Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod in Wolfsburg (German Edition)

Tod in Wolfsburg (German Edition)

Titel: Tod in Wolfsburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Kuck
Vom Netzwerk:
dem Bett holen. Also, wissen
Sie, ich …«
    »Schluss mit dem Theater!«, unterbrach Johanna sie plötzlich laut.
»Es hat einen weiteren Todesfall gegeben, und es wird Zeit, dass ihr Farbe
bekennt – in allen Einzelheiten.«
    Nelli erbleichte. »Einen weiteren Todesfall? Was meinen Sie damit?«
    »Betty Flint ist tot.«
    Lola setzte sich gerade auf. »Was?«
    »Sie hat sich die Pulsadern aufgeschnitten«, fügte Johanna in nun
wieder fast beiläufigem Ton hinzu und öffnete ihren Ordner, dem sie mehrere
Fotos von dem toten Mädchen in der Wanne entnahm. »Schaut sie euch genau an!
Wisst ihr, warum sie das getan hat?«
    Nelli öffnete den Mund und schloss ihn wieder, während Lola schnell
hochsah und Johanna mit zusammengepressten Lippen anstarrte.
    »Ich sag es euch – ihre Angst war so groß, dass sie nicht mehr damit
leben konnte. Und ich sag euch noch etwas.« Johanna beugte sich über den Tisch
vor und sah abwechselnd von einer zur anderen. »Wir wissen nun sehr genau,
warum und vor wem sie Angst hatte, und wir sind darüber im Bilde, was mit Karen
passiert ist. Betty hat nämlich einen Abschiedsbrief hinterlassen.« Die
Kommissarin fixierte Lola. »Was sagst du dazu?«
    Das Mädchen schluckte. Und schwieg.
    »Das ist nicht viel«, bemerkte Johanna. »Aber vielleicht musst du ja
ein bisschen nachdenken. In aller Ruhe nachdenken. Kann ich gut verstehen, denn
du solltest dir jetzt sehr genau überlegen, ob es wirklich sinnvoll ist, bei
deiner bisherigen Geschichte zu bleiben. Jugendknast ist nicht ohne, und jeder
Monat, der dir erspart bleibt, weil du dich kooperativ oder gar ein wenig
reuevoll zeigst, kommt deinem zarten Teint zugute.«
    Lola versuchte, ihrem Blick standzuhalten, aber nach drei Sekunden
wandte sie sich ab, strich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht und begann dann,
ihre Finger zu kneten.
    »Ein Abschiedsbrief?«, fragte sie dann. »Na ja, man kann eine Menge
schreiben, aber das bedeutet ja …«
    Johanna stand abrupt auf und sah mit zusammengebissenen Zähnen auf
Lola hinunter. Am liebsten hätte sie das Mädchen gepackt und so lange
geschüttelt, bis ein halbwegs vernünftiger Satz aus ihr herausgekommen wäre.
Oder ein Funken Mitgefühl. Das wäre doch mal was Neues gewesen.
    »Weißt du was? Bevor du jetzt irgendwelchen Unsinn von dir gibst,
der mich nur anödet und den du später bitter bereust, spendiere ich dir eine
Pause«, sagte sie mit tiefer Stimme. »Du wartest erst mal allein nebenan und
gehst ein bisschen in dich. Es gibt eine Menge zu bedenken, und du brauchst
sicher ein wenig Ruhe, um all deine Gedanken zu sortieren und dann eine
Entscheidung zu treffen. Ich hoffe sehr, dass es die richtige sein wird, und
glaub mir, das ist keine belanglose Redensart.« Sie winkte Beran, die Lola aus
dem Raum führte, um sich dann wieder zu setzen und Nelli zuzuwenden.
    So groß und wuchtig das Mädchen gebaut war, so unsicher und zart
wirkte es plötzlich.
    »Und was ist mit mir?«
    »Mit dir fange ich jetzt an.«
    »Aber Lola hat doch recht – wir haben schon alles …«
    »Ihr habt euch eine Geschichte zurechtgelegt, die ihr auf Biegen und
Brechen aufrechterhalten wollt, das ist alles«, unterbrach Johanna sie. »Ihr
habt sie auswendig gelernt, um sie immer und immer wieder erzählen zu können –
ohne Lücken und Widersprüche, egal, wer euch warum befragt. Jede einzelne von
euch. Die Krähen halten zusammen – ist das euer Motto?«
    Nelli fuhr zurück.
    »Erst recht, wenn es um Drogen, Gewalt, Vergewaltigung und Mord
geht, oder?«
    Das Mädchen hob die Hände. »Wir haben Karen nicht umgebracht, das
müssen Sie mir glauben. Warum sollten wir das tun?«
    Kein schlechtes Argument, dachte Johanna. »Erzähl mir von Rabea. Was
ist sie für ein Mädchen?«
    »Aber … warum?«
    »Weil ich frage. Und ich frage, weil es mich interessiert.«
    Nelli schwieg einen Moment verwirrt. »Rabea weiß immer, was zu tun
ist«, sagte sie dann. »Sie hat ein Ziel. Sie treibt nicht einfach so dahin. Bei
ihr hat alles Hand und Fuß.« Sie nickte zur Bekräftigung.
    »Sie ist klug und schön, und sie weiß, wo es langgeht?«
    »Genau. Sie ist so … selbstverständlich. Man zweifelt nicht an ihr
und auch nicht an ihren Worten, verstehen Sie, was ich sagen will?« Einen
Augenblick wirkte sie verlegen. »Selbst wenn sie mal wütend ist. Mein Platz ist
trotzdem neben ihr.«
    Meine Güte, dachte Johanna, sie ist ihre Göttin. »Was macht Rabea
denn wütend?«
    »Wenn man sich nicht an Absprachen hält, zum

Weitere Kostenlose Bücher