, was durchaus zu ihr passte, oder noch nicht
eingetroffen, was Rabea wundern würde. Sie beide waren seit der Grundschule in
einer Klasse, und Lola war immer pünktlich. So wie ihr Haar immer gekämmt war
und sie niemals mit schmutzigen Schuhen aus dem Haus ging. Lola war etwas
Besonderes.
    Der Pfad beschrieb zur Teichseite einen Bogen und führte ins Schilf.
Auf einer verwitterten Holzbank kauerten Nelli und Philippa und hatten die
Köpfe zusammengesteckt. Sie fuhren herum, als Rabea plötzlich vor ihnen stand.
    »He! Wie wäre es, wenn ihr mal ein bisschen mehr aufpassen würdet?«
    Nelli erhob sich ächzend und setzte ein zittriges Lächeln auf. Das
Sweatshirt spannte über ihrem Busen, und die Hose saß knalleng. Philippa
blickte mit kohlschwarzen strahlenden Augen zu Rabea hoch und rutschte zur
Seite.
    »Willst du dich setzen?«
    »Nein. Wo ist Lola?«
    »Wahrscheinlich zu Hause. Kann sein, dass da die Kacke ziemlich am
Dampfen ist«, sagte Philippa und streckte die Beine aus. »Wegen der Bullen. Die
haben bei ihr vor der Tür gestanden.«
    Rabea verschränkte die Arme. »Wieso das? Ich denke, die waren in der
Schule.« Sie warf Nelli einen schnellen Blick zu.
    »Eure Klasse hat eine Exkursion ins Schloss gemacht – irgendeine
Ausstellung besuchen –, und Lola ist danach gleich nach Hause gefahren. Deshalb
sind die Bullen bei ihr aufgekreuzt. Ich schätze, ihre Mutter hat sie danach
nicht mehr weggelassen und ihr Handy kassiert. Wir haben kurz telefoniert, und
plötzlich war die Verbindung unterbrochen.« Philippa grinste. »Du kennst ja
ihre Mutter.«
    Allerdings. Rabea starrte einen Moment über den Teich. Lolas Mutter
war der Ansicht, dass sie noch eine ganze Menge mitzureden hatte, was das Leben
ihrer Tochter betraf. Wenn sie sich da mal nicht gewaltig in den Finger
schnitt. Oder längst geschnitten hatte.
    »Bei dir waren sie also noch nicht?«, fragte Philippa.
    Rabea zuckte die Achseln. »Ich war nicht zu Hause.« Sie wandte sich
Nelli zu. »Leg mal los – was genau wollten die wissen?«
    »Na, den ganzen Mist noch mal von vorne – was an dem Abend los war,
ob wir fünf befreundet waren und häufiger zusammen losgezogen sind und so
weiter. Die übliche Frage nach den Drogen. Und ich hab halt alles noch mal
erzählt«, berichtete Nelli. Sie versuchte, die Hände in die Hosentaschen zu
stecken, was ihr aber nicht gelang. »Soweit ich es noch wusste.«
    »Na, das dürfte doch nicht allzu schwierig gewesen sein.«
    »Nö.«
    »Was noch?«
    Philippa blickte hoch. »Mich haben sie noch nach der Alten und dem
Sturz vor den Bus befragt. Ich hab erzählt, dass ich gesehen habe, wie sie auf
die Straße gestolpert ist – Ende Gelände.«
    Rabea atmete tief durch. »Geht es etwas genauer?«
    »Na, die Kommissarin wollte wissen, wo ich stand, als der Unfall
passierte, ob ich etwas mitbekommen hätte, ob ich die Großmutter von Karen
kannte und so weiter.«
    »Hm. Klingt auch nicht neu.«
    »Ganz meine Meinung.« Philippa griente.
    »Aber es muss doch einen Grund geben, dass die noch mal in der
Schule auflaufen und nachfragen«, überlegte Rabea. »Habt ihr eine Idee?«
    »Na ja …« Nelli kratzte mit der Stiefelspitze in der Erde herum.
»Ich war schon auf

Weitere Kostenlose Bücher