Tod ist nur ein Wort
sich wegen Bastiens Le-Mans-Stil überschlugen, wenigstens eine Überlebenschance hatte.
Es war mittlerweile pechschwarz draußen, nicht nur wegen des Regens, sondern auch wegen der fortgeschrittenen Stunde. Halb in der Hoffnung, dass er ihre Anwesenheit vergaß, halb verärgert, dass es tatsächlich so sein könnte, schmiegte sich Chloe in ihren Sitz, als er plötzlich das Steuer nach rechts zog und mit quietschenden Reifen an einer Hecke zum Stehen kam.
Die Straße war zu schmal zum Parken, doch sie waren die ganze Zeit noch keinem anderen Wagen begegnet. Was ihr ein Gefühl der Unsicherheit gab, wenn sie darüber nachdachte. Sie war auf einer dunklen Straße allein mit einem Mann, den sie nicht kannte und dem sie nicht traute.
Dieses Mal schaltete er die Innenbeleuchtung ein, die in dem engen Wagenraum harte Schatten warf. Bastien sah nicht länger gelassen und charmant aus, sondern gefährlich.
“Was zum Teufel machen Sie da?”, wollte er wissen.
“Ich versuche mich anzuschnallen.” Unglücklicherweise zitterte ihre Stimme vor Kälte. “Sie fahren zu schnell.”
“Idiotin”, grummelte er unterdrückt und langte nach etwas hinter ihrem Sitz. Dabei streifte er sie, und sie hielt den Atem an, bis er sich wieder zurücklehnte. Er hielt ein weißes Hemd in der Hand, und bevor sie ahnte, was er vorhatte, hielt er ihr Kinn fest und begann, ihr Gesicht abzutrocknen.
“Sie sehen aus wie ein Waschbär”, sagte er mit ausdrucksloser Stimme. “Ihr Make-up ist völlig verlaufen.”
“Großartig”, murmelte sie und griff nach dem Hemd. “Ich mache das.”
Er zog es weg. “Sitzen Sie still”, sagte er und tupfte überraschend vorsichtig ihre Lider ab. Das Hemd roch nach ihm. Nach seinem schwer zu beschreibenden Parfum, nach den Zigaretten, die er nicht rauchen sollte, nach dem undefinierbaren Duft seiner Haut. Aber woher wollte sie überhaupt wissen, wie seine Haut roch?
Er ließ das Hemd in ihren Schoß fallen, hielt ihr Gesicht jedoch weiter fest. “Na also”, sagte er. “Viel besser. Nun sehen Sie einfach nur geheimnisvoll und etwas derangiert aus. Man wird glauben, wir hätten den Nachmittag im Bett verbracht. Was wir wohl auch getan hätten, wenn Sie nicht so amerikanisch wären.”
Sie versuchte, ihr Gesicht abzuwenden, doch er gab sie nicht frei. “Haben wir aber nicht.”
“Ja, was zu schade ist. Wir könnten jedoch einen kleinen Umweg machen – Hakim erwartet uns nicht.”
“Nein danke”, sagte sie mit so viel Höflichkeit, wie sie aufbringen konnte.
Er bewegte sich nicht. Noch immer hielt er ihr Kinn fest und sah sie mit seinen dunklen, fast schwarzen Augen beinahe nachdenklich an. Nichts konnte sie in ihnen lesen, und doch verschlug es ihr den Atem, weil sie wusste, was geschehen würde.
“Das ist ein Fehler”, sagte er ruhig.
Und bevor sie fragen konnte, was, nahm er ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie.
Man nannte es nicht von ungefähr französisch Küssen, war Chloes letzter zusammenhängender Gedanke. Er zeigte sich als Meister darin, indem sein Mund zunächst sanft über ihre Lippen strich und er dann seine Zunge folgen ließ. Sie wusste, dass sie ihn eigentlich zurückstoßen sollte, doch sie öffnete ihre Lippen, mochte das noch so dumm sein.
Was konnte ein Kuss schon schaden? Vor allem von jemandem, der so begabt darin war wie Bastien. Wesentlich mehr würde in dem winzigen Cockpit des Porsche kaum passieren, und wenn sie erst zurück im Château waren, konnte sie ihm aus dem Weg gehen, wenn sie sich bemühte. Also gab es keinerlei Grund, sich nicht in den Ledersitz sinken und von ihm küssen zu lassen, wobei er jetzt mit seinen Zähnen an ihrer Unterlippe knabberte, ein zartes erotisches Zupfen, das sie leise aufstöhnen ließ.
Er hob den Kopf, seine Augen glänzten in der Dunkelheit. “Gefällt dir das, Chloe? Du darfst mich immer zurückküssen.”
“Ich – Ich d-dachte, wir s-seien uns einig g-gewesen, dass d-dies keine g-gute Idee ist”, stammelte sie. Sie entschied sich, alles auf die Kälte zu schieben, auch wenn sie spürte, wie sie innerlich brannte.
“Nein, das ist es nicht”, stimmte er zu und fuhr mit seinen Lippen ihren Kiefer entlang. “Aber gute Ideen sind immer so langweilig.”
Er küsste sie jetzt fester. Sein Kuss war keine süße Verführung mehr, sondern eine Forderung. Eine Forderung, der sie nachgeben wollte.
Seine Hand auf ihrem Oberschenkel wanderte unter den ruinierten Seidenrock, und die Berührung war wie eine heiße
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