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Tod in Wolfsburg (German Edition)

Tod in Wolfsburg (German Edition)

Titel: Tod in Wolfsburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Kuck
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wenn sie schon wieder durch
die Gegend laufen kann, so kurz nach … Na ja, ich will gerade einsteigen, als
mir plötzlich jemand auf die Schulter tippt. Ich weiß nicht, wann ich mich das
letzte Mal so erschreckt habe. Ich fuhr herum, und da stand sie in der
Dunkelheit und stierte mich an.«
    »Und dann?«
    »Begann sie zu lächeln.«
    »Sie lächelte?«
    »Ja. Sie lächelte. Und dann sagte sie mit leiser, aber fester
Stimme, dass sie sich die Kennzeichen von dem Wagen gemerkt hätte, dass sie
mich identifizieren könnte und dass sie jetzt sofort zur Polizei gehen würde.
Da habe ich rotgesehen. Und zugeschlagen. Sie ging zu Boden und knallte mit dem
Genick an die Kante der offenen Wagentür. Ich glaube, sie war sofort tot.«
Ricos Hände zitterten. »Ich wollte das nicht. Das müssen Sie mir glauben. Aber
es war zu spät. Was sollte ich tun? Ins Krankenhaus fahren? Sie liegen lassen.
Das ging nicht. Ja, ich habe sie dann nach Vorsfelde gefahren und auf die
Gleise gelegt … Am nächsten Tag bin ich nach Süddeutschland … Geschäfte … weit
weg, nicht mehr daran denken. Bloß nicht mehr daran denken.«
    »Warum haben Sie sie gefesselt?«
    »Sie sollte in einer ganz bestimmten Stellung liegen bleiben, damit
an ihrem Kopf keine Spuren von dem Auto … Na, Sie wissen schon.«
    »Aber sie war doch tot.«
    »Ja, aber … ich wollte sichergehen, dass sie nicht doch zur Seite
wegrutscht.«
    Zwei Minuten lang blieb es völlig still in dem kleinen Raum.
    »Schlafen Sie eigentlich ruhig, Lappa?«, fragte Johanna dann. »Oder
steht manchmal im Traum Karen hinter Ihnen und tippt Ihnen auf die Schulter?«
    Er wurde weiß. »Warum jetzt? Warum kommen Sie erst jetzt? Nach all
den Monaten?«, fragte er.
    »Letztlich habt ihr das Philippa zu verdanken«, antwortete Johanna
nach einer längeren Pause, in der sie überlegte, ob Lappa überhaupt eine
Erörterung der Zusammenhänge verdient hatte. »Oder auch Karens Großmutter, die
nicht aufgehört hat, an ihre Enkelin zu glauben und daran, dass ein Verbrechen
geschehen war. Sie hakte nach, stellte Fragen, kreuzte mehrfach in der Schule
auf. Philippa hat schließlich gemeint, ihr einen kleinen Denkzettel erteilen zu
müssen. Sie hat sie vor den Bus gestoßen. Karens Großmutter wurde nur leicht
verletzt und ließ sich immer noch nicht beirren. Es gibt solche Menschen.
Starke, unbeirrbare Menschen, die unsere ganze Bewunderung und unseren Respekt
verdienen. So wurde erneut die Staatsanwaltschaft eingeschaltet, die
schließlich entschied, den Fall neu aufzurollen und für diese Aufgabe eine
neutrale Sonderermittlerin – mich – einzusetzen.«
    Sie stand auf. Er blickte zu ihr hoch und nickte langsam.
    »Lass ihn abführen, Beran.«
    Sie kam gerade aus der Dusche, als Reinders sich noch einmal per
Handy meldete. »Sie werden nicht glauben, wer einen Schuldschein bei Kaunta
unterschrieben hat.«
    »Keine Ratespiele mehr, Reinders – ich falle gleich um vor
Müdigkeit.«
    »Moritz Milbert.«
    Das war allerdings eine Überraschung. Eine große Überraschung.
    »Weiß er, dass …«
    »Nein. Ich habe gerade mit ihm telefoniert. Er hat keine Ahnung.«
    Vielleicht ist es besser so, dachte Johanna.
    »Schlafen Sie gut, Kommissarin.«
    »Sie auch, Reinders.«
    Bevor sie ins Bett ging, erstattete sie Magdalena Grimich noch einen
kurzen Bericht. Sie sprach ihr zwei Minuten auf die Mailbox.

31
    Das Mädchen öffnete die Tür nur einen winzigen Spalt und
starrte sie feindselig an.
    »Sie sind verhaftet«, sagte Johanna. »Alle. Sie kommen ins
Gefängnis. Alle. Wenn du dich entschließen könntest, doch eine Aussage zu
machen – gemeinsam mit all den anderen betroffenen Mädchen –, könnten die
Anklagen noch besser vorbereitet werden. Verstehst du das?«
    Marie Clemens nickte. Und schloss die Tür.
    »Ich bin auf dem Heimweg«, sagte Johanna und fuhr auf die Autobahn.
Sie telefonierte nicht gern über Headset, aber oftmals blieb ihr nichts anderes
übrig.
    »Ach, doch so schnell.«
    Das klang fast bedauernd, obwohl Johanna sich nicht vorstellen
konnte, was genau ihre Mutter bedauerte. Sie hatte sich fest vorgenommen, nach
Peter zu fragen. Dem Bruder, von dem ihre Großmutter erzählt hatte. Im letzten
Moment kniff sie. Ein anderes Mal, dachte sie. Nicht jetzt. Keine Zeit und
keine Kraft für Familientragödien.
    Sie beendete das Gespräch, legte das Handy beiseite und gab Gas.
     
    ENDE

Hannes Nygaard
    NIEDERSACHSEN MAFIA
    Kriminalroman
    ISBN 978-3-86358-000-1
    »Einmal mehr erzählt Hannes

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